TSo hat es den ersten Feriengästen auf dem Hausboot „Lieselotte“ gefallen
Die Familien Hofmann und Jungmann aus Thüringen waren die ersten Urlaubsgäste auf dem 100 Jahre alten Otterndorfer Hausboot „Lieselotte“. Foto: Mangels
Sie war Obstfrachter, Marineschiff und Wohnunterkunft: Die vor 100 Jahren gebaute „Lieselotte“ hat schon viele Stationen hinter sich. Jetzt öffnet das Otterndorfer Schiff seine Türen für Urlauber.
Otterndorf. Ein Grad Celsius, dichter Schneeregen prasselt auf die Scheiben der „Lieselotte“. Die Familien Hofmann und Jungmann stört das nicht. Sie haben es im Hausboot schön kuschelig. Im Kamin prasselt ein Feuer und die Sauna lockt mit Tiefenentspannung. „Wir fühlen uns hier pudelwohl“, sagt Anja Jungmann.
Die beiden Familien aus Thüringen - vier Erwachsene und der Teenager Hannes - sind die ersten Feriengäste auf dem Hausboot „Lieselotte“, das an der Medem-Schleuse, in der Höhe des Gasthauses „Zum Elbblick“, vor Anker liegt. Eine Woche lang genießen sie die Annehmlichkeiten der schwimmenden Ferienwohnung, die Nähe zu Elbe, Deich und Strand sowie das leichte Schaukeln und Knarren des Schiffs, das in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert. „Seekrank sind wir noch nicht geworden“, sagt Rosana Hofmann und lacht.
Bis zu acht Urlaubsgäste finden auf der „Lieselotte“ Platz
Die Eigentümer der „Lieselotte“, Torben und Saskia Rose aus Belum sowie Saskias Zwillingsschwester Sarah, haben das fest vertäute Wasserfahrzeug in den vergangenen Jahren komplett umgebaut und modernisiert. Aus dem einstigen Frachtschiff ist eine außergewöhnliche Ferienunterkunft geworden.
Die „Lieselotte“ ist deutlich geräumiger, als man von außen annimmt. Auf 135 Quadratmetern gibt es viele Möglichkeiten des Wohnens und Schlafens. Bis zu acht Urlaubsgäste finden hier Platz. Es gibt drei Schlafzimmer, zwei Terrassen, eine moderne Küche, zwei Bäder, ein beheiztes Badefass und einen großen Wohnbereich. Viele kleine Details wie das Bällebad für die kleinen Gäste oder die LED-Farbspiel-Therapie in der Sauna sorgen für zusätzlichen Komfort.

Das Hausboot „Lieselotte“ liegt an der Otterndorfer Medem-Schleuse, in der Höhe des Gasthauses „Zum Elbblick“, vor Anker. Foto: Mangels
Für die Familien Hofmann und Jungmann, die aus Bad Salzungen, im Westen Thüringens, kommen, ist die 36,5 Meter lange „Lieselotte“ genau der richtige Ort, um runterzukommen und abzuschalten. Sie haben sich ganz bewusst dafür entschieden, den Jahreswechsel im beschaulichen Otterndorf zu verbringen - Partyzauber und Großstadtrummel brauchen sie nicht. Und das norddeutsche Schmuddelwetter? „Das stört uns nicht. Wir haben immer Regenjacken dabei“, erzählt Sebastian Hofmann.
Für die fünf Thüringer ist es der erste Aufenthalt in Otterndorf und der erste Urlaub auf einem Hausboot. „Normalerweise sind wir mit dem Wohnmobil unterwegs“, berichtet Marcus Jungmann, der als Feuerwerker bei der Bundeswehr arbeitet. Aber die Camping-Touren seien vor allem eine Sommer-Beschäftigung.

Das norddeutsche Schmuddelwetter mag noch so ungemütlich sein, im Wohnzimmer des Hausboots lässt es sich auch bei Regen und Schnee gut aushalten. Foto: Mangels
Für die letzten Tage des Jahres suchten die Familien etwas Besonderes, etwas Ruhiges. Kurzzeitig standen die Berge im Mittelpunkt der Unterkunftssuche, doch dann schwenkte das Quintett auf Hausboot-Urlaub an der Küste um - und landete auf der Lieselotte-Homepage. „Wir waren ganz erstaunt, als wir hörten, dass wir die ersten Gäste sind“, sagt Jungmann.
Auf einer Skala von eins bis zehn stufen die Thüringer ihre Ferien auf der „Lieselotte“ mit einer „elf“ ein. Und was war für den 13-jährigen Hannes der Höhepunkt des Hausboot-Urlaubs? „Eindeutig der Whirlpool. Das war richtig klasse“, sagt der Teenager.
Die „Lieselotte“
Die heutige „Lieselotte“ wurde 1925 auf der Schiffswerft Ropers in Stade für den Schiffer Peter Köpcke gebaut. Eingesetzt wurde das Schiff unter anderem für den Obsttransport. Im Zweiten Weltkrieg war es für die Kriegsmarine in Norwegen im Einsatz. Das Schiff kehrte unbeschadet in die Heimat zurück und trug den Namen „Reinhard“. Es wurde mehrfach verlängert. 1979 kaufte Ernst Suhr aus Grünendeich den Frachter und gab ihm den Namen „Gerda Suhr“. Dann war es vorbei mit der Frachtschifffahrt. Im Jahr 1982 kaufte die Familie Steffens das Schiff. Seitdem heißt es „Lieselotte“. Mehr als 40 Jahre lag es an der Medem, gegenüber vom Schöpfwerk, vor Anker. Die Familie Rose hat das Hausboot 2022 gekauft, zur Ferienunterkunft umgebaut und an seinem neuen Liegeplatz an der Otterndorfer Medem-Schleuse in Szene gesetzt.