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Tierschutzhof

TTierische Waisenkinder pflegen in Dornbuschermoor außergewöhnliche Freundschaft

Schicksalsgenossen: Beide blieben als Tierbabys alleine und ohne ihre Herden zurück. Yak-Kalb Pepe und Deichlamm Edda haben auf dem Tierschutzhof tierische Freundschaft geschlossen.

Schicksalsgenossen: Beide blieben als Tierbabys alleine und ohne ihre Herden zurück. Yak-Kalb Pepe und Deichlamm Edda haben auf dem Tierschutzhof tierische Freundschaft geschlossen. Foto: Knappe

Tibetisches Yak-Kalb hat eine lammfromme Freundin: Auf dem Tierschutzhof Neumann werden die beiden von ihren Müttern verlassenen Gefährten mit der Flasche aufgezogen - und lassen Herzen dahinschmelzen.

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Von Katja Knappe
Sonntag, 17.12.2023, 15:50 Uhr

Dornbuschermoor. Edda ist ein braunes Deichlamm, das allein auf Krautsand zurückblieb. Offenbar, nachdem ein Schäfer dort im Herbst seine Herde mit mehreren hundert Tieren abtransportiert hatte. Spaziergänger meldeten sich beim Tierschutzhof, der das Lamm nach Rücksprache mit dem Veterinäramt aufnahm. „Edda musste mit der Flasche aufgezogen werden“, erzählt Yvonne Neumann. Das zutrauliche braune Lamm bekam schon bald Gesellschaft von einem ungewöhnlichen Trink-Genossen.

Der große Yak-Bulle bringt es auf 350 Kilo

Im Frühsommer hatte auf dem Tierschutzhof eine Herde von fünf erwachsenen stattlichen Yaks Einzug gehalten. Ein älterer Herr aus der Nähe des Schwarzwaldes suchte für seine Tiere aus Altersgründen ein neues Zuhause. Die tibetischen Hochlandrinder haben lange gebogene Hörner und einen buschigen Schwanz als Schweif. Sie sind nicht wild, „aber sie lassen sich auch nicht anfassen“, erzählt Thorsten Neumann.

Der große Yak-Bulle bringt es auf 350 Kilo. Als einer der Mitarbeiter des Tierschutzhofes am 24. November in frostiger Kälte die Morgen-Kontrollrunde machte, entdeckte er auf der Wiese ein kleines zitterndes schwarzweißes Yak-Kalb - fernab der Herde. Thorsten Neumann trug das Kalb gut einen Kilometer weit auf den Armen zum Stall.

Yak-Kalb Pepe ist gezeichnet wie ein Stinktier

„Eine Kuh war offenbar trächtig, als sie hierher kam. Wobei die Kälber eigentlich immer im Frühjahr geboren werden, eine Geburt in dieser Jahreszeit ist sehr ungewöhnlich“, erzählt Yvonne Neumann. Das Muttertier hat das Neugeborene nicht angenommen. „Es hatte bereits Anzeichen einer Lungenentzündung, es war sehr schwach“.

Weil die schwarzweiße Fellzeichnung des kleinen Yaks stark an die eines Stinktiers erinnert, erhielt es den Namen Pepe - nach der Zeichentrickfigur „Pepe das Stinktier“ aus alten Disney-Filmen. Mittlerweile wiegt Pepe etwa zehn Kilo, an seiner Stirn sind schon kleine Hörner zu spüren und er trinkt fünf mal täglich eine Flasche Stutenmilch. Die ist fetter als Kuhmilch und kommt damit der Yak-Milch näher, die es auf einen Fettgehalt von rund acht Prozent bringt, erklärt Thorsten Neumann. Er füttert Pepe und ist seine Haupt-Bezugsperson. Pepe bekommt auch Streicheleinheiten und Massagen - als Ersatz für das Ablecken durch die Yak-Mutter. Inzwischen hat sich im Stall eine tierische Freundschaft zwischen Deichlamm Edda und dem quirligen Pepe entwickelt.

Die beiden Flaschenkinder spielen Fangen im Stall

Die beiden spielen im Stall Fangen, balgen sich und kuscheln auch mal. Beide sind kontaktfreudig. „Pepe weiß nicht, das er ein Yak ist“, sagt Yvonne Neumann. Aber zurück in die Yak-Herde - „das würde jetzt nicht funktionieren.“ Erstmal soll Pepe, wenn er größer ist, in eine Gruppe mit normalen Rindern integriert werden. Möglicherweise klappt später eine langsame Annäherung an die eigenen Artgenossen. Für Pepes Freundin Edda ist eine andere Zukunft geplant: Das gelehrige Schaf soll Yvonne Neumann später bei der tiergestützten Therapie unterstützen. Dafür eignet sich ein Yak nun eher nicht.

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