TSo wird in Wiegersen aus der Tanne ein Weihnachtsbaum

Weihnachtsbäume auf 15 Hektar: Hartwig Sulzer beim Abschneiden von Grün. Foto: Bisping
Bis eine Tanne zum Weihnachtsbaum wird, vergehen Jahre. Neben dem Klassiker, der Nordmanntanne, gibt es auch einige Exoten bei den Händlern im Kreis Stade. Und die Bäume sind teurer geworden.
Landkreis. Bäume, so weit das Auge reicht, von klein bis riesengroß, stehen auf der 15 Hektar großen Weihnachtsbaumplantage in Wiegersen, rund 5000 Bäume pro Hektar. Die Plantage gehört zur wenige Minuten entfernten Forstverwaltung. Hartwig Sulzer hatte sie von seinen Eltern geerbt und den Betrieb vor zehn Jahren an seinen Sohn Frank übergeben.
40 Jahre lang hatte Sulzer als Tierarzt praktiziert und die Plantage nebenbei mit einem Forstwirtschaftsmeister betrieben. „Das habe ich mir abgeguckt“, sagt er und ist jetzt ehrenamtlich auf dem Gut tätig.
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Früher habe es an den Adventstagen die Möglichkeit zum Selbstschlagen gegeben. „Das ist vorbei“, sagt Sulzer. „Es war zu aufwendig, jetzt schlagen wir die Bäume.“ Einige große Tannen fallen durch ungleiche Proportionen auf - die unteren Zweige sind kürzer als die oberen. „Die haben wir gekürzt und den Grünschnitt in den Handel gegeben.“
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140 Millionen Weihnachtsbäume werden jährlich europaweit produziert, informiert der Verband natürlicher Weihnachtsbaum auf seiner Homepage. Dabei stecken 80 Stunden Arbeit pro Jahr in einem Hektar Weihnachtsbaumkultur. Und: Eine Nordmanntanne wächst 12 bis 14 Jahre, bis sie eine Größe von zwei Metern erreicht hat.

Circa 5000 Bäume pro Hektar stehen auf diesem Feld. Foto: Bisping
Auf der Plantage des Forstguts werden drei Jahre alte Setzlinge mit einer Größe von 30 Zentimetern eingepflanzt, erzählt Sulzer. Pro Jahr wachsen sie zwischen 30 und 50 Zentimeter. Aktuell sind die Bäume zehn bis zwölf Jahre alt.
Große Bäume werden für Märkte geschlagen - einer sei vor vielen Jahren per Tieflader schon mal in Berlin ausgeliefert worden. Hauptsächlich Nordmanntannen befinden sich auf der Plantage. Sulzer schätzt ihre Quote auf 80 bis 90 Prozent.
Früher waren andere Bäume gefragt, sagt er. „In meiner Kindheit die Rotfichte, in den 60ern die Blaufichte - die war so stachelig, die musste nicht mal eingegattert werden, da gingen keine Tiere bei.“

Einmal Nordmann (links), einmal Nobilis - Grün von zwei verschiedenen Tannen. Foto: Bisping
Die Blaufichte wurde Ende der 60er von der Nordmanntanne abgelöst, die weniger nadelt. Parallel kam die Nobilistanne auf, mit ihrer leicht silberblauen Färbung. „Sie wird mehr als Deko verwendet, weil sie nicht so regelmäßig wächst“, sagt Sulzer.
Chemie? Auf gar keinen Fall!
Maximal die Hälfte der angepflanzten Tannen ist als Weihnachtsbäume verwendbar. Die zwischen den Bäumen wachsenden Gräser und Bodendecker werden bei Sulzer nicht entfernt. „Zum Schutz der Tannen und für Wild und Natur.“ Denn Gift möchte er nicht verwenden.
Das ist auch für Cord Lefers tabu. Auf seinem Hof in Jork bietet er Tannenbäume zum Selbstschlagen an. „Wir haben einen biologischen Anbau“, sagt er, „ohne Chemie.“
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Lefers hat ebenfalls ganz klassisch die Nordmanntannen im Angebot. Aber er probiert immer wieder Neues aus, diesmal die sogenannte Korktanne. Richtig zufrieden scheint er damit nicht zu sein. „Sieht ganz nett aus“, findet er. Doch ab einer Größe von zwei Metern kahlt sie von unten stark aus, ist im kleineren Format also attraktiver.
Auch in Buxtehude beherrscht die Nordmanntanne den Markt. Doch auch hier wird Neues angeboten. „Wir haben bald eine besondere Blaufichte im Programm“, sagt Marcus Westenberg, Betreiber des gleichnamigen Gartencenters an der B73. Die neue Selektion in stahlblauer Farbe gibt es in einer Höhe von 1,20 Metern und ist ab nächstem Wochenende (3. Advent) erhältlich.
So viel kostet ein Baum
Knapp 30 Millionen Weihnachtsbäume werden nach Angaben von Statista jährlich verkauft. Und sie dürften in diesem Jahr ein wenig teurer sein. Lag der Preis pro Meter Nordmanntanne in der Vergangenheit im Schnitt bei 21 Euro, sind es in diesem Jahr laut NDR zwischen 22 und 30 Euro.
Bei Forstgut Wiegersen und Obsthof Lefers trifft das zu: Hier kostet der Meter 22 Euro. Günstiger sind sie beim Gartencenter Westenberg. Die Tannen seien etwas teurer geworden, bestätigt Marcus Westenberg. „Aber wir produzieren selbst und können das nehmen, was wir möchten.“ Für 17 Euro pro Meter gehen bei ihm die Nordmanntannen über den Ladentisch. Günstig für „top Bäume, naturgewachsen“, sagt Westenberg. Denn auch bei ihm wird keine Chemie verwendet.
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Übrigens: Die Forstverwaltung in Wiegersen (Rittergut 3) veranstaltet einen Weihnachtsmarkt am Samstag und Sonntag, 14. und 15 Dezember, jeweils von 10 bis 17 Uhr. Angeboten werden neben Weihnachtsbäumen Selbstgemachtes aus Holz, Schmuck und Leckereien von süß bis salzig. Am Sonntag zeigt die Jägerschaft Stade eine Wildtierausstellung.

Klassiker wie Strohsterne, Engel und rote Kugeln werden gerne genommen, es geht aber auch anders. Foto: Bisping