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Niederelbe Classics

TSchätze auf vier Rädern: Kultige Oldtimer rollen durch den Kreis Stade

Ein Traum in Weiß: Roland und Dennis Albrecht in ihrem Excalibur Roadster aus dem Jahr 1981.

Ein Traum in Weiß: Roland und Dennis Albrecht in ihrem Excalibur Roadster aus dem Jahr 1981. Foto: Grewe

Es ist ein bunter Mix internationaler Automobilgeschichte. 150 Oldtimer gehen am Samstag bei den 15. Niederelbe Classics auf die 150 Kilometer lange Schleife durch den Landkreis. Die Zuschauer stehen staunend Spalier.

Von Arno Grewe Samstag, 20.07.2024, 13:50 Uhr

Harsefeld. Es ist Tradition, dass die Oldtimerrallye jedes Jahr an einem anderen Ort im Landkreis startet. Der Veranstalter, der Verein Classic Club Niederelbe (CCN), entschied sich in diesem Jahr für eine insgesamt 150 Kilometer lange Route.

Diese führt von Harsefeld über Bargstedt, nach Fredenbeck und Stade. Dort geht es weiter über Dollern, Horneburg und Jork nach Buxtehude. Über einen Abstecher nach Moisburg in den Landkreis Harburg geht es für die Teilnehmer dann zurück nach Harsefeld.

Auch Speedway-Legende Egon Müller (links) ist seit 2019 mit im Team des Classic Club Niederelbe um seinen Vorsitzenden Claus Bredehöft.

Auch Speedway-Legende Egon Müller (links) ist seit 2019 mit im Team des Classic Club Niederelbe um seinen Vorsitzenden Claus Bredehöft. Foto: Grewe

„Wir waren noch nie so schnell ausgebucht wie diesmal“, sagt Claus Bredehöft, Vorsitzender des CCN, der mit seinem Team aus 150 Helfern an diesem Tag für einen reibungslosen Ablauf sorgt. „Schnell hatten wir über 200 Anmeldungen, aus organisatorischen Gründen haben wir die Teilnehmerzahl aber auf 150 begrenzt“, ergänzt der Vorsitzende.

Ein begehrtes Fotomotiv: Andrea Harms und Lutz Stoffregen in ihrem Fiat 500 (Baujahr 1972).

Ein begehrtes Fotomotiv: Andrea Harms und Lutz Stoffregen in ihrem Fiat 500 (Baujahr 1972). Foto: Grewe

Speedway-Legende an der Strecke

Zum CCN-Team um Claus Bredehöft gehört seit 2019 auch Egon Müller, besser bekannt als „Speedway-Legende“, der zu seiner aktiven Zeit unter anderem Weltmeister wurde. „Die Niederelbe Classics sind eine der bedeutendsten Veranstaltungen dieser Kategorie“, erklärt der heute 75-Jährige, auch ein Fachmann in automobilen Fragen.

Müller grinst: „Die meisten der hier startenden Fahrzeuge kenne ich. Entweder habe ich selber daran geschraubt oder diese sogar persönlich besessen.“

Den offiziellen Startschuss gibt Birgit Butter (CDU), Mitglied des Niedersächsischen Landtags am Morgen um 8.30 Uhr an der Eissporthalle in Harsefeld, wo am Nachmittag auch das Ziel für die Teilnehmer ist. Die Fahrzeuge werden im Abstand von einer Minute auf die Strecke geschickt, so zieht sich der Start auf eine Dauer von zweieinhalb Stunden hin.

In der Klasse A siegen am Ende Karsten und Kristin Käning (Mercedes Benz 190 E, Baujahr 1991) vor dem Team Uwe Huntemann/ Ernst-Otto Reich (Mercedes Benz 230.4/8, 1974). Dritte werden Marcus und Tina Rehder (Mercedes Benz 230 CE, 1990). Die Klasse B gewinnen Gerd-Uwe Drescher und Andreas Kinder (VW, 1979).

Peter Schüller und seine Beifahrerin Katrin Achtermann mit ihrem gelben „Dampfhammer“, einem Plymouth 5-window Coupe aus dem Jahr 1934.

Peter Schüller und seine Beifahrerin Katrin Achtermann mit ihrem gelben „Dampfhammer“, einem Plymouth 5-window Coupe aus dem Jahr 1934. Foto: Grewe

„Wir haben darauf geachtet, eine möglichst große Bandbreite historischer Fahrzeuge zu präsentieren“, betont Claus Bredehöft. Darunter sind so besondere Fahrzeuge, wie das Plymouth 5-window Coupe aus dem Jahr 1934 als knallgelbe amerikanische Hot-Rod-Version von Peter Schüller und seiner Beifahrerin Katrin Achtermann.

Ein namhafter Teilnehmer ist sicherlich auch Michael Roesberg, Stades ehemaliger Landrat, der mit der Startnummer 111 für den Classic Club Niederelbe bei der Oldtimerrallye startet und genau zehn Jahre jünger ist als sein Fiat Topolino, Baujahr 1947.

Scheich Abdullah fährt Mercedes

Gestatten: Scheich Abdullah und sein Chauffeur, im bürgerlichen Leben Matthias und Stefan Pölk, mit ihrem Mercedes Benz 600 SEL (Baureihe W 140, Baujahr 1992).

Gestatten: Scheich Abdullah und sein Chauffeur, im bürgerlichen Leben Matthias und Stefan Pölk, mit ihrem Mercedes Benz 600 SEL (Baureihe W 140, Baujahr 1992). Foto: Grewe

Zu bestaunen sind an diesem Tag aber nicht nur die Fahrzeuge, auch ihre männlichen und weiblichen „Insassen“ haben sich dem besonderen Anlass entsprechend aufgehübscht. So läuft einem plötzlich ein Scheich über den Weg.

„Gestatten, mein Name ist Scheich Abdullah“, stellt er sich vor. Stilecht hat er für seinen Mercedes Benz 600 SEL seinen Chauffeur dabei. Im echten Leben verbergen sich dahinter die Brüder Matthias und Stefan Pölk.

Auch Lukas Pölk, der 18-jährige Sohn von Stefan, ist mit Papas VW Golf I GTI aus dem Jahr 1983 dabei. Als Beifahrerin hat er Paula König, seine Freundin, neben sich. „Nächste Woche werde ich 18“, verrät die junge Frau.

Was hat sie als jüngste Teilnehmerin zu dieser Oldtimerrallye bewogen? „Diese Tour mal mit dem Auto mitzufahren, hat uns sehr gereizt“, antwortet Lukas Pölk. „Wir haben generell ein großes Interesse an Autos“, schiebt Paula König hinterher.

Die jüngste Teilnehmerin Paula König (17) und ihr Freund Lukas Pölk (18) nehmen im Golf I GTI (Baujahr 1983) seines Vaters an den Niederelbe Classics teil.

Die jüngste Teilnehmerin Paula König (17) und ihr Freund Lukas Pölk (18) nehmen im Golf I GTI (Baujahr 1983) seines Vaters an den Niederelbe Classics teil. Foto: Grewe

Neu wird in diesem Jahr die „Schätzchenklasse“ wieder aufgelegt. „Hier findet man besondere Fahrzeuge, deren Besitzer ganz einfach Spaß haben, diese einem breiten Publikum vorzustellen, ohne gleich an der Rallye teilzunehmen“, erklärt der CCN-Vorsitzende. So etwa Klaus Elfers mit seinem Opel Kapitän Cabriolet (1939).

Bei Kurvenlage wird es schnell mal schräg, diese charakteristische Eigenschaft ihrer offenen Version eines Citroen 2CV (Baujahr 1983), besser bekannt als „Ente“, demonstrieren hier Katharina Rathjens und Michelle Habchi.

Bei Kurvenlage wird es schnell mal schräg, diese charakteristische Eigenschaft ihrer offenen Version eines Citroen 2CV (Baujahr 1983), besser bekannt als „Ente“, demonstrieren hier Katharina Rathjens und Michelle Habchi. Foto: Grewe

Sportwagen nur 6000 Mal gebaut

Neben den Oldtimern aus den Dreißigerjahren gibt es an diesem Tag viele andere außergewöhnliche Fahrzeuge zu bestaunen: Vom britischen Morgan Plus 8, einem offenen Sportwagen, der nur etwa 6000 Mal gefertigt wurde, über „Ami-Schlitten“, wie dem 76er-Cadillac, Typ Eldorado Convertible, und einem deutschen Klassiker, dem Porsche 356 B 1600 Coupe, bis zum Rallye-Golf mit seinem G-60-Lader, der mit seinen erst 35 Lenzen zu den jüngeren Fahrzeugen bei den diesjährigen Niederelbe Classics zählt, ist ein bunter Mix internationaler Automobilgeschichte vertreten.

Er läuft und läuft: So auch dieser VW Käfer 1303 Cabrio von Helmut Rajski und Lutz Höper seit dem Baujahr 1978.

Er läuft und läuft: So auch dieser VW Käfer 1303 Cabrio von Helmut Rajski und Lutz Höper seit dem Baujahr 1978. Foto: Grewe

Der reizvolle Streckenverlauf an der Niederelbe hält für die Teilnehmer mit der Fahrt direkt über den Estering einen besonderen Höhepunkt bereit, weiter geht die Tour durch die sonst autofreie Buxtehuder Fußgängerzone. Dort ist ein großer Torbogen aufgebaut, vor dem jeder Oldtimer kurz anhält, um dem Publikum vorgestellt zu werden.

Rallye führt über Stader Fischmarkt

Im Alten Land steht eine weitere Besonderheit an: Der Landkreis Stade hat den Teilnehmern eine Sondergenehmigung erteilt, dass sie über das Gelände der Obstbauversuchsanstalt fahren dürfen, was ansonsten nicht gestattet ist.

Nachdem die Teilnehmer dem Jorker Herzapfelhof einen Besuch abgestattet haben, fahren sie unter anderem am Stader Fischmarkt vorbei. Bei dieser Rallye gilt es für die Teilnehmer, insgesamt fünf Wertungsprüfungen, sogenannte Gleichmäßigkeitsprüfungen, zu absolvieren.

Der Mercedes Benz (Baujahr 1951) von Klaus und Ilsetraud Bauernsachs zieht die Blicke auf sich.

Der Mercedes Benz (Baujahr 1951) von Klaus und Ilsetraud Bauernsachs zieht die Blicke auf sich. Foto: Grewe

Worin liegt für die Teilnehmer der besondere Reiz an dieser Oldtimerrallye? „Im Grunde nehme ich an allen Oldtimer-Veranstaltungen in Norddeutschland teil“, verrät Roland Albrecht aus Cuxhaven-Lüdingworth. Damit gehört er zu den alten Hasen.

Der 73-Jährige nimmt gemeinsam mit seinem Sohn Dennis (47) aus Cadenberge im schneeweißen Excalibur Roadster aus dem Jahr 1981 an den Niederelbe Classics teil. „Von diesem speziellen Auto wurden nur 50 Stück gebaut“, weiß Roland Albrecht zu berichten, „dies ist ein Einzelstück mit goldenen Speichen.“

Dieser Offroader, Marke Land Rover, Typ 109 Serie 3, der im kommenden Jahr seinen 50. Geburtstag feiert, ist ebenfalls beim Start in Harsefeld zu bestaunen.

Dieser Offroader, Marke Land Rover, Typ 109 Serie 3, der im kommenden Jahr seinen 50. Geburtstag feiert, ist ebenfalls beim Start in Harsefeld zu bestaunen. Foto: Grewe

Wie in den alten Fantomas-Filmen

Walter Grave aus der Wingst ist dagegen zum ersten Mal bei dieser Oldtimerrallye dabei und ist begeistert von der Organisation und dem ganzen Ablauf. Dann geht es für ihn, Jahrgang 1968, mit seiner Beifahrerin, Ehefrau Birgit, und seinem Citroen DS 19 Pallas (Baujahr 1965), bekannt aus den „Fantomas“-Filmen, an den Start.

Jetzt beginnt für Walter Grave und alle anderen Teilnehmer das „Schaulaufen“ und zahlreiche Zuschauer am Streckenrand zücken ihre Kameras für die besten Schnappschüsse.

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