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Nordsee

TStören Kiter die Vögel beim Überwintern? – Naturliebhaber klagt an

Der Kite-Spot an der Kugelbake in Döse ist bei Wassersportlern besonders beliebt - und erlaubt.

Der Kite-Spot an der Kugelbake in Döse ist bei Wassersportlern besonders beliebt - und erlaubt. Foto: Unruh

Das Treiben am Strand von Cuxhaven birgt aktuell Konfliktpotenzial. Im Mittelpunkt: Kitesurfer und verjagte Vögel.

Von Denice May Dienstag, 10.12.2024, 14:30 Uhr

Cuxhaven. Cuxhaven bietet Kitesurfern attraktive Möglichkeiten, ihrer Leidenschaft nachzugehen - jedoch unter Berücksichtigung klarer Regelungen. Beliebte und erlaubte Spots befinden sich in Sahlenburg und in Döse an der Kugelbake. Hier sorgen Bojenketten für eine klare Trennung zwischen den Kitezonen sowie den Bade- und Naturschutzbereichen.

Die Küstenabschnitte in Cuxhaven sind Teil des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer, der strengen Naturschutzvorgaben unterliegt. Besonders sensibel sind die Zonen, die als Brut- und Rastgebiete für Vögel dienen. In diesen Bereichen ist Kitesurfen strikt untersagt, um die Tierwelt nicht zu stören.

Naturliebhaber macht Kitesurfer für Störungen verantwortlich

Neben den Naturschutzgebieten zählt auch der Cuxhavener Bauhafen an der Kugelbake zu den für Kitesurfer gesperrten Zonen. Dennoch wird dieses Verbot immer wieder von Einzelnen missachtet. Erst kürzlich beobachtete eine Gruppe von Naturliebhabern, wie Kitesurfer die Regelungen ignorierten. Einer der Beobachter war Martin Dieckhoff. Er studiert und genießt gern die Vogelwelt im Elbe-Weser-Dreieck und war deshalb an die Nordseeküste gereist.

„Ich wusste, dass es zwischen der Grimmershörnbucht und dem Wattenmeer viele Arten zu sehen gibt, und wurde nicht enttäuscht. Kormorane, Steinwälzer, ein Reiher, einige Strandläufer und vier Möwenarten rasteten auf dem Damm zwischen Bauhafen und Bucht. Auf der Wasserfläche des Hafens konnte ich Eider-, Trauer-, Berg- und Stockenten sowie Haubentaucher beobachten“, berichtet der Hobby-Ornithologe. Plötzlich seien der Hafen und die angrenzenden Bereiche aber wie ausgestorben gewesen.

„Mehrere Kitesurfer waren mit ihrer Ausrüstung an einem Verbotsschild vorbei über eine Absperrung gestiegen. Einer hatte sofort Kurs auf die Bucht genommen. Zwei weitere sausten im Bauhafen hin und her und konnten sich einer glatten Wasseroberfläche bei gleichzeitig heftigen Windböen erfreuen“, erinnert sich Martin Dieckhoff und macht seinem Ärger darüber Luft: „Wieder einmal wurde mir schmerzlich bewusst, wodurch die Biodiversität an den Küsten bedroht wird: Mangelndes Wissen über Arten und ihre Ansprüche und, noch wichtiger, die fehlende Bereitschaft, ihre Lebensräume und Rastplätze in Ruhe zu lassen.“

Einschätzung der Nationalparkverwaltung

Wie schätzen Naturschützer die Situation ein? Sehen sie eine Gefahr für die Vögel? Normann Grabow von der Nationalparkverwaltung „Niedersächsisches Wattenmeer“ erklärt: „Im Nationalpark gibt es besondere Regelungen, die in der Nordsee-Befahrensverordnung verankert sind. Die wurde erst im vergangenen Jahr - zusammen mit den örtlichen Kite-Vereinen - erarbeitet. In den Kite-Bereichen in Sahlenburg und an der Kugelbake gibt es keine Störungswirkung.“

Außerhalb der Bereiche allerdings schon. „Da gibt es Nahrungsgebiete und Rastflächen. Wenn die rastenden Vögel hier gestört werden, erleiden sie einen vorzeitigen Energieverlust und kommen verspätet in ihr Brutgebiet“, beschreibt Normann Grabow einen Nachteil. Außerhalb der Rastzeit - also aktuell - überwintern unter anderem Möwen, Enten, Steinwälzer, Rotschenkel und Austernfischer entlang der Küste. „Es stehen genug Flächen zum Kiten bereit, und ich gehe davon aus, dass die Regeln von den Kitern eingehalten werden. Bisher habe ich von keinen Schwierigkeiten gehört“, so Grabow.

Respekt vor der Natur und schwarze Schafe

Was sagen die hiesigen Kiter zu dem Vorwurf, sie würden außerhalb „ihrer“ Bereiche kiten und Vögel verjagen?

„Es sind nur wenige schwarze Schafe, die sich nicht an die Regeln halten. Aber wir werden leider oft mit denen in einen Topf geworfen“, sagt ein erfahrener Kitesurfer aus der Region. Er betont, dass die Mehrheit der Kiter respektvoll mit der Natur umgehe und die verbotenen Zonen respektiert.

Auch Eleen Rauterberg, 1. Vorsitzende der CuxKiter, weiß um die Verbotszonen und versichert, dass die Vereinsmitglieder genau wissen, wo das Kiten erlaubt ist und wo nicht. Im Jahr 2033 wird ein Resümee gezogen und überprüft, ob das Miteinander zwischen Mensch und Natur funktioniert hat, denn dann wird die Nordsee-Befahrensverordnung wieder aktualisiert.

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