TEU schickt Himmelpfortener Schüler und Lehrer auf spannende Reisen

Beim Erasmus-Plus-Treffen in Italien. Foto: Porta-Coeli-Schule
Das EU-Programm Erasmus Plus bringt Schüler und Lehrkräfte in Europa zusammen. Die Porta-Coeli-Schule in Himmelpforten nutzt diese Chance: Schüler und Lehrkräfte berichten von spannenden Reisen.
Himmelpforten. Von Rumänien hatte der 16-jährige Marek Kruse nur eine vage Vorstellung, als er mit vier Mitschülern und zwei Lehrkräften dorthin flog. Ziel war ein Erasmus-Projekttreffen in einer Schule in Botoșani. „Ich hätte wirklich nicht damit gerechnet, dass es so schön wird. Alle waren so liebevoll und gastfreundlich“, sagt er rückblickend.
Türken, Rumänen, Deutsche - sie hätten sich alle direkt angefreundet. Tagsüber gab es Ausflüge, Arbeit am Projekt und Theater-Workshops. Abends trafen sich die Jugendlichen im nahen Einkaufszentrum. Mit einem der Rumänen schreibe er sich heute noch.
Seine Eltern hatten ihn gewarnt, nicht zu viel zu erwarten. Schließlich gehört Rumänien zu den ärmsten Ländern der EU. Schon auf dem Weg vom Flughafen zur Unterkunft sah Marek viel: „Streunende Hunde, heruntergekommene Orte, aber auch riesige Prachtbauten.“ Das Hotel, in dem sie untergebracht wurden, lag in einer der schönsten Gegenden. Dort trafen sie auf die Schüler aus der Türkei, mit einem von ihnen teilte Marek ein Zimmer.
Erasmus-Plus-Treffen in Rumänien. Foto: Lantsch
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Himmelpfortener Schule übernimmt internationale Koordination
Organisiert hat das Ganze ein Lehrkräfte-Team aus Himmelpforten, berichtet Konrektorin Yvonne Lantsch. Die Porta-Coeli-Schule hatte mit einer türkischen Schule eine Projekt-Idee entwickelt, sich um ein zweijähriges Erasmus-Plus-Projekt beworben und für das Anti-Mobbing-Thema „Break Bullying Barriers“ den Zuschlag und ein Budget von 60.000 Euro erhalten. Die Schule in Himmelpforten übernahm die Koordination für die Partnerschulen aus Rumänien, Italien und der Türkei und verteilte die Gelder.
Die Torte zeigt das Logo, das die Schüler für ihr Anti-Mobbing-Projekt selbst entwickelt haben. Foto: Lantsch
Schulleiter-Austausch mit türkischer Flagge unterm Atatürk-Porträt
Erst gab es ein dreitägiges Planungstreffen in Deutschland. Je fünf Schüler und zwei Lehrkräfte reisten zu den Projekttreffen nach Italien und Rumänien, zwischendurch wurde online international gearbeitet. Beim Abschlusstreffen in der Türkei gab es eine Bestandsaufnahme und einen Workshop zu gewaltfreier Kommunikation mit einem Professor von einer türkischen Universität. „Alles auf Englisch“, berichtet der Himmelpfortener Schulleiter Friedemann Reinhard. Mit dem türkischen Schulleiter, dessen Büro mit Atatürk-Porträt und türkischer Flagge geschmückt war, habe er einen interessanten Austausch gehabt.
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Erasmus ist eines der erfolgreichsten EU-Programme
Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich bei Erasmus Plus um eine Erweiterung des Erasmus-Programms, das 1987 als bescheidenes Austauschprogramm für Studierende begann. Es hat sich zu einem der erfolgreichsten EU-Programme entwickelt, mehr als 12 Millionen Europäer haben bereits teilgenommen. Seit 2014 werden über Erasmus Plus auch Schüler, Azubis und Erwachsene gefördert. Dafür wurde für die sieben Jahre von 2021 bis 2027 ein Budget in Höhe von 26,2 Milliarden Euro veranschlagt.
Die 16-jährige Janice Lehrer durfte zum Treffen in Taviano mitfliegen, nach Apulien, zur Hacke des italienischen Stiefels. Welche fünf Schüler aus Himmelpforten mitkonnten, entschied das Los. „Erasmus soll ja bewusst für alle offen sein“, erklärt Yvonne Lantsch. Reise- und Hotelkosten werden komplett von der EU übernommen. Janice genoss das tägliche Vier-Gänge-Menü und staunte über den schlechten Zustand der Straßen. Was sie am meisten beeindruckt hat: „So viel Neues kennenzulernen und mit ganz neuen Leuten gleich etwas zu machen.“

Janice Lehrer (links) war beim Erasmus-Treffen in Italien, Marek Kruse in Rumänien, Schulleiter Friedemann Reinhard und Konrektorin Yvonne Lantsch reisten kürzlich nach Finnland. Foto: Anping Richter
Schüler in Rumänien beeindrucken mit gutem Englisch
Was die Ausstattung angeht, steht die Porta-Coeli-Schule auch in Deutschland gut da. Das habe sie im Vergleich mit Rumänien dankbar wahrgenommen, sagt Yvonne Lantsch. Dort haben die Schüler der weiterführenden Schule kein eigenes Gebäude, müssen mit den Grundschülern eines teilen und deshalb nachmittags unterrichtet werden. Dafür können die Rumänen sehr gut Englisch, berichtet Marek: „Die waren ein Jahr jünger als wir, konnten aber fließend sprechen und hatten ein großes Vokabular.“
Auch für die Lehrkräfte gibt es Erasmus-Programme. Die Porta-Coeli-Schule nutzt auch diese: Mehrere Lehrkräfte haben schon im EU-Ausland Fortbildungen gemacht und ihren fachlichen Horizont erweitert. Yvonne Lantsch und Friedemann Reinhard sind gerade aus Finnland zurück, wo sie Kollegen in der Schule begleitet haben: „Ganz entspannte Atmosphäre, alle laufen auf Socken oder in Puschen.“ Nächstes Jahr werden zwei ihrer Schüler für zwei Wochen zum Austausch nach Finnland gehen, und mit einer 9. Hauptschul-Klasse sind ein Projekt und ein Austausch mit einer Schule in Italien in Vorbereitung.
Die fünfte Europa-Schule im Landkreis Stade
Ihre Bewerbung als Europa-Schule hat die Porta-Coeli-Schule gerade erfolgreich abgeschlossen. Nach der BBS II in Stade sowie der BBS, der Halepaghen-Schule und dem Gymnasium Süd in Buxtehude wird sie die fünfte Europaschule im Kreis Stade sein. Im August soll die Plakette kommen. Noch vor den Sommerferien steigt eine Projektwoche unter dem Motto „Buntes Europa“. Die Ergebnisse können sich Interessierte am Mittwoch, 12. Juni, von 16 bis 18 Uhr ansehen.

Beim Erasmus-Plus-Treffen in Italien. Foto: Porta-Coeli-Schule