TRettung als humanitäre Pflicht: Kirchenkreis tritt Seenotrettung bei

Seenotrettung von Flüchtlingen ist aus Sicht der Kirche eine humanitäre Pflichtveranstaltung. Foto: Francisco Seco/AP/dpa
Flucht und Klima sind zwei große Themen, die zusammen hängen - auch für den Kirchenkreis Buxtehude. Während der Sitzung der Synode in Horneburg hält Pastor Stephan Jannasch eine emotionale Rede.
Landkreis. Nicht nur die St.Paulus-Gemeinde, auch die Hansestadt Buxtehude gehört dem Verein United4Rescue an. Dr. Dirk Mellies, Fachbereichsleiter der Hansestadt Buxtehude, spricht über die aktuelle Situation von Geflüchteten und die Herausforderungen für die Kommunen.
Neben Ukrainern kommen immer noch viele Menschen aus Syrien und Afghanistan. Es sei mittlerweile gelungen, einen Großteil der Zufluchtssuchenden in Wohnungen unterzubringen, berichtet der Fachbereichsleiter Bildung, Jugend, Sport, Soziales und Senioren. Die Schwierigkeit bestehe nach wie vor darin, geeignete Unterkünfte zu finden. Außerdem fehle es an Sprachkurs-Angeboten. „Die VHS führt lange Wartelisten“, sagt Dirk Mellies. Positiv vermerkt der 45-Jährige, dass sich immer noch viele Bürger ehrenamtlich engagieren.
Rettung ist Rettung ist humanitäre Pflicht
Pastor Stephan Jannasch betont, solange eine staatliche Rettung fehle, sei es eine humane Pflicht zu helfen. „Weil wir dazu beigetragen haben, dass es so weit gekommen ist.“ Argumente wie „Die Aufnahmekapazität ist erreicht“ lässt er nicht gelten. Das Problem der Wohnsituation müsse sowieso gelöst werden, auch ohne Asylsuchende.
„Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt“, zitiert er den Slogan von United4Rescue und spielt damit auf Aussagen an, die immer wieder zu hören sind: „Die Seenotrettung schafft erst Anreize, sich auf die Reise über das Meer zu machen.“ Oder: „Die fliehen wegen der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse.“ Selbst das sei kein Grund, die Hilfe einzustellen, bestätigten seine Kollegen. „Sollte man sie etwa ertrinken lassen?“ fragt Pastor Jannasch provokativ. Erfreulich sei, dass Menschen wieder in die Kirche eintreten, weil sie die Haltung der Kirche in diesem Fall begrüßen.
Die wahren Fluchtursachen bekämpfen
„Entscheidend sind die Ursachen, und daran tragen wir Mitschuld. Unser Reichtum ist nicht einfach selbst erwirtschaftet, dafür wurden andere Länder ausgebeutet“, sagt Pastor Jannasch. Die Seenotrettung ziehe keine Flüchtenden an, sind sich alle im Saal einig und beschließen einstimmig, dass die Kirchenkreissynode Buxtehude dem 2019 gegründeten Bündnis United4Rescue beitritt. „Es ist ein gutes Gefühl, wenigstens etwas tun zu können, statt ohnmächtig zuzusehen“, so Jannasch.
„Wenn wir das mit dem Klima nicht hinkriegen, erledigt sich das Fluchtproblem sowieso, das ist sarkastisch gemeint“, sagt ein Teilnehmer, der ein von der Landessynode beschlossenes „Klimaschutzgesetz“ begrüßt. Ziel ist es, die Emissionen bis 2035 um 80 Prozent zu senken und im Jahr 2045 Treibhausgas neutral zu sein. Die Kirchenkreise sind verpflichtet, bis Ende 2024 Konzepte für ein Klimaschutzmanagement zu erstellen.
Kirchenland nachhaltig bewirtschaften
Deshalb sind Veränderungen in den Bereichen Gebäude und Mobilität erforderlich. Energie sparen, Kirchenland nachhaltig bewirtschaften sowie die Produktion von regional erzeugtem Strom und Fahrgemeinschaften sind Themen, mit denen sich Arbeitsgruppen beschäftigen sollen.