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TTop-Thema Klimaschutz: So positionieren sich die Bundestagskandidaten

Kandidaten der Wahlkreise 29 (Cuxhaven - Stade II) und 30 (Stade I - Rotenburg II) stellen sich den Fragen der TAGEBLATT-Leser.

"Deine Stimme, Deine Themen" - bei der Aktion von TAGEBLATT und Correctiv. Lokal hat die Redaktion aus fast 500 Einsendungen die Top 10 für den Bundestagswahlkampf in der Region zusammengestellt. Foto: Archiv

Noch nicht sicher, wo Sie Ihr Kreuz machen? Hier eine Entscheidungshilfe: Wir fragen, Direktkandidaten aus den Wahlkreisen 29 und 30 antworten. Zum Auftakt Top-Thema 1: Klimaschutz.

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Von Anping Richter
Donnerstag, 20.02.2025, 11:25 Uhr

Landkreis. Was die Menschen für ihre Wahlentscheidung wirklich interessiert, haben das TAGEBLATT und das Netzwerk Correctiv.Lokal in einer groß angelegten Aktion gefragt. Fast 500 Menschen haben mitgemacht und uns gesagt, welche Themen sie wichtig finden und welche Fragen sie den Kandidaten dazu stellen würden. Wir haben die Umfrage ausgewertet und die meistgestellten Fragen an die Kandidaten weitergegeben. Hier sind die Antworten.

Frage: Sind bestmöglicher Klimaschutz und eine prosperierende Wirtschaft Zielkonflikte? Was werden Sie tun, um beides unter einen Hut zu bekommen?

Frauke Langen (SPD) aus Harsefeld.

Frauke Langen (SPD) aus Harsefeld. Foto: Wisser



Frauke Langen, SPD, Wahlkreis Stade I - Rotenburg II, sagt:
Nein, Klimaschutz und wirtschaftlicher Erfolg sind keine Gegensätze - im Gegenteil, eine nachhaltige Wirtschaft schafft zukunftsfähige Arbeitsplätze. Ich setze mich für den massiven Ausbau erneuerbarer Energien ein, insbesondere Wind- und Solarenergie, um günstigen, sauberen Strom bereitzustellen. Gleichzeitig müssen wir Wasserstoff als Energieträger stärker fördern, insbesondere für die Industrie. Das stärkt die Wirtschaft und reduziert Emissionen.
Vanessa Zobel (CDU) aus Bremervörde.

Vanessa Zobel (CDU) aus Bremervörde. Foto: Martin Elsen www.nord-luftbilder


Vanessa Zobel, CDU, Wahlkreis Stade I - Rotenburg II, sagt:
Klimaschutz und Wirtschaft müssen kein Widerspruch sein, wenn wir auf Innovation und Technologieoffenheit setzen. Zu oft wurde Bürgern und Unternehmen vorgeschrieben, wie sie Klimaziele zu erreichen haben. Das sieht man am Heizungsgesetz oder beim Verbrenner-Verbot. Damit ist Schluss! Wir trauen den Menschen zu, selbst zu entscheiden, wie sie am besten heizen oder zur Arbeit kommen.

Unser Ansatz: Erreichbare Klimaziele ohne Bürokratie und starre Vorgaben. Stattdessen setzen wir auf saubere Technologien, Biogas und erneuerbare Energien. Unternehmen brauchen Planungssicherheit, keine ständigen neuen Auflagen. Nur so schaffen wir Akzeptanz, wirtschaftliches Wachstum und echten Klimaschutz.

Joachim Fuchs (Bündnis 90/Die Grünen) aus Sauensiek.

Joachim Fuchs (Bündnis 90/Die Grünen) aus Sauensiek. Foto: Martin Elsen www.nord-luftbilder


Joachim Fuchs, Grüne, Wahlkreis Stade I - Rotenburg II, sagt:
Insbesondere in unserer Region wird deutlich, dass das keine Zielkonflikte sind. Zum einen weil die Klimakrise unsere Lebensgrundlage und damit auch unsere Wirtschaft massiv bedroht. Ein entschiedener Kampf für Klimaschutz ist also für langfristigen wirtschaftlichen Erfolg nötig. Außerdem bietet der Ausbau erneuerbarer Energien und die Förderung nachhaltiger Technologien das Potenzial, dass neue Arbeitsplätze entstehen und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gestärkt werden. Eine klimaneutrale Wirtschaft wird langfristig widerstandsfähiger und erfolgreicher sein. Klimaschutz kann - wenn wir ihn konsequent verfolgen - zum Motor für Innovation und Wachstum werden.
Benjamin Koch-Böhnke (Linkspartei) aus Buxtehude.

Benjamin Koch-Böhnke (Linkspartei) aus Buxtehude. Foto: Martin Elsen www.nord-luftbilder


Benjamin Koch-Böhnke, Linke, Wahlkreis Stade I - Rotenburg II, sagt:
Beides funktioniert sehr gut zusammen, aber nur, wenn es sozial gerecht gestaltet wird. Denn die notwendigen Entwicklungen und Investitionen für bestmöglichen Klimaschutz (Verkehrswende, etc.) sorgen auch für jede Menge Aufträge in der Wirtschaft, wie etwa bei Windkraft, Mobilität, Solar- und Heiztechnik, etc. Mehr Aufträge an die Unternehmen bedeuten mehr Einnahmen für die Unternehmen, aber auch mehr notwendige Arbeitsplätze und damit auch mehr Angestellte, die als Verbraucher ebenfalls die Wirtschaft stärken.

Außerdem bedeutet dies bei einem sozial gerechten Steuergesetz auch mehr Steuereinnahmen für die Bundes-, Landes und Kommunalhaushalte, was wieder mehr Investitionen und mehr Mitarbeiter in Bildung, Gesundheit, Pflege, etc. bedeutet. Dieser Kreislauf funktioniert allerdings nur dann, wenn alles sozial gerecht, also mit guten Arbeitsbedingungen, Löhnen, Renten, etc., gestaltet wird und wirklich alle Menschen daran teilhaben können. Und dafür werde ich mich einsetzen!

Malte Hermsteiner (Volt) aus Rotenburg.

Malte Hermsteiner (Volt) aus Rotenburg. Foto: Martin Elsen


Malte Hermsteiner, Volt, Wahlkreis Stade I - Rotenburg II, sagt:
Die kurze Antwort: Nein! Je länger wir zögern, desto größer werden auch die wirtschaftlichen Kosten in der Zukunft. Zusätzlich setzt Volt auf einen Umbau der Wirtschaft hin zu Klimaschutz und mehr sozialer Gerechtigkeit. Unter einen Hut bekommen wir das durch starken Ausbau von erneuerbaren Energien und gleichzeitige Reduzierung der Energiepreise - beispielsweise Steuersenkungen. Es muss in Infrastruktur und nachhaltige Mobilität investiert werden! Ersteres erleichtert das Wirtschaften, zweites fördert die soziale Gleichberechtigung.
Der SPD-Bundestagskandidat Daniel Schneider.

Der SPD-Bundestagskandidat Daniel Schneider. Foto: Martin Elsen


Daniel Schneider, SPD, Wahlkreis Cuxhaven - Stade II, sagt:
Klimaschutz und eine prosperierende Wirtschaft sind keinesfalls Gegensätze, im Gegenteil: sie bedingen einander. Wir haben für den massiven Ausbau der erneuerbaren Energien gesorgt und die Energiewende mit hohen Ausbauzielen sowie schnelleren Genehmigungsverfahren auf Kurs gebracht.

Gerade bei uns an der Spitze Niedersachsens profitieren wir ganz besonders von der Energiewende. Wir haben unsere Häfen in Cuxhaven und Stade als Drehscheiben der Energiewende fest auf Bundesebene verankert und unsere Region als Hafen- und Wirtschaftsstandort nachhaltig gestärkt. Damit entstehen in den nächsten Jahren Tausende neue und zukunftssichere Jobs. Zum Gelingen der Energiewende ist es jetzt auch wichtig, zusätzliche Speichertechnologien und in den Wasserstoffhochlauf sowie den Netzausbau zu investieren. So erreichen wir unsere Klimaziele, produzieren die mit Abstand günstigste Energie und sorgen für nachhaltiges Wirtschaftswachstum.

CDU-Kandidat Christoph Frauenpreiß aus Cuxhaven-Altenbruch.

CDU-Kandidat Christoph Frauenpreiß aus Cuxhaven-Altenbruch. Foto: Martin Elsen



Christoph Frauenpreiß, CDU, Wahlkreis Cuxhaven - Stade II, sagt:

Klimaschutz braucht eine starke Wirtschaft. Klimaschutz geht nur global und gemeinsam mit den Menschen. Klimaschutz muss ganzheitlich gedacht werden. Ideologiefrei und technologieoffen zu bezahlbarer Energie. Wir bringen alle Kapazitäten ans Netz, die klimafreundlich und systemdienlich sind, angefangen bei einem zielgerichteten weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien. Wir nutzen die Erneuerbaren konsequent, und zwar alle: Windenergie an Land und auf See, Solarenergie, Geothermie, Wasserkraft, Bioenergie und den nachwachsenden Rohstoff Holz.

Der Grünen-Direktkandidat Christopher Jesse.

Der Grünen-Direktkandidat Christopher Jesse. Foto: Martin Elsen


Christopher Jesse, Grüne, Wahlkreis Cuxhaven - Stade II, sagt:
Ich bin davon überzeugt, dass bestmöglicher Klimaschutz und eine prosperierende Wirtschaft keine Zielkonflikte darstellen. Das beweist nicht zuletzt die enorme wirtschaftliche Entwicklung, die wir gerade in Cuxhaven erleben und die zum großen Teil auf dem Ausbau der Offshore-Windenergie fußt. Durch Investitionen in erneuerbare Energien, Energieeffizienz und innovative Technologien schaffen wir Arbeitsplätze und stärken die Wirtschaft. Wir setzen auf nachhaltiges Wachstum, das Umwelt- und Klimaschutz mit wirtschaftlichem Erfolg verbindet.
Hilke Hochheiden, Kandidatin der Partei Die Linke.

Hilke Hochheiden, Kandidatin der Partei Die Linke. Foto: Martin Elsen


Hilke Hochheiden, Linke, Wahlkreis Cuxhaven - Stade II, sagt:
Die deutsche Wirtschaft ist stark auf den Export orientiert. Wenn China als Gegenmaßnahme gegen Smog in Städten auf E-Autos setzt, ist es fatal für die deutsche Automobilwirtschaft, weiterhin auf den Verbrenner zu setzen. Auch der Inflation Reduction Act von Joe Biden in den USA hat gezeigt: Die Wirtschaft profitiert, wenn der Staat beim Umbau zu mehr Klimaschutz fördert.

Die deutsche Wirtschaft leidet vor allem unter Planungsunsicherheiten. Wegen des Heizungsenergiegesetzes haben viele Sanitärbetriebe Wärmepumpen bestellt, die sie nach der Kampagne gegen das Gesetz nicht los werden. Wie sich der CO2-Preis entwickelt, wenn er nicht mehr vorgegeben wird, ist derzeit ungewiss. Unternehmen investieren, wenn absehbar ist, dass sich die Investition lohnt. Sind die Rahmenbedingungen unklar, steigt das Risiko. Wenn die Rahmenbedingungen klar sind, sind Klimaschutz und Wirtschaftswachstum kein Widerspruch. Erst recht nicht in dieser Region, die stark von der Energiewende profitieren kann.

Der FDP-Kandidat Günter Wichert.

Der FDP-Kandidat Günter Wichert. Foto: Martin Elsen


Günter Wichert, FDP, Wahlkreis Cuxhaven - Stade II, sagt:
Klimaschutz und wirtschaftlicher Wohlstand sind keine Gegensätze, sondern müssen Hand in Hand gehen. Wir setzen auf marktwirtschaftliche Anreize, Emissionshandel und Technologieoffenheit, statt auf Verbote und Regulierungswut. Innovationen, wie synthetische Kraftstoffe oder Wasserstoff, ermöglichen Klimaschutz ohne Wohlstandsverluste.

*Die Kandidaten der AfD wurden gefragt, haben aber trotz wiederholter Nachfrage keine Statements eingeschickt. Die Antworten des FDP-Kandidaten Jan Koepke (Wahlkreis Stade I- Rotenburg II) gingen verspätet ein und würden nachträglich eingefügt.


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