Zähl Pixel
Talkshow

TSex, Drugs und Rock: ESC-Legende Peter Urban packt in Deinste aus

Radio-Urgestein Peter Urban signiert seine Bücher für das Deinster Publikum.

Radio-Urgestein Peter Urban signiert seine Bücher für das Deinster Publikum. Foto: Laudien

Ein Buch, eine Samthose und viele Erinnerungen: Radio-Urgestein Peter Urban hatte einiges im Gepäck und verriet viel über Promis - darunter ein besonderes Treffen mit Stones-Ikone Keith Richard.

Von Susanne Laudien Mittwoch, 29.10.2025, 17:41 Uhr

Fredenbeck. Ob Bruce Springsteen, Eric Clapton oder die Beatles - unzählige Rock- und Popgrößen hat Peter Urban näher kennengelernt. Am Dienstagabend plauderte das Radio-Urgestein und die bekannte ESC-Stimme im Deinster Gasthaus Zur Eiche aus dem Promi-Nähkästchen.

150 Zuhörer lauschten und applaudierten bei humorvollen Episoden im Event-Kuhstall vom Gasthaus. Es war die zehnte Folge der Veranstaltungsreihe „Fredenbeck trifft ...“, die der Verein Fredenbecker Geest Marketing und Touristik regelmäßig organisiert. Uli Koch übernahm die Moderation, konnte aber gar nicht so viel sagen - denn aus Peter Urban sprudelte es quasi heraus.

Gutgelauntes Trio in Deinste: Peter Urban (Mitte) mit Uli Koch (links) und Frank Havemann vom Verein Geest Marketing und Touristik.

Gutgelauntes Trio in Deinste: Peter Urban (Mitte) mit Uli Koch (links) und Frank Havemann vom Verein Geest Marketing und Touristik. Foto: Laudien

Der 76-Jährige nahm das Publikum mit auf eine Zeitreise. Die Musik der Beatles, die Bandgründung mit seinem Bruder und Aufenthalte in England sorgten für Initialzündungen in seiner Jugend im beschaulichen Quakenbrück: „Rockmusik hatte etwas Befreiendes zur Generation meiner Eltern.“

BFBS-Radio-Sendungen, Schallplatten aus dem Elektrogeschäft und Live-Musik in kleinen Clubs gehörten dazu. In einem Londoner Kneipensaal entdeckte Urban per Zufall die Spencer Davis Group. „Sänger Steve Winwood klang mit seiner Soulstimme schon als Teenager so verletzt, als hätte er drei gescheiterte Ehen hinter sich“, erzählte er. Bei einem Konzert von Eric Clapton erlebte Urban einen Gastmusiker, der auf seiner Gitarre ein Solo mit den Zähnen spielte. „Erst später wurde mir klar, dass es Jimi Hendrix gewesen war.“

Erlebnisse in der britischen Musik-Szene

Viele Zufälle spielten in Urbans Leben eine Rolle. Etwa als er 1970 die Beatles vor den Abbey-Road-Studios traf und mit ihnen plauschte. Vom Summer of Love brachte er Souvenirs mit: Stiefel mit hohen Absätzen („Ich war ja nicht besonders groß“), Batik-Shirt und eine rote Samthose. „Die fand ich kürzlich im Schrank wieder“, zeigte Urban das Modell dem Publikum. „Wie bin ich da jemals reingekommen?“

„Wie habe ich da mal reingepasst?“ Peter Urban zeigt seine Samthose aus dem Summer of Love.

„Wie habe ich da mal reingepasst?“ Peter Urban zeigt seine Samthose aus dem Summer of Love. Foto: Laudien

Während des Studiums in Hamburg jobbte der Musikfreak beim NDR-Hörfunk. Seine Doktorarbeit, an der er fünf Jahre schrieb, sei harte Kost und bei Ebay inzwischen vergriffen. 1974 startet Urban mit der Radio-Sendung „Musik für junge Leute“ durch. „Ich konnte alles auflegen, was ich gut fand.“

Auch als Musiker schaltete sich der Erfolg ein. „Abi Wallenstein und ich gründeten eine Band und das PÖ in Eppendorf war unser Stammlokal.“ Dort traten Größen wie Lou Reed, Talking Heads, Chet Baker und Al Jarreau auf. In besonderer Erinnerung blieb ihm der Auftritt von Joe Cocker. „Der Strom fiel aus und ich haute in die Tasten, weil Cocker so laut sang.“

Etliche Musikgrößen zählten zu seinen Interviewpartnern: Brian Ferry, David Bowie, Harry Belafonte, Sting, Elton John und Prince („Ein Kopf kleiner als ich, schlaffer Händedruck, aber auf der Bühne ein Energiebündel“). Mit der Rockband Toto war er in einer Sex-Show auf dem Kiez.

„Die jungen Helden aus Kalifornien machten dort große Augen.“ Bruce Springsteen traf er 1981 im Hamburger CCH. „Er hatte sich den Fuß verstaucht und sprach über sein Lampenfieber.“ Von Bob Marley wurde er zwischen Marihuana- und Kochdämpfen empfangen und Keith Richards sprach mit ihm über dessen Drogensucht, während der Gitarrist der Rolling Stones eine Flasche Whisky leerte.

Tops und Flops beim ESC

25 Jahre moderierte Urban den Eurovision Song Contest (ESC), erlebte Tops und Flops, von flippigen Nummern mit Guildo Horn und den Orthopädischen Strümpfen (Platz 7) bis Stefan Raab („wie Elvis im Alter“) mit Wadehadedudeda auf Platz 5. „Am Text kann es nicht gelegen haben“, sagt Urban. Neben Pleiten gab es auch Pannen. Etwa bei einer Tonstörung 2010 sorgte sein Spruch „Wir sind hier doch nicht in Kasachstan“ für Wellen bis zur kasachischen Botschaft.

Bei seinem letzten ESC 2023 in Liverpool trat die Heavy Metal-Band Lord of the Lost mit dem Fredenbecker Bassisten Klaas Helmecke für Deutschland an. Dessen Eltern saßen jetzt in Deinste im Publikum. Urban ist seit dem ESC-Auftritt mit den Musikern befreundet.

Zu guter Letzt gab der Profi noch ein Berufsgeheimnis preis: Die ironischen Sprüche zu Kostümen und Bühnenshows waren nicht spontan. Bei 30 Sekunden für jeden Beitrag sei das nicht möglich gewesen. Er habe sich vorher alles angeschaut und seine Kommentare notiert.

Peter Urbans markante Stimme bleibt weiter „On Air“, so der Titel seines Buches mit seiner Lebensgeschichte: Im NDR-2-Radio läuft mittwochs um 18 Uhr die Peter-Urban-Show und im Podcast Urban-Pop.

Ansturm auf den Bücherverkauf von Peter Urbans Buch „On Air“ vom Kutenholzer Buchhandel von Hanna Höft.

Ansturm auf den Bücherverkauf von Peter Urbans Buch „On Air“ vom Kutenholzer Buchhandel von Hanna Höft. Foto: Laudien

Das Publikum verfolgt den unterhaltsamen Ausflug in die Musikgeschichte der vergangenen 50 Jahre.

Das Publikum verfolgt den unterhaltsamen Ausflug in die Musikgeschichte der vergangenen 50 Jahre. Foto: Laudien

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.

Die Redaktion empfiehlt
Weitere Artikel