Zähl Pixel
Wirtschaft

TRancke Fahrzeugbau in Stade: Hier sind Spezialisten am Werk

Julian Roß hat den alteingesessenen Betrieb Rancke Fahrzeugbau übernommen. Die Spezialisten für Tieflader brauchen Fingerspitzengefühl.

Julian Roß hat den alteingesessenen Betrieb Rancke Fahrzeugbau übernommen. Die Spezialisten für Tieflader brauchen Fingerspitzengefühl. Foto: Klempow

Die Fahrzeugbauer bei Rancke in Stade sind echte Tüftler. Das war schon immer so. Besondere Ideen gehören hier zum Handwerk. Ein Besuch bei den Spezialisten.

author
Von Grit Klempow
Samstag, 14.09.2024, 19:20 Uhr

Stade. Rancke Fahrzeugbau ist ein Stader Traditionsbetrieb mit neuen Ideen. Die liefert auch Geschäftsführer Julian Roß, der den Betrieb vor zwei Jahren übernommen hat.

Diese Ideen führen eine Delegation der Handwerkskammer an diesem Nachmittag auf das Rancke-Betriebsgelände an der Altländer Straße. Die Gäste aus dem Landtag, vom Niedersächsischen Wirtschaftsministerium, der Wirtschaftsförderung und der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade sind auf Innovationstour.

Neues Geschäftsfeld ragt heraus

In der Werkshalle sirrt eine Flex. Metall scheppert an Metall. Alles scheint hier groß und schwer zu sein. Dabei steckt die Arbeit der Fahrzeugbauer doch in der Liebe zum Detail. Die Hebebühne kann sogar 40-Tonner stemmen, sagt Julian Roß. Der Hemmoorer hat die Stader Traditionsfirma vor zwei Jahren übernommen und ihr ein weiteres Geschäftsfeld erschlossen, das in der Halle überragend gut zu sehen ist.

Seit 2022 ist Rancke Servicepartner des Kran-Herstellers Palfinger. Rancke-Geschäftsführer Julian Roß hat damit ein weiteres Geschäftsfeld erschlossen.

Seit 2022 ist Rancke Servicepartner des Kran-Herstellers Palfinger. Rancke-Geschäftsführer Julian Roß hat damit ein weiteres Geschäftsfeld erschlossen. Foto: Klempow

Rancke repariert und installiert Krane verschiedenster Anbieter. Auf einer Ladefläche ragt ein Kran der Firma Palfinger empor. Seit zwei Jahren sind die Stader Servicepartner des Kran-Herstellers. Rancke bringt nach Kundenwunsch Kran und Fahrzeuggestelle zusammen. Ein Mercedes-Fahrgestell steht schon in der Halle bereit. Das war‘s dann aber auch schon mit Produkten von der Stange. Bei Rancke zählt die Individualität, immer noch.

Ausgetüftelte Fahrzeuge

Die gehört in diese Halle wie Schrauben und Schweißgeräte. Ein Unikum steht ein paar Meter weiter und ist bestes Beispiel für die ausgetüftelten Lösungen von Rancke: Ein Fahrzeug, das dazu diente, große Förderbänder zu wechseln, ein Wickelwagen. „Eine komplette Spezialkonstruktion, die es so auf dem Markt nicht gab“, sagt Roß. „Eine Kombination aus Maschinen- und Fahrzeugbau“, ergänzt sein Vorgänger Rudolf Rancke.

Kombination aus Fahrzeug- und Maschinenbau: Eine Anlage zum Wechseln von Förderbändern, konstruiert von Rudolf Rancke.

Kombination aus Fahrzeug- und Maschinenbau: Eine Anlage zum Wechseln von Förderbändern, konstruiert von Rudolf Rancke. Foto: Klempow

„Das ist das, was uns auszeichnet. Wir haben in den letzten Jahrzehnten Fahrzeuge gebaut, die eher in den Bereich der Maschinenbautechnik gehen. Fahrzeuge, die kombinierte Kompetenzen verlangen“, erzählt Rancke. Der Fahrzeugbauingenieur und seine Frau Carola als Prokuristin hielten den Betrieb Jahrzehnte lang zusammen auf Kurs.

Investition in Software und Maschinen

Auf die Vielseitigkeit aus Reparatur, Instandsetzung und Bau von Neufahrzeugen setzt auch Julian Roß. Er hat in neue Technik investiert. „Wir haben eine Hydraulikschlauchfertigung, Software für Diagnose-Technik an Zugmaschinen, eine CNC gesteuerte Brennmaschine, um am PC konstruierte Bleche zuzuschneiden.“

Die Halle hat alles: Drehbank, Bohrmaschine, Brennmaschine. „Wir können hier Ersatzteile wie Bolzen oder Buchsen bei Lieferschwierigkeiten auch selbst fertigen“, sagt Roß. Handwerksbetriebe, öffentliche Einrichtungen, aber auch Industriebetriebe zählen zu den Kunden.

Rudolf Rancke (links) hat seinen Betrieb vor zwei Jahren an Julian Roß übergeben.

Rudolf Rancke (links) hat seinen Betrieb vor zwei Jahren an Julian Roß übergeben. Foto: Klempow

Vielseitigkeit zeichnet Rancke aus, ebenso wie die hohe Fertigungstiefe. Was bedeutet, dass der Betrieb durch das Können der Mitarbeiter improvisieren und handeln kann. Und dazu kommt die Individualität der Spezialisten.

Zwei Leitwerke auf einem Trailer

Sie schafften es, vor Jahren für den Flugzeugbauer Airbus einen Trailer zu bauen, der zwei Leitwerke nebeneinander auf der Straße transportieren kann. „Wir haben alle gesetzlichen Abmaße bis zur Höhe eingehalten“, sagt Rancke mit Stolz. Der klingt auch mit, wenn er sagt: „Nicht überall ist die Schweißkompetenz so vorhanden wie in diesem Laden.“ Der neue Chef Roß selbst ist internationaler Schweißtechniker.

Die Handwerkskammer hatte zur Innovationstour eingeladen. Die Tour führte die Gäste zu den Spezialisten von Rancke Fahrzeugbau in Stade.

Die Handwerkskammer hatte zur Innovationstour eingeladen. Die Tour führte die Gäste zu den Spezialisten von Rancke Fahrzeugbau in Stade. Foto: Klempow

Die Delegation zeigt sich beeindruckt, auch von der gelungenen Regelung der Betriebsnachfolge. Rancke gibt der Politik für seinen 29-jährigen Nachfolger eine Bitte mit auf den Weg: Nicht alle Tarif-Abschlüsse, die für die Industrie getroffen würden, seien auch für den Metallbau im Handwerk umsetzbar. „Die müssen deutlich gemildert werden.

Das Handwerk hat es beim Werben um Fachkräfte in Konkurrenz zur Industrie ohnehin schwer und kann eher durch ein familiäres Betriebsklima punkten - und Rancke speziell durch die vielseitigen Aufgaben. „Das ist Abwechslung pur“, sagt Roß.

Zwanzig Zentimer Ladehöhe

Neu hinzu gekommen sind Abschlepp- und Bergefahrzeuge. Auslöser waren entsprechende Kundenanfragen. Bis nach Österreich und Luxemburg liefert Rancke Fahrzeuge aus eigener Fertigung. Dann sind es oft Anhänger, die dafür gerüstet sind, Forstmaschinen zu transportieren.

Diese Tieflader baut Rancke für die Forstwirtschaft. Kleinere Forstmaschinen können mittig sogar vorwärts auf den Anhänger fahren, weil er so niedrig ist.

Diese Tieflader baut Rancke für die Forstwirtschaft. Kleinere Forstmaschinen können mittig sogar vorwärts auf den Anhänger fahren, weil er so niedrig ist. Foto: Rancke Fahrzeugbau

Womit wieder das ganz Besondere gefragt ist: Denn die Forstmaschinen werden nicht nur über Asphalt, sondern auch durch Furten und über Forstwege zum Einsatzort gefahren. Und das so tiefgelegt, dass die Forst-Kolosse direkt auf den Trailer fahren können. Dazu braucht es spezielle Stähle, „die bei geringer Masse eine hohe Tragfähigkeit gewährleisten“, sagt Roß. In Zahlen klingt das so: 33 Tonnen Nutzlast und eine Ladehöhe von 200 Millimetern - ein Spezialfahrzeug von echten Spezialisten.

Weitere Artikel