TSchwanger - und nun? Awo-Fachfrauen beraten in der Stader Innenstadt

Die Sozialpädagogin Mirjam Drößler (links) und die Hebamme Iris Freyer vor dem Gebäude der Beratungsstelle in Stade. Foto: Richter
Gewollt oder ungewollt: Eine Schwangerschaft bedeutet für Frauen oft eine Herausforderung. Die Awo bietet Beratung an - nicht nur, aber auch im Konfliktfall.
Stade. Die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung der Awo Stade hat jetzt neue Räume: Vor sechs Monaten ist sie in die Bahnhofstraße 2 gezogen. Direkt zwischen Bahnhof und Fußgängerzone hoffen die Beraterinnen, mit ihren Angeboten noch mehr Menschen zu erreichen.
Die Nachfrage ist da und die Beratung von Schwangeren eine Pflichtaufgabe der Kommunen. Deshalb hat die Awo die Beratungsstelle vor zwei Jahren eröffnet und damit das bestehende Angebot von Kreisgesundheitsamt, Diakonieverband in Buxtehude und Pro Familia und Donum Vitae in Stade ergänzt.
Mit der Hebamme Iris Freyer und der Sozialpädagogin Mirjam Drößler ist das zweiköpfige Team breit aufgestellt bei medizinischen und psychosozialen Fragen rund um Schwangerschaft, Geburt, Verhütung, Familienplanung und Schwangerschaftskonflikte.
Letztere entstehen fast immer aus einer schwierigen Lebenssituation heraus, erklärt Iris Freyer. Zum Beispiel, wenn sehr junge Frauen schwanger werden: Seit September 2024 waren zwei 15-jährige Schwangere in der Beratung. Eine entschied sich zum Schwangerschaftsabbruch, eine hat das Kind behalten.
Finanzielle Probleme sind meistens Thema
Statistisch waren laut Statistischem Bundesamt nur 3 Prozent der Frauen, die im Jahr 2024 einen Schwangerschaftsabbruch durchführen ließen, jünger als 18 Jahre. 69 Prozent waren zwischen 18 und 34 Jahre alt, 20 Prozent waren 35 bis 39 Jahre, 9 Prozent der Frauen 40 Jahre und älter. 43 Prozent hatten vor dem Schwangerschaftsabbruch noch kein Kind zur Welt gebracht.
„Meistens geht es bei unseren Schwangerschaftsberatungen ums Geld“, sagt Mirjam Drößler. Die Beraterinnen wissen, welche Anträge auf Beihilfen oder eine Erstlingsausstattung wo gestellt werden können oder wie die Betreuung des Kindes in der Ausbildung und Arbeitszeit organisiert werden kann.
Für Eingewanderte ist eine Übersetzung über den Sprachmittlerpool der Awo organisierbar, auch bei Frauenarztbesuchen. Ob einheimisch oder eingewandert: Dass Frauen Probleme haben, frauenärztliche Betreuung zu finden, komme inzwischen oft vor, weiß Iris Freyer.

Eine Frauenärztin deutet auf den Kopf eines etwa 9 Wochen alten Fötus im Ultraschall. Foto: dpa
Ein Abbruch bleibt straffrei, wenn er in den ersten zwölf Wochen vorgenommen wird und die schwangere Frau sich vorher beraten lässt. Auch diese Konfliktberatung übernehmen die Awo-Beraterinnen.
Ohnehin nicht rechtswidrig ist eine Abtreibung nach einer Vergewaltigung und bei Gefahren für das Leben oder körperliche oder seelische Gesundheit der Schwangeren.
Medikamentöser Schwangerschaftsabbruch im Kreis Stade nicht möglich
Bundesweit wurden 2024 laut Statistischem Bundesamt 46 Prozent der Schwangerschaftsabbrüche mit der Absaugmethode durchgeführt, bei 41 Prozent wurden Mifegyne-Tabletten verwendet.
Solche medikamentösen Abbrüche, die bis zur neunten Schwangerschaftswoche möglich sind, führt das Elbe Klinikum aber nicht durch. Für Abbrüche fahren die Frauen oft nach Harburg. Nicht immer ungern, sagt Freyer: „Das Thema ist immer noch schambehaftet. Dort müssen sie nicht fürchten, Bekannte zu treffen.“
Neu: Gesprächskreis nach Schwangerschaftsabbruch
„Ein Schwangerschaftsabbruch ist etwas, das Frauen oft sehr lange mit sich herumtragen“, weiß Mirjam Drößler. Um dem einen Raum zu geben und die Verarbeitung zu unterstützen, bietet die Awo-Beratungsstelle ab 2. September am ersten Dienstag im Monat von 17 bis 18.30 Uhr einen Gesprächskreis an.
Jede Frau ist ohne Anmeldung willkommen. Informationen gibt es bei der Schwangerenberatung und Konfliktberatung der Awo montags bis freitags unter 04141/ 53440 und Termine nach Vereinbarung.
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.