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TSnackautomaten boomen im Kreis Stade - Neuer Pizzaautomat in Harsefeld

Eine einfache, aber schnelle Pizza gibt es in Harsefeld binnen vier Minuten aus dem Automaten.

Eine einfache, aber schnelle Pizza gibt es in Harsefeld binnen vier Minuten aus dem Automaten. Foto: Ahrens

Snackautomaten erleben einen Boom. Auch abseits der Städte stehen sie inzwischen überall. In Harsefeld bereitet ein neuer Automat rund um die Uhr Pizza zu. Kann das schmecken? Und ist das Geschäft so lukrativ wie die sozialen Medien versprechen?

Von Sophia Ahrens Freitag, 12.07.2024, 05:50 Uhr

Harsefeld. Vor einem Einfamilienhaus in der Harsefelder Friedrich-Huth-Straße sammeln sich in den letzten Wochen immer wieder Menschengruppen. Zunächst waren es meist Kinder und Jugendliche. Sie steckten ihr Taschengeld in einen Snackautomaten - und bekamen Süßigkeiten und Getränke dafür heraus. Von diesen Automaten gibt es in Harsefeld inzwischen viele unterschiedlichster Besitzer. Seit einiger Zeit hat sich in der Friedrich-Huth-Straße auch der Anteil der neugierigen Erwachsenen deutlich erhöht.

Der Grund: Es wurde ein zweiter Automat aufgestellt. Und der bereitet in nur vier Minuten eine verzehrfertige Pizza für die Kunden zu. Er gehört - wie der benachbarte Snackautomat - dem Pizzalieferdienst Spoody aus Zeven. Nach Zeven und Rotenburg ist Harsefeld der dritte Standort, an dem das Unternehmen Pizza aus dem Automaten anbietet.

Pizza in vier Minuten für zehn Euro

Am Automat haben Kunden die Auswahl zwischen unterschiedlichen Sorten, darunter Margherita, Salami, Thunfisch aber auch Diabolo. 10 Euro kostet eine 29 Zentimeter große Pizza. Zum Vergleich: Bei anderen Lieferdiensten in der Gemeinde kostet eine Pizza Margherita in ähnlicher Größe etwa 9 Euro.

Der Bezahlvorgang ist einfach, sowohl Bargeld als auch EC-Karte sind möglich. Dann heißt es warten - und vier Minuten später wird eine heiße Pizza aus dem Automaten geschoben. Was sagt der Geschmackstest?

Der Boden entspricht dem, was Kunden von Lieferdiensten oft gewohnt sind: Er ist eher dick und im amerikanischen Stil. An Käse wurde bei der Margherita aus dem Automaten nicht gespart. Wer auf der Suche nach einer schnellen, aber einfachen Pizza ist, dürfte zufrieden sein. Nur ein erneutes Aufwärmen dürfte dem Geschmack des Fast Foods wohl eher nicht zugutekommen.

Betreiber des Pizzaautomaten mit Absatz zufrieden

Die Pizzen werden in Zeven in der Zentrale von Spoody vorgebacken, erklärt Besitzer Daniel Slawik. Jeden Tag füllt er seine drei Automaten mit neuen Pizzen auf. In dem Gerät befindet sich ein Kühlschrank - und der Automat schiebt die ausgewählte Pizza automatisch in den integrierten Ofen. Am Wochenende wird die Stückzahl im Automaten erhöht, denn da sei der Absatz am höchsten. Ein QR-Code auf der Verpackung der Pizza gebe die Information über Sorte und Haltbarkeit, so Slawik.

Rund um die Uhr gibt es in Harsefeld seit April Pizza.

Rund um die Uhr gibt es in Harsefeld seit April Pizza. Foto: Ahrens

Slawik sieht in dem Automatengeschäft die Zukunft. Weil sein erster Automat in Zeven gut angekommen sei, kaufte er zwei weitere. „Auch in Harsefeld wird der Automat sehr gut angenommen, der Standort bleibt auf jeden Fall.“

Mit dem Pizzaautomaten setzt sich der Trend fort, der in Harsefeld in den letzten Monaten schon bei den Snackautomaten erkennbar war. An diversen Standorten rund um den Ortskern gibt es die Automaten inzwischen, oft auf Privatgrundstücken. Tom Bolluck war einer der Ersten, der einen Automaten in Harsefeld in der Nähe des Bahnhofs aufgestellt hat. „Das explodiert jetzt ja in Harsefeld.“ Er sagt klar: Reich werden die Besitzer damit nicht.

Social Media verspricht lukratives Geschäftsmodell

In den sozialen Medien suggerieren oft Influencer, dass mit dem Automatengeschäft schnell und einfach viel Geld gemacht werden könne. Bolluck warnt aber: Dieser Eindruck werde vor allem von den Firmen befeuert, die die Automaten verkaufen. Denn wer die Automaten vollkommen legal betreiben wolle, müsse einiges beachten.

Etwa 15.000 Euro koste ein Snackautomat in der Anschaffung, so Bolluck. Hinzu kämen aber noch die Platzmiete auf den Grundstücken, Versicherung, Schutz vor oder Beseitigung von Vandalismus und Stromkosten. Bolluck ist eigentlich Versicherungskaufmann und betreibt drei Automaten mit seiner Firma Mister Akomi im Nebengewerbe. Einer steht in Lamstedt, ein anderer in Bremervörde - und noch zwei weitere sind geplant. Allein für die dazugehörige Firma und alle Abwicklungen vor dem ersten Automaten habe er schon 15.000 Euro bezahlt, sagt er.

Dieser Automat steht am Harsefelder Bahnhof.

Dieser Automat steht am Harsefelder Bahnhof. Foto: Ahrens

Was viele vor allem junge Automatenkäufer aber nicht beachten: Umsatz ist nicht gleich Gewinn. Auch der Inhalt der Automaten will bezahlt werden. Neben E-Zigaretten und Getränken gibt es in vielen der Automaten vor allem Editionen von Süßigkeiten, die es sonst nur in anderen Ländern der Welt zu kaufen gibt.

Vandalismus an den Automaten

Und mit Kosten wegen Vandalismus müssen die Betreiber rechnen. „Es gab schon alles: Die treten das Display ein, werfen Gullydeckel in die Scheibe oder zünden den an.“ Vor allem die E-Zigaretten seien gern genommene Beute. Tom Bolluck leert deshalb täglich die Kasse und hat spezielle Schutzvorrichtungen an seine Automaten anbauen lassen. Nach eigenen Angaben hat er so wenige Probleme.

Was Bolluck vor allem stört: Die wenigsten Betreiber hielten sich an die Pflichten und Gesetze. Alkohol beispielsweise dürfe in Deutschland nicht in diesen Automaten verkauft werden. Auch fehlten bei vielen die verpflichtenden Labels: Weil viele der Zutatenlisten in anderen Sprachen abgedruckt sind, müsse der Betreiber deutsche Produktangaben sicherstellen, so Bolluck. Doch daran hielten sich längst nicht alle.

In einigen Automaten gibt es außerdem E-Zigaretten mit THC-Anteil. „Auch davon distanzieren wir uns klar.“ Auf vielen der Automaten fehle zudem die verpflichtende Firmenanschrift, unter der der Betreiber erreichbar ist.

Eltern üben Kritik am Automatengeschäft

Immer wieder erreiche ihn auch Kritik von Eltern an den verkauften „Zuckerbomben“ und dem Geld, das die Kinder bei den Automaten ausgeben. „Wenn man dem Kind alles verbietet, haben sie nie das Gefühl, mit Geld umgehen zu können“, so Bolluck. Die Kinder könnten sich Süßigkeiten ebenso im Supermarkt kaufen. Für Fragen und Bedenken von Eltern stehe Bolluck mit Mister Akomi aber jederzeit bereit, sagt er.

Die E-Zigaretten gibt es im Automaten nur gegen Vorlage des Personalausweises. Von 60 Spiralen in einem Automaten habe er vier mit den sogenannten Vapes bestückt, gibt Bolluck an. Die Süßigkeiten sucht er nach dem Motto „Probier die Welt“ aus: Es gibt Fanta aus Japan, KitKat Lemon oder Chips aus Mexiko. Wasser und zuckerfreie Müsliriegel bietet er ebenfalls an.

Energy Drinks sind frei verkäuflich

In Deutschland frei verkäuflich sind - in Automaten und in normalen Supermärkten - die Energy Drinks. Es ist für Betreiber lediglich eine freiwillige Möglichkeit, den Verkauf der koffeinhaltigen Getränke erst ab 16 Jahren zu erlauben.

Aktuell hat die Dichte der Automaten auf der Geest, aber auch im ganzen Landkreis zugenommen. Doch Tom Bolluck prophezeit für Harsefeld: „In einem Jahr sind es schon drei Automaten weniger.“

Eine einfache, aber schnelle Pizza gibt es in Harsefeld binnen vier Minuten aus dem Automaten.

Eine einfache, aber schnelle Pizza gibt es in Harsefeld binnen vier Minuten aus dem Automaten. Foto: Ahrens

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