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Alternatives Wohnen

TTiny House: So lebt es sich auf 19 Quadratmetern

Dustin Scheibler hat sich mit seiner Tischlerei in Selsingen auf den Bau von Tiny Houses spezialisiert.

Dustin Scheibler hat sich mit seiner Tischlerei in Selsingen auf den Bau von Tiny Houses spezialisiert. Foto: Bast

Ein eigenes Haus - nur kleiner als gewöhnlich und komplett aus Holz. Für wen ist ein Tiny House eine echte Alternative? Was gilt es zu berücksichtigen?

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Von Isabell Bast
Montag, 14.10.2024, 08:50 Uhr

Selsingen. Seit diesem Jahr sind Tiny Houses der Schwerpunkt für die Tischlerei von Dustin Scheibler in Selsingen. Im Schnitt bauen drei Mitarbeiter sieben Mini-Häuser pro Jahr. Minimalismus sei ein Trend, der für mehr und mehr Menschen interessant sei. „Die Nachfrage steigt. Es wird immer populärer“, sagt der 30-jährige Tischlermeister. „Die Leute merken, dass 19 Quadratmeter relative Wohnfläche doch gar nicht so klein ist.“

Tiny House: Kleinen Raum effektiv nutzen

Das ist sein aktueller Standard, den er baut: 19 Quadratmeter. Voll ausgestattet inklusive Elektrogeräten. Wie sieht so ein Tiny House aus? Die Grundfläche beträgt 8,40 mal 2,55 Meter. Der Haupteingang liegt an der Längsseite. Durch eine große Terrassentür geht es direkt in den Wohn- und Essbereich. Gegenüber der Tür ist eine 2,50 Meter lange Küchenzeile integriert mit Hängeschränken, Backofen und Geschirrspüler.

Links davon ist Platz für einen Esstisch oder eine Sofaecke mit einem tiefen Tisch. An der Wand hängt ein TV-Gerät. Ein Holzofen steht neben dem Eingang. Es folgt das Bad als Durchgangszimmer, 1,40 Meter lang und 2,40 Meter breit. Ausgestattet mit WC, Waschtisch, Dusche und Waschmaschine. Hier gibt es zudem oberhalb eine Stauraumfläche. Weiter geht es ins Schlafzimmer mit einem 1,60 Meter breiten Doppelbett, Einbauschrank und einer Schreibtischmöglichkeit. Was schnell klar wird: Es braucht Struktur und Ordnung in diesem Haus und wenig Zeug.

Minimalismus und Nachhaltigkeit prägen den Alltag

„Luxus bedeutet für viele Menschen, Platz zu haben“, sagt Dustin Scheibler. Seine Kunden verabschieden sich bewusst vom riesigen Platzbedarf. Sie reduzieren ihren Besitz. Das heißt konkret: Keller, Dachboden, Schränke ausmisten und ab auf den Flohmarkt. Am Ende liegen nicht mehr 20 T-Shirts im Schrank, sondern vielleicht nur noch 7.

Um die 85.000 Euro kostet das kleine Haus aus Holz. Die reine Bauzeit beträgt zwei Monate. Bei der Ausstattung gibt es Spielraum. Von minimalistisch bis luxuriös. Eine Solaranlage ist optional zubuchbar. Wärme kommt über Pellet-Öfen, Infrarot-Deckenheizungen oder über die Klimaanlage ins Haus. Diese kann nicht nur kühlen, sondern die Räume im Winter auch wärmen.

Im Fokus stehe dabei ein qualitatives und nachhaltiges Wohnkonzept, das vom natürlichen Materialeinsatz geprägt ist. Die Haltbarkeit seiner Tiny Houses schätzt Scheibler auf 30 Jahre aufwärts.

Wohin: klassischer Bauplatz oder Campingplatz?

„Die Antwort auf die Frage, wo das Tiny House stehen soll, ist das A und O bei der Planung“, sagt Scheibler. Daher seien Besichtigungstermine und Vorgespräche „super wichtig“. Derzeit spielen meist zwei Varianten eine Rolle: Es gibt einen Bauplatz, der diese Art der Bebauung zulässt. Dabei sind alle baulichen Vorschriften zu berücksichtigen, wie beim Bau eines normalen Einfamilienhauses. Oder der einfachste Fall: ein Campingplatz, auf dem dauerhaftes Wohnen erlaubt ist. Dort werden die vorhandenen Wasser- und Stromanschlüsse genutzt.

Wer zieht in ein Tiny House?

Für wen ist diese Art des Wohnens interessant? Unter seinen Kunden sind Alleinstehende, früh Verwitwete oder auch Paare, die sich verkleinern wollen, weil beispielsweise die Kinder aus dem Haus sind. Der Altersschnitt liegt bei Mitte 40 bis Ü50.

Zudem zeigen sich bei Scheibler drei Kategorien von Kunden: 1. Personen, die günstiger und kleiner wohnen möchten, verbunden mit einer komfortablen Ausstattung wie TV-Gerät unter der Decke. 2. Personen, die kleiner, günstiger und vor allem bewusster wohnen wollen. 3. Personen, die den Minimalismus eines Tiny Houses leben wollen: reduziert auf das Wesentliche, ohne Stromanschluss im Haus, mit Versorgung nur über Speicherbatterie und Solar. Das heißt: Wenn der Speicher leer ist, gibt es erst wieder Strom, wenn der neu aufgeladen ist.

Je mehr er sich mit dem Thema beschäftige, desto mehr stelle er seinen eigenen Lebensstil infrage. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in einem Einfamilienhaus. „Mit der Familie ist ein Tiny House zu klein“, sagt er. „Wenn ich alleine wäre, würde ich sofort ins Tiny House ziehen.“ Ein Junggeselle aus der Firma mache das.

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