TSegelboote aus Harsefeld: Wie ein Holländer sein Hobby zum Geschäft machte
Zwischen Segelbooten: Matthijs Plokker von MTM Sailing in seinem Lager. Foto: Pauline Meyer
Matthijs Plokker bietet kleine Segelboote zum fairen Preis. Die Kunden des Airbus-Ingenieurs kommen aus ganz Europa. Wie er dazu kam und warum er selbst im Winter gerne auf dem Wasser ist.
Harsefeld. Erst mit leichtem Schaukeln unterm Bug und einer frischen Brise um die Nase fühlt sich der Harsefelder Matthijs Plokker wohl. Das war schon immer so, erzählt er.
Es ist auch der Grund, warum er mit seiner Firma MTM Sailing nebenberuflich dafür sorgen will, das Segeln bezahlbarer zu machen - und so einen europaweiten Stützpunkt für den Vertrieb von kleinen Segelbooten aufbaut.
Eine Kindheit unterm Segel
Matthijs Plokker ist am Wasser aufgewachsen. In den Niederlanden der 1980er Jahre, um genau zu sein. Hellevoetsluis, ein charmanter Küstenort nicht weit von Rotterdam, bot dem jungen Matthijs alles, was seine Liebe zum Segeln entfachen sollte: Kanäle, Hafenbecken und die raue Nordsee waren sein Spielplatz.

Diese hellblaue Jolle ist Matthijs Plokkers Lieblings-Segelboot. Nicht nur wegen der besonderen Farbe: Es ist eine von fünf Jollen, die in Australien für den guten Zweck verkauft wurden. Foto: Pauline Meyer
Das Segeln gehörte für ihn schon immer dazu: Eltern, Freunde, Nachbarn verbrachten ihre Zeit auf dem Wasser. Nach der Schule oder am Wochenende schwang er sich auf sein Fahrrad. „Zwei Kilometer waren es bis zum Meer", erinnert Matthijs Plokker sich.
Hier lernte er schnell, die Wellen zu lesen und mit dem Wind zu arbeiten. Und weil es damals nicht so viel Möglichkeiten gab wie heute, fing Plokker an, selbst an seinem Boot zu basteln.
Segeln leicht gemacht
Vor allem sind es die Jollen, die es Matthijs Plokker angetan haben. Diese kleinen, leichten Segelboote haben keinen festen Kiel und zeichnen sich durch ihre Wendigkeit und einfache Handhabung aus. „Es ist die einfachste Art zu Segeln, das hat mir einfach gut gefallen", sagt er.
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So eine Jolle könne schnell mal auf das Autodach geschnürt und ans nächste Gewässer gefahren werden. Man braucht keinen festen Liegeplatz im Wasser - das sei ein großer Vorteil.
Von der Not zur Tugend
Nachdem der Luft- und Raumfahrtingenieur 2006 für seine Anstellung bei Airbus nach Deutschland kam, musste er ganze zwei Jahre auf das Segeln verzichten. Bis er sein eigenes Boot aus den Niederlanden nach Norddeutschland holte.
„Es war sehr kompliziert und teuer hier in Deutschland überhaupt an Jollen zu kommen", erklärt Matthijs Plokker, der sich zu Zeiten der Corona-Pandemie intensiv mit dem Bootsmarkt beschäftigte. Ein Angebot aus England klang fast zu gut, um wahr zu sein: So günstig gab es seine Lieblingsboote nirgends.

Hier lagert Matthijs Plokker seine Segelboote. Foto: Pauline Meyer
Mit zwei Freunden importierte Plokker zunächst zwei, dann fünf Jollen. Und aus dem einstigen Hobby entstand 2021 MTM Sailing. Zu Beginn verkaufte Matthijs Plokker seine Boote noch aus der heimischen Garage.
Als die zu klein wurde, kaufte er ein großes Partyzelt, um die etwa 30 Jollen im Garten lagern zu können. „Meine Kinder mussten dann erstmal woanders Fußball spielen", sagt Plokker lachend.
Internationale Kunden und Silber auf der Kieler Woche
Mittlerweile hat er zwei Lagerhallen in Harsefeld, in denen er die Boote lagert und sie fit macht. Die Jollen importiert er aus England, Australien und Portugal. Und die Nachfrage ist groß: Nicht nur deutsche Segelfans beliefert Matthijs Plokker - seine Kunden kommen auch aus Italien, Lettland, Estland oder Polen.
Hauptberuflich will er aber nicht in den Bootshandel einsteigen. Es sei eine gute Ergänzung zu seinem Job bei Airbus, erklärt er. Da habe er nämlich viel mit Zahlen zu tun.

Matthjis Plokker zwischen seinen Jollen. Foto: Pauline Meyer
Im Sommer hatte Matthijs Plokker Gäste aus Brasilien da, die hier mit seinen Jollen auf der Kieler Woche angetreten waren und es sogar aufs Treppchen schafften. Für internationale Segler liege Harsefeld als Stützpunkt gelegen, erklärt Plokker.
Man sei hier relativ schnell am Gewässer. Seine eigene Jolle lässt Matthijs Plokker an der Elbe zu Wasser, beim Altländer Yachtclub hat er seinen Heimathafen gefunden.
Wer nicht aufpasst, landet im Wasser
„Das ist mein Ausgleich zum Alltag", schwärmt Matthijs Plokker. Das Segeln halte ihn nicht nur fit, es fordere auch seine ganze Konzentration. „Sonst kippt man um", sagt er lachend. Seine Kinder kämen hin und wieder auch mal mit segeln - aus Liebe zum Papa, erklärt er. Sie hätten eher andere Hobbys. „Vielleicht, weil sie nicht direkt am Wasser aufgewachsen sind", vermutet Matthijs Plokker.
Aufs Wasser zieht es den freundlichen Holländer auch noch im Winter - dick eingepackt mit Handschuhen und einer Decke. Die Kälte hält ihn nicht ab, zumindest fast nicht. „Bis fünf Grad segel ich noch gerne für ein Stündchen", sagt Matthijs Plokker. Danach wird es auch ihm zu frisch um die Nase.
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