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Nordseedeich

TSeniorin schockiert: Therapiepferd erhält Bucht-Verbot in Cuxhaven

Pferdebesitzerin Sonja Weidhase und ihre Freundin Renate Heins (rechts) verstehen nicht, warum das Mini-Shetlandpony Fritzi nicht mehr an den Grünstrand der Grimmershörnbucht darf.

Pferdebesitzerin Sonja Weidhase und ihre Freundin Renate Heins (rechts) verstehen nicht, warum das Mini-Shetlandpony Fritzi nicht mehr an den Grünstrand der Grimmershörnbucht darf. Foto: Mangels

Streit am Nordseedeich: Das Mini-Shetlandpony von Sonja Weidhase ist als „Fahrzeug“ unerwünscht. Sogar die Polizei musste schon einschreiten. Der Zwist schwelt weiter.

Von Christian Mangels Freitag, 02.08.2024, 12:50 Uhr

Cuxhaven. Hinter Sonja Weidhase liegt eine gesundheitliche Odyssee. Sie war siebenmal im Krankenhaus und musste zwei kraftraubende Operationen über sich ergehen lassen. „Es ist ein Wunder, dass ich überhaupt noch lebe“, sagt die frühere Kreuzfahrtdirektorin und Reiseleiterin. Es gab eine Zeit, da wollte sie nur noch sterben. Aber dann, 2016, trat Bobby in ihr Leben, ihr erstes Mini-Shetlandpony. „Das Pferd hat mir wieder Kraft und Lebensmut gegeben“, erzählt die 78-Jährige, die in Stickenbüttel lebt.

Als Bobby starb, legte sich Sonja Weidhase ein neues Mini-Shetlandpony zu: Fritzi. Mit einem Stockmaß von 47 Zentimetern ist der 2009 geborene Vierbeiner der Winzling unter den Pferden. „Er schmust sehr gerne und liebt Kinder“, erzählt die Seniorin.

Wenn das Pferdchen nicht gerade im großen Garten von Sonja Weidhase herumtrottet, ist es mit seinem Frauchen unterwegs. Das freundliche Pferd begleitet die Seniorin bei Spaziergängen und ist für sie nicht nur ein seelischer, sondern auch ein körperlicher Halt: „Wenn ich erschöpft bin, kann ich mich bei Fritzi abstützen.“ Dass Fritzi, der laut Abstammungsurkunde eigentlich „Fleetwood Ley Porter“ heißt, ein ausgebildetes Therapiepferd ist, hat Weidhase schriftlich, ausgestellt von einer Cuxhavener Praxis für Ergotherapie.

Cuxhavener Kurverwaltung will Pferd nicht länger am Deich dulden

Auch wenn Sonja Weidhase zu ihrem Strandkorb in der Grimmershörnbucht geht, ist Fritzi treu an ihrer Seite. Oder besser: war. Denn mit den tierischen Bucht-Aufenthalten soll nun Schluss sein. Die Nordseeheilbad Cuxhaven GmbH hat in der Bucht Hausrecht und will das Pferd am Deich nicht länger dulden.

Stärkung muss sein: In der Grimmershörnbucht grast das Shetlandpony.

Stärkung muss sein: In der Grimmershörnbucht grast das Shetlandpony. Foto: J. Mittelstädt

Schon im vergangenen Jahr war Sonja Weidhase mit einem Mitarbeiter der Nordseeheilbad Cuxhaven GmbH aneinandergeraten. Der Herr wies sie darauf hin, dass das Pferd ein Fahrzeug sei „und Fahrzeuge sind hier verboten“. Die Cuxhavenerin nahm diese Aufforderung noch nicht ernst, doch vor wenigen Wochen eskalierte der Streit.

Wieder wurde die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin aufgefordert, das Pony aus der Bucht zu entfernen. Als sie dieser Aufforderung nicht nachkam, benachrichtigte der Mitarbeiter die Polizei. Freundlich, aber bestimmt erteilten die Beamten dem Pferd einen „Platzverweis“ und klärten die Besitzerin auf, dass eine Strafe von bis zu 5000 Euro drohe, wenn sie der Aufforderung nicht nachkomme.

Polizei Cuxhaven bestätigt Vorfall in der Grimmershörnbucht

Die Polizeiinspektion Cuxhaven bestätigt diesen Vorfall auf Anfrage unserer Redaktion. Die Pferdebesitzerin habe sich „sehr uneinsichtig“ gezeigt, so ein Polizeisprecher, „sodass Sie aufgefordert werden musste, das Pony zu entfernen. Dem kam Sie nur sehr widerwillig nach.“ Es sei ein Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen die Dame eingeleitet worden.

Die Seniorin sucht mit dem Pony das Toilettenhäuschen auf.

Die Seniorin sucht mit dem Pony das Toilettenhäuschen auf. Foto: J. Mittelstädt

Sonja Weidhase hat für diese Aufregung kein Verständnis: „Hat die Kurverwaltung nichts Wichtigeres zu tun, als ein kleines Pony zu vertreiben?“ Die Tierfreundin versichert, dass ihr Pferd in der Bucht ein „echtes Highlight“ sei. Vor allem die Kinder würden Fritzi lieben. Wenn es ein größeres Bedürfnis zu verrichten habe, werde das Mini-Pferd über den Deich geführt, damit sich kein Gast durch die Ausscheidungen gestört fühlt. Viele Grünstrandbesucher würden das Bucht-Verbot für Fritzi bedauern, betont Sonja Weidhase. Und: Fritzi würde durchs Grasen Deichpflege betreiben.

Olaf Raffel, Kurdirektor und Geschäftsführer der Nordseeheilbad Cuxhaven GmbH, verteidigt den Pferde-Rauswurf. Das Verbot sei keine Willkür, sondern erfolge auf einer gesetzlichen Grundlage. Pferde am Strand seien nun einmal nicht erlaubt, eine Ausnahme bilde das Duhner Wattrennen. „Wenn wir Tür und Tor für alle Tiere öffnen, bringen die Leute bald ihr Hausschwein mit“, so Raffel.

Cuxhavener Schultheiß gibt sich zurückhaltend

Und was sagt der Cuxhavener Deichverband zu dem langhaarigen Vierbeiner? „Die verschiedenen Nutzungswünsche am Strand und im Deichvorland zu ordnen und zu regeln, ist in Cuxhaven der Kurverwaltung übertragen“, sagt Schultheiß Jürgen Schubel. Der Vorstand des Cuxhavener Deichverbandes werde sich in diese anspruchsvolle Aufgabe nicht einmischen.

Nach seiner persönlichen Meinung gefragt, würde es Jürgen Schubel aber begrüßen, wenn der Kurdirektor der Seniorin einen Bereich vor dem Deich nennen könnte, wo sie und ihr Pferd das Deichvorland aufsuchen können. „Eigentlich müsste doch in Cuxhaven genug Platz sein, um auch für diesen besonderen Wunsch einen einvernehmlichen Weg zu finden.“

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