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Elektriker

TSeit 60 Jahren im Betrieb: Darum arbeitet 76-Jähriger weiter bei Gatzke-Freudenberg

Heinz-Peter Heinsohn möchte auch nach sechs Jahrzehnten Firmenzugehörigkeit nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen.

Heinz-Peter Heinsohn möchte auch nach sechs Jahrzehnten Firmenzugehörigkeit nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen. Foto: Alexandra Bisping

Heinz-Peter Heinsohn, genannt Hansi, dürfte ein Unikat sein. Seit sechs Jahrzehnten steht der gebürtige Asseler in Drochtersen bei der Firma Gatzke-Freudenberg in Lohn und Brot. Was ihm dort so gut gefällt und warum er weitermacht. Ein Besuch.

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Von Alexandra Bisping
Freitag, 19.04.2024, 18:44 Uhr

Stade. Hammer, Meißel, Drehbohrer. Drei Werkzeuge, die Heinz-Peter Heinsohn an die Hand bekam, als er 1964 beim Elektro-Installationsbetrieb Freudenberg seine Lehre zum Elektriker begann. „Mehr gab es nicht, das war eine ganz andere Zeit“, erinnert er sich. „Da sind wir mit dem Rad zum Kunden gefahren.“ Warum auch nicht - ein Auto war nicht notwendig, weil alle Kunden in der Nähe waren.

Jetzt sei das anders, die Kunden weiter weg, bis Hamburg fahren die Elektriker von Gatzke Freudenberg bisweilen. „Und das Auto ist voll mit Werkzeug.“ Ja, die Technik sei sehr viel komplizierter geworden.

Landvermesser stand als Berufswunsch ganz oben

Heinz-Peter „Hansi“ Heinsohn war bei Unternehmensgründer Willy Freudenberg Lehrling. Dabei hatte der Asseler beruflich zuerst andere Pläne. „Landvermesser wollte ich werden, doch die Ausbildung war in Osnabrück“, erzählt er. Das Zimmer für die zweijährige Lehrzeit konnte er nicht bezahlen. Dann hörte er, dass Freudenberg Elektriker suchte. So ging es los.

Das Firmenfahrzeug von Freudenberg aus dem Jahr 1968.

Das Firmenfahrzeug von Freudenberg aus dem Jahr 1968. Foto: Gatzke-Freudenberg

Um 1964 einordnen zu können, sagt Heinsohn, das sei noch die Zeit der Plumpsklos gewesen. Und der einfachen Technik. „Ab dem zweiten Lehrjahr durfte ich schon sehr selbstständig arbeiten und viel Verantwortung übernehmen“, erinnert sich der 76-Jährige an seine dreieinhalbjährige Ausbildung.

Seine gute Laune bei der Arbeit war ansteckend

Mit seiner bescheidenen und hilfsbereiten Art passte er gut ins Team Freudenberg, später Gatzke-Freudenberg, verrät die Dankesrede von Geschäftsführer Ralf Gatzke. Sie wurde zur 60-Jahr-Feier verlesen. „Heinz-Peter hat mit seiner außergewöhnlichen Ruhe, seinem Lächeln und seiner ansteckenden guten Laune immer eine unvergessliche Präsenz geschaffen“, heißt es da.

Auf die musste das Unternehmen allerdings verzichten, als Hansi Heinsohn zur Bundeswehr ging. In der Schule hatte er Englisch gelernt, darum kam er zu einer Raketeneinheit in Bremen, zuständig für Radar. Danach kehrte er in seinen Lehrbetrieb zurück, denn „dann kamen ja die Frauen“, sagt er. Da musste Geld verdient werden.

Walter und Ilse-Marie Gatzke hatten inzwischen die Geschäftsführung der Firma übernommen. Das war 1968. An jeder Ecke habe es zu der Zeit eine Kneipe gegeben, erinnert sich der Elektriker. Seine Frau Inge - sie hatte einen Bauernhof - lernte der Elektriker darum auch „unterwegs kennen“.

Heinsohn heiratete eine Frau mit Bauernhof

1971 heirateten die beiden. „In Gauensiek, das war die Hauptstadt von Drochtersen“, so Heinsohn, dem beim Erzählen der Schalk im Nacken sitzt. Das Paar bekam zwei Söhne. Kindergärten gab es noch nicht, also blieb die Frau zu Hause. Nach seiner Arbeit kümmerte er sich um den Bauernhof.

In der Firma stand der Kundendienst an erster Stelle. Geräte hielten damals lange. „Alles wurde repariert, da wurde nichts weggeschmissen“, sagt Heinsohn. Er blieb der Firma treu, sagt aber auch: „Ohne gute Kollegen bleibst du nicht so lange und auch die Familien müssen zusammenhalten.“

Zum Beispiel dann, wenn er sonntags, wie sich Heinsohn erinnert, ein Fußballspiel von Drochtersen/Assel schaute - und Bekannte ihn entdeckten. Es musste etwas repariert werden. „Hansi, kannst du mal eben?“, hieß es. Und Hansi konnte.

Auch im Geschäft von Gatzke Freudenberg ist Heinz-Peter „Hansi“ Heinsohn aktiv: Die Löcher für die Schalter hat er vor drei Jahren selbst gebohrt.

Auch im Geschäft von Gatzke Freudenberg ist Heinz-Peter „Hansi“ Heinsohn aktiv: Die Löcher für die Schalter hat er vor drei Jahren selbst gebohrt. Foto: Alexandra Bisping

Spaß bei der Arbeit - den habe er immer gehabt - und alle Generationen des Unternehmens miterlebt. „Seine Liebe zum Handwerk zeigt sich nicht nur in seiner täglichen Arbeit, sondern auch in der Art und Weise, wie er mit seinen Kollegen zusammenarbeitet“, lautet die Dankesrede.

Nicht nur bei seinen Kollegen kam und kommt Hansi Heinsohn gut an - auch bei den Kunden. „Die wollen, dass du kommst“, hörte er häufig, bis zu seiner Rente. Als er Ende Juni 2012 das Rentenalter erreichte, musste er erst mal aufhören. Auch aus bürokratischen Gründen. Doch er hielt nicht lange durch: Im September zog es ihn wieder zurück in den Job.

Ein Hotel - das hatte er noch nie gemacht

Beleuchtungen in Turnhallen habe er unter anderem gemacht, in Schulen, Sparkassen, zählt er auf. Und dann ist da aktuell noch das Hotel auf Krautsand. „Mit Schwimmbadtechnik“, betont er.

Bevor die Arbeiten begannen, brach sich Hansi Heinsohn den Fuß. „Ich war erst mal beleidigt, dass mir das passiert ist, denn Hotel hatte ich noch nie gemacht.“ Bis es da losgehe, müsse er wieder fit sein, spornte Hansi Heinsohn sich selbst an. Auch das gelang ihm.

Heinz-Peter Heinsohn wirkt freundlich und zurückhaltend. Opulenz und Champagner gab es zur Feier seines 60-jährigen Angestelltenverhältnisses nicht. Sondern Grillgut und Bier. Das passte ihm besser, bodenständig eben. Im Mittelpunkt zu stehen ist nicht seins.

Er habe jetzt auch genug geredet, sagt Hansi Heinsohn, „eigentlich schon zu viel“. Doch eins muss er noch verraten: Was gefiel ihm an seinem Job am meisten? „Dass es immer abwechslungsreich war und dass ich so viele Leute kennengelernt habe - das hat mir immer Spaß gemacht.“ Und er will weitermachen. „So lange sie mich lassen.“

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