TSo wird die Blauzunge auch das Jahr 2025 prägen

Nicht nur bei Schafen, auch bei Milchkühen in der Wesermarsch hat die Blauzungenkrankeit in diesem Jahr heftig zugeschlagen. Foto: Lohe
Im August und September wütete die Blauzungenkrankheit in der Wesermarsch. Entwarnung weiterhin nicht gegeben werden. Die Blauzunge dürfte den Winter überdauern.
Wesermarsch. „Die Blauzungenkrankheit hat dieses Jahr geprägt und sie wird - davon gehe ich aus - auch das nächste Jahr prägen.“ Diese Einschätzung zur schlimmen Entwicklung der Viruserkrankung BTV-3 auch in der Wesermarsch bei Schafen und Rindern hat jetzt Dr. Melanie Schweizer, Geschäftsführerin des Zweckverbandes Veterinäramt Jade-Weser, gegeben.
Das Virus hat sich seit September 2023 von den Niederlanden ausgehend mit einer enormen Dynamik in Deutschland ausgebreitet. Einen Rück- und Ausblick gab Melanie Schweizer während der Jahreshauptversammlung des Tierseuchenfonds des Landkreises Wesermarsch.
Erkrankungen viel gravierender als vor einem Jahr in Niederlanden
Vor etwa 75 Versammlungsteilnehmern, darunter Tierärzte, berichtete sie von hohen Verlusten beim Schaf und Erkrankungen von Rindern, die deutlich gravierender seien als im Vorjahr in den Niederlanden - und auch deutlich gravierender als bei Versuchen des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit.
Sie bestätigte, was Tierarzt Dr. Asmus Erichsen Mitte Oktober in einem Pressegespräch deutlich gemacht hatte: Die Folgeschäden aus den sich jeweils etwa zwei bis drei Wochen hinziehenden akuten Erkrankungen sind immens. Bei Rindern treten zunächst Fieber und Abgeschlagenheit ein. Die Milchleistung sinkt.
Hinzu kommen: entzündlich gerötete Augen, Kopfschwellungen, entzündliche Veränderungen im Maulbereich, Speichelfluss, Schaumbildung, lang anhaltende Klauen-Probleme, Ausschuhen der Klauenlederhaut, Blindheit, Todesfälle.
Die schlimmsten Monate waren August und September. Das Fruchtbarkeitsproblem sei weiterhin vorhanden, so Melanie Schweizer. Nur noch 30 bis 40 Prozent der Tiere seien tragend. Man müsse davon ausgehen, dass die Blauzunge den Winter überdauert und im kommenden Jahr gleichermaßen Probleme bereiten werde.
Übertragen wird die Viruserkrankung durch den Stich von blutsaugenden Stechmücken, sogenannten Gnitzen. Bei manchen Tieren verfärbt sich die Zunge blau, daher der Name. Wie bereits berichtet, sind alle Milchviehbetriebe in der Wesermarsch mehr oder weniger von dem Virus getroffen worden. Der wirtschaftliche Schaden ist immens.
Alle Betriebe sind unverschuldet hineingeschliddert
Nach Erkenntnissen von Kreislandvolk-Geschäftsführer Manfred Ostendorf gibt es Betriebe, die 30, 40 oder sogar 50 Kühe verloren haben. Er unterstrich: „Alle Betriebe sind da unverschuldet hineingeschliddert - den einen hat‘s voll erwischt, der andere hat Glück gehabt.“
Um in der Wesermarsch diesen Schaden wenigstens ein bisschen zu lindern, hat der Vorstand des Tierseuchenfonds einen Beschluss gefasst. Dieser sieht vor, eine Härtebeihilfe für Kühe zu gewähren, die in diesem Jahr 2024 mit der Blauzungenkrankheit verstorben sind - und das unabhängig davon, ob sie geimpft worden sind oder nicht. Die Beihilfe beträgt 200 Euro pro Kuh. Das Budget für diese Härtehilfe ist auf insgesamt 200.000 Euro begrenzt.

Die Geschäftsführerin des Veterinäramtes, Dr. Melanie Schweizer, mit dem Kreislandvolk-Geschäftsführer Manfred Ostendorf in der Markthalle in Rodenkirchen. Foto: Lohe
Vorbeugende Schutzimpfungen gegen die Blauzungenkrankheit sind freiwillig. Durch zweimalige Impfungen kann aber laut Melanie Schweizer effektiver Schutz erreicht werden. Die Impfstoffe seien nach wie vor nicht förmlich zugelassen, „aber sie sind sicher und wirksam“. Die ständige Impfkommission am Friedrich-Loeffler-Institut empfehle die Impfung, weil sie den einzigen Schutz vor einem schweren Verlauf der Blauzungenkrankheit bietet.
Ebenso wie Asmus Erichsen empfiehlt die Geschäftsführerin des Veterinäramtes, Impfungen besonders im Frühjahr, so knapp wie möglich vor dem Weideaustrieb. Der Impfschutz ist mindestens sechs Monate wirksam. Gehofft wird auf zwölf Monate. Auch Jungvieh sollte geimpft werden. Und ja, das Aufstallen in Verbindung mit Ventilation des Stalles bringe etwas.