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Sonderausstellung

TPunker und Yoga-Frosch: Bei Heike Gathmann dreht sich alles ums Ei

Für die Beschriftung „Frohe Ostern“ auf dem Gänseei verwendete Heike Gathmann das Mundstück eines Saxofons.

Für die Beschriftung „Frohe Ostern“ auf dem Gänseei verwendete Heike Gathmann das Mundstück eines Saxofons. Foto: Laudien

Diese Art der Kunst ist ungewöhnlich - und sie ist witzig. Heike Gathmann verwandelt profane Eier in Hingucker. An eine Ausstellung erinnert sie sich besonders gut.

Von Susanne Laudien Samstag, 01.03.2025, 13:50 Uhr

Harsefeld. Dass kein Ei dem anderen gleicht, ist hinreichend bekannt. Doch welche Vielfalt Eier bieten können, das zeigt Heike Gathmann in der Sonderausstellung Kunst und Ei im Museum Harsefeld, die am Donnerstag, 6. März, um 17 Uhr von Flecken-Bürgermeisterin Susanne de Bruijn eröffnet wird.

Die Issendorfer Künstlerin präsentiert ausgefallene Kunstobjekte zum Schauen, Staunen und Schmunzeln, die nicht nur zur Osterzeit Freude bereiten, sondern auch Sammlerherzen höher schlagen lassen. „Bei meiner ersten Ausstellung 2007 in Harsefeld wollte ein Fredenbecker Eierhändler gleich meine komplette Sammlung aufkaufen inklusive der riesigen Eier-Uhr, die ich aus einer alten Standuhr und einem Straußen-Ei als Pendel kreiert hatte“, erinnert sich die Künstlerin.

Das Patchwork-Muster, beim TV-Moderatoren entdeckt, kleidet auch große und kleine Eier.

Das Patchwork-Muster, beim TV-Moderatoren entdeckt, kleidet auch große und kleine Eier. Foto: Laudien

Ihr umfangreiches Eier-Spektrum reicht vom Punker-Ei mit durchbohrtem Nagel und Sicherheitsnadel als provozierendes Zeichen über drehende Discokugel-Modelle mit schillernden Effekten bis hin zu originellen Eiern mit Stoff, Heftzwecken oder vielsagender Beschriftung.

Unterschiedliche Eier-Arten

Für ihre Kunstwerke verwendet Heike Gathmann gerne unterschiedliche Eier von gefiederten Artgenossen wie Zebra-Finken, Kanarienvögel, Tauben, Hühner, Gänse, Schwäne, Fasane und Strauße. „Selbst meine Darstellung dieser unbearbeiteten Eier ist auch für Schülerinnen und Schüler durchaus informativ“, sagt die Künstlerin.

Japanischer Haiku-Spruch auf deutschem Hühnerei.

Japanischer Haiku-Spruch auf deutschem Hühnerei. Foto: Laudien

Bereits während ihres Grafikstudiums in Hamburg hatte Heike Gathmann eine besondere Vorliebe für Ornamente und Schriftgestaltung. Danach arbeitete sie bei dem namhaften Hamburger Unternehmen Montblanc, das Schreibgeräte herstellt. Später gab sie als Dozentin Kurse für Kalligrafie und Marmorieren an der Volkshochschule in Harsefeld, Horneburg und Ahlerstedt.

Nach Illustrationen für ein Kochbuch sei ihr vor mehreren Jahren die Idee gekommen, ihre künstlerischen Fähigkeiten auf das Ei zu bringen. „Wenn ich meine Objekte kreiere, verrinnt die Zeit so schnell wie bei einer Eieruhr“, erzählt die 76-Jährige.

Ob klein oder groß, gesprenkelt, mit weicher oder rauer Schale - je unorthodoxer das Ei ist, desto interessanter sei es für sie, sagt Gathmann. Auch bei der Bearbeitung greift die Künstlerin gerne zu völlig unterschiedlichen Techniken und Materialien.

Verse von Ringelnatz und Goethe

Mit einer Kalligrafiefeder verewigt sie schöne Schriften auf klitzekleinen Eiern von Kanarienvögeln ebenso wie auf großen Straußeneiern. Ihre Texte reichen von „Frohe Ostern“, das sie mit dem hölzernen Mundstück eines Saxofons schrieb, bis zu dem bekannten Lied von Sänger Reinhard Mey „Über den Wolken“ - aber auch ganze japanische Haiku-Sprüche und Verse von Goethe, Ringelnatz und Wilhelm Busch bringt sie in geschwungener Schönschrift wirkungsvoll auf die Ei-Rundungen.

Inspiriert von der Wachstechnik sorbischer Frauen.

Inspiriert von der Wachstechnik sorbischer Frauen. Foto: Laudien

Manche der kleinen Kunstwerke sind wahre Überraschungseier - oft mit Humor und Witz dank amüsanter Wortspiele. Etwa beim Spiegelei, dessen Schrift erst im Spiegel lesbar wird. Und ein gelbes Ei erhielt den Namen „Sauer-ei“, weil es aussieht wie eine Zitrone.

Auch ihre Hobbys inspirierten die Künstlerin zu Eier-Objekten. Durch das Nähen von Patchwork-Decken und -Kissen etwa verewigte sie kleine quadratische Muster auf Eiern. Auch ihre Tiffany-Glaskunst spiegelt sich auf Hühnereiern wider. Zum gemusterten Milchkrug und zum geblümten Porzellanservice schuf sie ebenfalls entsprechende Eier-Varianten.

Selbst das filigrane Muster von Spitzendeckchen fräste sie mit einem kleinen Bohrer in die Eierschale. „Das machte ein richtig fieses Geräusch wie beim Zahnarzt“, lacht Gathmann. Auch die Wachstechnik sorbischer Frauen inspirierte sie zu eigenen Kreationen.

Zum Schmunzeln: Der Yoga-Frosch zeigt Eier.

Zum Schmunzeln: Der Yoga-Frosch zeigt Eier. Foto: Laudien

Hingucker zum Schmunzeln: Ein sitzender Yoga-Frosch, der buchstäblich die Eier hat und diese links und rechts auf kleinen Kissen, die Heike Gathmann aus Fimo Knete formte, in Balance hält. Inspiriert wurde sie zu diesem Unikat und weiteren goldglänzenden Ei-Varianten durch den Besuch einer Tutanchamun-Ausstellung. „Ich bin ständig und überall auf der Suche nach neuen Ideen für die Kunst am Ei“, so die 76-Jährige.

Heike Gathmann mit dem Ei passend zum Milchkrug.

Heike Gathmann mit dem Ei passend zum Milchkrug. Foto: Laudien

Öffnungszeiten im Museum Harsefeld, Am Amtshof 3: täglich außer montags, von Oktober bis März 15 bis 17 Uhr, April bis September 15 bis 18 Uhr, sonn- und feiertags auch 10 bis 12 Uhr. Telefon zu den Öffnungszeiten: 04164/ 6910.

Heike Gathmann zeigt ihr Punker-Ei.

Heike Gathmann zeigt ihr Punker-Ei. Foto: Laudien

Ein Hühner-Ei mit schöner Schrift verziert.

Ein Hühner-Ei mit schöner Schrift verziert. Foto: Laudien

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