TSpargellauf: Sie laufen für Opa Kalli und Vanilleeis mit Sahne

Beim Spargellauf in Deinste gehen in diesem Jahr 1225 Menschen an den Start. Foto: Berlin
1225 Menschen laufen in Deinste. Ihre Ambitionen sind verschieden. Die einen schauen auf die Stoppuhr, die anderen wollen nur ihre Wette nicht verlieren.
Deinste. 19 Millionen Deutsche laufen regelmäßig. Laufen gilt nach Radfahren als beliebteste sportliche Freizeitbeschäftigung im Land. Mehr als 1200 dieser Läuferinnen und Läufer stehen am Freitagabend an der Startlinie bei der 19. Auflage des Deinster Spargellaufes.

245 Teams sind auf der Strecke. Zu jedem Team gehören fünf Läufer. Jeder läuft etwas mehr als fünf Kilometer. Foto: Berlin
245 Staffeln sind dabei. Der Spargellauf ist ausgebucht. Fünf Läufer stellt jedes Team. Jeder der 1225 Athleten läuft etwas mehr als fünf Kilometer. Die Weltspitze würde diese Distanz in weniger als 13 Minuten schaffen. Doch um Zeiten geht es nicht bei der Traditionsveranstaltung in Deinste. Die Menschen absolvieren die Runde durch die Feldmark und das Dorf mit dem Spargel als Staffelstab in der Hand aus ganz anderen Gründen.
Platzregen in Deinste
Als der erste Platzregen kurz vor dem Startschuss runterkommt, stellen sich „Die Gesundmacher“ lieber ins Trockene. Sie arbeiten alle im Elbe-Klinikum, sind Ärzte, Pfleger oder Physiotherapeuten. „Dabei sein ist alles“, sagt Thorge Stemmann. Der Mann ist auch sonst sehr sportlich unterwegs. Für den TSV Apensen spielt Stemmann Fußball in der Kreisklasse.

Sie arbeiten alle im Krankenhaus: Deshalb nennen sie sich „Die Gesundmacher“. Foto: Berlin
Handballer sind Lea Duhme und Finn Thode in ihrem anderen Sportlerleben. Sie spielen beim TSV Bremervörde. Aber Laufen ist Leidenschaft. Sie will die 5,3 Kilometer in 25 Minuten schaffen, er in 21. Die Beiden waren schon beim Halbmarathon in Wien und werden im September in Berlin beim Marathon starten.

Sie schlüpfen ins Trikot des TSV Bremervörde. Lea Duhme (2. von rechts) und Finn Thode nutzen den Spargellauf auch als Training für Marathonläufe. Foto: Berlin
Um 18.15 Uhr, eine Viertelstunde nach dem Startschuss, regnet es sich richtig ein. Es donnert in der Ferne. Vor einigen Jahren mussten die Veranstalter um den Spargelhof Werner und den VfL Stade den Spargellauf einmal abbrechen. Blitze und Starkregen gefährdeten die Läufer. Heute suchen Läufer und Zuschauer Schutz hinter Bäumen und in den Hallen der Hofstelle. Schirme biegen sich im Sturm.
Spargellauf zu Ehren von Opa Kalli
Team „Kalli Kartell“ will dennoch seinen Auftrag erfüllen. Sie laufen für Opa Kalli, der eigentlich Siegmund heißt, 82 Jahre alt ist und sein ganzes Leben lang lief. Jeden Tag, jedes Mal zehn, zwanzig Kilometer. Team Kalli hat sich T-Shirts drucken lassen und freut sich auf die Runde durch Dorf und Feldmark. Opa Kalli grillt derweil mit dem Rest der Familie in einem Vorgarten an der Strecke. So ist es Tradition in Deinste.

Kalli Kartell aus Deinste hat einen besonderen Auftrag: Das Team läuft für Opa Kalli, der eigentlich Siegmund heißt, 82 Jahre alt und sein Leben lang gelaufen ist. Foto: Berlin
Unter Druck steht Daniel Stüven, der mit dem Team EGV an den Start geht. Mit Kollegen von der Firma aus Hammah. Stüven wettete mit seiner Familie. Sein Sohn traut ihm eine Zeit von 40 Minuten zu, seine Frau immerhin 35. Stüven will es in 30 schaffen. Der Verlierer zahlt das Eisessen in Stade.

Daniel Stüven (Mitte) vom Team EGV hat mit seiner Frau und seinem Sohn gewettet. Schafft er es in 30 Minuten, müssen sie ihn in Stade zum Eis einladen. Foto: Berlin
Nur kurz trocknet die Sonne das Pflaster auf der Straße vor dem Hof. Dort ist die Wechselzone. Die, die Spalier stehen, sehen glückliche Gesichter, aber auch gezeichnete und verbissene. Die meisten sind vorsichtig unterwegs. Das Pflaster ist glatt. Dann schieben sich wieder schwere Regenwolken über Deinste. Die Volksfeststimmung trübt das nicht.

Auf der Pflasterstraße vor dem Hof Werner ist die Wechselzone. Dort stehen auch die Läufer und Zuschauer Spalier. Foto: Berlin
Spargellauf Nummer 19 geht mit dem großen Wiegen der ausgelosten Siegermannschaft zu Ende. So war es schon immer. Auf der einen Seite der Waage steht das Laufteam. Auf der anderen stapeln die Veranstalter Kisten mit Spargel, Kartoffeln, Schinken und Erdbeeren. Bis das Gewicht der Läufer aufgewogen ist. Die Vorräte werden Monate reichen.
Für den 5. Juni 2026 kündigen die Veranstalter jetzt schon die Jubiläumsausgabe an. Den 20. Spargellauf mit „großer After-Show-Party und vielen Specials“.

Hofchef Christoph Werner hat Stress. Erst verteilt er die Staffelstäbe, dann gibt er mit der Pistole den Startschuss. Später schnürt er sogar noch die Laufschuhe. Foto: Berlin
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