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Wucher

TSeniorin berichtet: So dreist wurde sie von Handwerkern abgezockt

Ein verstopfter Abfluss im Badezimmer ihres Einfamilienhauses kostete die Familie über 1300 Euro. Dorothea Krentzel möchte vor dieser Wuchermasche warnen. Foto: Wiebke Schwind

Ein verstopfter Abfluss im Badezimmer ihres Einfamilienhauses kostete die Familie über 1300 Euro. Dorothea Krentzel möchte vor dieser Wuchermasche warnen. Foto: Wiebke Schwind Foto: Wiebke Schwind

Ob beim Reinigen eines verstopften Abflusses oder beim Öffnen einer verschlossenen Haustür: Unseriöse Dienstleister haben verschiedene Vorgehensweisen, um an das Geld ihrer Kunden zu kommen. Eine Geschädigte aus Wilstedt berichtet.

Von Wiebke Schwind Montag, 15.04.2024, 05:50 Uhr

Wilstedt. Kein unbekanntes Problem: Plötzlich läuft das Wasser in der Dusche oder im Waschbecken nicht mehr ab. Und nun? Wer nicht selbst zur Spirale greifen kann, um in die tiefen Regionen der Abwasserläufe seines Hauses zu gelangen, dem bleibt nur ein Anruf beim Fachmann. Das kann bei einem falschen Ansprechpartner jedoch richtig teuer werden, wie der Fall von Familie Krentzel aus Wilstedt zeigt.

Teure Rohrreinigung

Der Schock sitzt bei der 80-jährigen Dorothea Krentzel immer noch tief: Stolze 1328 Euro verlangte eine Rohrreinigungsfirma aus Landkreis Osterholz-Scharmbeck für ihre Dienstleistung. Nachdem das Wasser im Badezimmer des Obergeschosses in ihrem Einfamilienhaus nicht mehr abgelaufen war, suchte die Seniorin im Internet nach einem Fachbetrieb und freute sich, wie sie sagte, überhaupt jemanden gefunden zu haben.

Die Handwerker kamen umgehend, waren sehr freundlich und keine Stunde später waren die Abflüsse des Hauses wieder frei. Die überteuerte Rechnung beglich die ältere Dame trotz ungutem Gefühl, wie verlangt, sofort per EC-Zahlung. „Soviel Bargeld hatte ich ja gar nicht im Haus.“ Erst hinterher realisierte sie allmählich, dass diese Aktion scheinbar nicht ganz mit rechten Dingen zuging.

Immer mehr Fälle von Wucher in der Region

Die Familie erstattete Anzeige – und ist damit nicht allein. Über 200 Kläger gegen den Betrieb mit Sitz in Düsseldorf seien der Polizei bereits bekannt. Die Anzeigen wegen unseriösen Notdiensten im Handwerk sind in den vergangenen Jahren rasant angestiegen. Auch in der Region. Erkennbar sei außerdem eine neue Qualität der Abzocke, wobei besonders Schlüsseldienste und Rohrreinigungsfirmen exorbitante Summen in Rechnung stellen, so der Verbraucherschutz.

Vermeiden von Abzocke

Damit es nicht erst zu Wucherfällen kommt, sollten Kunden von Anfang an einige Dinge beachten. Dorothea Krentzel hat dafür auch einige Tipps: Gleich den erstbesten Dienstleister beauftragen, ist keine gute Idee. Besser sei es, auf Betriebe, mit denen im Familien- und Freundeskreis bereits gute Erfahrungen gemacht wurden, zurückzugreifen. Vor Beginn der Arbeiten sollte zumindest ein Kostenvoranschlag vereinbart werden und wenn die Rechnung die vereinbarte Angebotssumme wesentlich übersteigt, sind die aufgeführten Leistungen unbedingt zu hinterfragen. Auch die sofortige Zahlung in bar oder per EC-Karte kann nicht verlangt werden, sofern es nicht ausdrücklich vor Arbeitsbeginn mit dem Kunden kommuniziert wurde.

Letztlich gilt: Niemand sollte sich scheuen, bei ungutem Gefühlen seine Familie, Nachbarn oder gar die Polizei hinzuzuziehen und um Rat zu bitten.

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