TSpielabbruch nach Horror-Verletzung – Handballer zeigen Solidarität

Alexander Müller glaubt, dass er so handballverrückt ist und sich noch mal zurückkämpft. Foto: privat (nomo)
Was als Handballspiel zwischen dem Dollerner SC und VfL Horneburg II begann, endet am Sonntag im Drama. Die Anteilnahme der Handball-Familie ist überwältigend.
Dollern/Horneburg. Alexander Müller steigt hoch, wirft und trifft. Es ist sein fünftes Tor, auf das ein lauter Schrei folgt. Der 29-jährige Horneburger landet unglücklich auf dem Fuß eines Gegners. Solche Unfälle kommen im Handball vor und enden oft mit einer Bänderverletzung. Doch Müller hat mehr Pech: Er erleidet einen offenen Bruch.
Müller, Mitspieler, Gegner, Fans und Schiedsrichter sind schockiert. „Man sieht die Verletzung und ist sofort wie paralysiert“, beschreibt Dollerns Trainer Florian Albrecht die Situation. Den Schrei habe er noch am Abend in den Ohren gehabt, erzählt Müllers Mitspieler Marc Harland. „Das hat einen nicht losgelassen.“
Während Müller behandelt und später ins Elbe-Klinikum Stade gebracht wird, beraten beide Mannschaften über das weitere Vorgehen. Einige Spieler sind bereit, weiterzuspielen, andere nicht. Verständlich.
„Das Spiel wurde letztendlich abgebrochen“, so Albrecht. Eine Spielwiederholung, wie von einigen vorgeschlagen, lehnt er ab. Zum Zeitpunkt des Unfalls waren noch rund 15 Minuten zu spielen, und Horneburg führte mit zehn Toren. Dollern erkennt die vorzeitige Niederlage an - sehr fair.
Die Schiedsrichter Maximilian Bock und Leif Eric Schmidt halten telefonisch Rücksprache mit Schiedsrichter-Einteiler Olaf Bunge. Im Spielbericht geben beide Regionsoberligisten an, dass sie einverstanden sind, den 23:33-Zwischenstand als Endergebnis einzutragen.
Laut Paragraf 47 der Spielordnung muss die Spielleitende Stelle entscheiden, ob ein Spiel gewertet oder neu angesetzt wird, wenn es „infolge besonderer Umstände nicht ausgetragen oder nicht zu Ende geführt“ wird. Aufgrund der Aussagen der Mannschaften ist das Spiel bereits normal gewertet, so Staffelleiter Rainer Hövermann.
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Drei Operationen innerhalb weniger Tage
Im Krankenhaus wird Alexander Müller noch am Sonntagabend operiert. Er hat sich das Sprunggelenk und das Schienbein gebrochen. In der Nacht folgt eine zweite Operation. Müller hat drei Schrauben im Bein und einen Fixateur. Die äußere Haltevorrichtung hilft bei der Ruhigstellung. Am Freitag folgt die dritte OP, bei der die Ärzte eine Platte einsetzen.
Alexander Müller ist ein Horneburger Urgestein und hatte erst am 18. Januar sein Comeback gefeiert. Er wollte der zweiten Mannschaft helfen und sich wieder für die erste Herren empfehlen, die in der Verbandsliga spielt. Die Qualität hätte er, wenn das Verletzungspech nicht wäre.
Seine letzte schwere Verletzung an den Adduktoren hatte er sich im Hinspiel gegen Dollern zugezogen. „Gegen die werde ich nicht mehr spielen“, scherzt er.
Viele Menschen melden sich
Dass Müller schon wieder lachen kann, liegt auch an der großen Anteilnahme. Er habe unzählige Nachrichten erhalten: Seine Mitspieler, die Schiedsrichter und Dollern melden sich. Auch der Spieler, auf dessen Fuß er landete, ruft an. „Er kann überhaupt nichts dafür und braucht kein schlechtes Gewissen zu haben“, sagt Müller.
Neben der von ihm betreuten C-Jugend hinterließen auch Trainer und Spieler anderer Vereine Genesungswünsche. „Da sind so viele Leute dabei, mit denen man sonst nicht viel zu tun hat. So einen großen Zuspruch habe ich nicht erwartet“, so Müller. „Das hat aber sehr geholfen.“
Ob und wann er wieder Handball spielen kann, lässt sich derzeit nicht vorhersagen. Wenn es eine Chance gibt, will er sich herankämpfen, und mit all den Nachrichten auf seinem Handy weiß Müller: Die Handball-Familie drückt ihm die Daumen.

Alexander Müller Foto: Privat (nomo)