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Fußball

T„Stolper-Schmiede“ trifft für D/A - Stürmer avanciert zum Publikumsliebling

Felix Schmiederer hat für D/A bislang sechs Treffer erzielt.

Felix Schmiederer hat für D/A bislang sechs Treffer erzielt. Foto: Bergmann (Archiv)

Die Kollegen verpassten Felix Schmiederer während der Mannschaftsfahrt einen Spitznamen. Damals wussten sie nicht, dass der 28-Jährige zum besten D/A-Torschützen avancieren wird. „Stolper-Schmiede“ weiß, wo das Tor steht. Und Humor hat er auch.

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Von Daniel Berlin
Donnerstag, 15.02.2024, 19:20 Uhr

Drochtersen. Jeder Spieler bekommt bei der Mannschaftsfahrt nach Mallorca im Sommer sein Fett weg. Die Kollegen kreieren aus Namen und Charakteren, Macken und Habitus nicht ganz ernst gemeinte Spitznamen. So heißt Innenverteidiger Nikola Serra in Anlehung an die deutsche Sängerin schließlich „Serra Connor“ und trägt seinen Spitznamen stolz auf einem Trainingsleibchen. Mittelstürmer Felix Schmiederer heißt seit Sommer „Stolper-Schmiede“.

„Ich kann damit leben. Ich finde es lustig“, sagt Felix Schmiederer. Vielleicht liege es daran, dass er ein, zwei Mal aus dem Nichts gestolpert sei. Vielleicht liege es auch ein bisschen an seiner unorthodoxen Spielweise. Fakt ist, dass sein Torinstinkt der SV Drochtersen/Assel am vergangenen Sonntag bei Eintracht Norderstedt beim 1:0-Sieg drei Punkte in der Fußball-Regionalliga Nord gesichert hat.

Felix Schmiederer hat in der laufenden Saison bereits sechs Regionalligatore erzielt. Damit ist er der beste Torschütze des aktuellen Tabellenneunten. Schmiederer wechselte vor einem Jahr vom damaligen Oberligisten Spelle-Venhaus nach Drochtersen.

D/A lotste ihn damals nach Kehdingen, weil er für Spelle in einer Halbserie 16 Mal ins Schwarze traf. Solch einen Torjäger wollte sich der Club nicht durch die Lappen gehen lassen. Zumal es Schmiederer und seine Freundin aufgrund ihres Referendariats im Lehramtsstudium nach Buchholz zog, also ganz in die Nähe.

Schmiederer sammelte drei Gelbe Karten

Gefühlt begeht kaum ein Mittelstürmer so viele Offensivfouls wie Felix Schmiederer. Drei Gelbe Karten sammelte er in der laufenden Saison. „Das hat mich immer schon begleitet“, sagt Schmiederer. Das sei eben seine Art, Fußball zu spielen. Er mache nichts Schlimmes, sei aber immer sehr aggressiv. Schmiederer braucht in einem Spiel die Emotionen.

Andere sagen, er spielt eklig. Oder unangenehm. Ist kantig, wurschtelt sich durch. „Wenn es sein muss, lasse ich auch mal das Bein stehen“, sagt Schmiederer. Die Offenivkraft bewegt sich bei fast jedem Zweikampf am Rand einer Gelben Karte. Er stochert und kommt auch mal zu spät. „Das sieht schnell wild aus bei meinen langen Beinen“, sagt Schmiederer.

Spielweise erinnert an Bayern-Star Thomas Müller

Es gab Jahre, da hat es Schmiederer ein wenig übertrieben. Sagt er selbst. „Mittlerweile habe ich Erfahrung gesammelt und bin ein wenig ruhiger geworden“, sagt er. Aber die Aggressivität hilft ihm im Spiel dabei, fokussiert zu bleiben.

„Felix ist einer, der seinen Fuß reinhält. Aus seinem Gegenpressing entstehen Chancen“, sagt D/A-Trainer Oliver Ioannou. Seine Stärke sei, dass Schmiederer nicht ausrechenbar ist. Ioannou vergleicht seinen Mittelstürmer sogar ein wenig mit Weltstar Thomas Müller vom FC Bayern München.

Wenn Schmiederer vom Platz geht, rufen einige Menschen auf der Haupttribüne im Kehdinger Stadion rhythmisch seinen Namen: „Schmiede, Schmiede.“ Er strahlt dann immer. Er strahlt sowieso gern. „Das freut einen“, sagt Schmiederer. Dass er mindestens auf dem Weg dahin ist, bei D/A Publikumsliebling zu werden, liegt an seiner Spielweise, an seinem Auftreten neben dem Platz.

„Ich bin sicherlich nicht der Spieler mit den höchsten technischen Ansprüchen“, sagt Schmiederer. Aber er wolle authentisch sein, sich immer voll reinhängen. „Wenn du in Drochtersen Gas gibst, werden dir auch Fehler verziehen“, sagt Schmiederer.

An einem wie Schmiederer kommt Trainer Ioannou zurzeit nicht wirklich vorbei, wenn es um die Startelf geht. In den letzten beiden Partien war Schmiederer gesetzt. Als er vor gut zwölf Monaten in Drochtersen ankam, sagte er, es sei für ihn nicht selbstverständlich, in der Regionalliga zu spielen. Das sei heute noch so. „Ich freue mich über jeden Einsatz“, sagt er.

Das Debakel gegen Teutonia ist abgehakt

Am Freitagabend (16. Februar, 19.30 Uhr) kommt der Tabellenfünfte FC Teutonia 05 ins Kehdinger Stadion. An das Hinspiel im August erinnert sich D/A mit Schrecken. Als Schmiederer nach einer Stunde eingewechselt wurde, lag D/A schon 0:4 hinten. Das 0:6 ging als höchste Niederlage in die Regionalliga-Geschichte des Vereins ein. „Das war ein Spiel ohne Gegenwehr“, sagt Schmiederer. Er sei sich sicher, das passiere heute nicht mehr. Die Mannschaft sei gefestigt.

Nach dieser historischen Niederlage entbrannte die Trainerfrage bei D/A. Einen Monat später - nach dem 0:3 in Hannover - musste Frithjof Hansen gehen. Seitdem Oliver Ioannou an der Seitenlinie steht, hat D/A von zehn Ligaspielen nur eins verloren. Der Aufwärtstrend soll weitergehen. Und „Stolper-Schmiede“ will auch noch ein paar Plätze nach oben klettern.

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