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TVerkehr im Kreis Stade: So positionieren sich die Bundestagskandidaten

Kandidaten der Wahlkreise 29 (Cuxhaven - Stade II) und 30 (Stade I - Rotenburg II) stellen sich den Fragen der TAGEBLATT-Leser.

Kandidaten der Wahlkreise 29 (Cuxhaven - Stade II) und 30 (Stade I - Rotenburg II) stellen sich den Fragen der TAGEBLATT-Leser. Foto: Archiv

Tausende pendeln täglich zur Arbeit - da ist der Frust im Stau oder bei Bahn-Verspätungen schnell groß. Was wollen die Direktkandidaten erreichen?

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Von Anping Richter
Samstag, 22.02.2025, 08:05 Uhr

Landkreis. Was die Menschen für ihre Wahlentscheidung wirklich interessiert, haben das TAGEBLATT und das Netzwerk Correctiv.Lokal in einer groß angelegten Aktion gefragt. Fast 500 Menschen haben mitgemacht und uns gesagt, welche Themen sie wichtig finden und welche Fragen sie den Kandidaten dazu stellen würden. Wir haben die Umfrage ausgewertet und die meistgestellten Fragen an die Kandidaten weitergegeben. Hier sind die Antworten.

Die Fragen: Tausende pendeln täglich nach Hamburg. Was tun Sie, um die Region zuverlässig an Hamburg anzubinden? Wann und wie werden ländlichere Regionen zuverlässig an den ÖPNV angeschlossen?

Frauke Langen (SPD) aus Harsefeld.

Frauke Langen (SPD) aus Harsefeld. Foto: Wisser


Frauke Langen, SPD, Wahlkreis Stade I - Rotenburg II, sagt:
Ich setze mich für einen besseren Schienenverkehr und eine engere Taktung der Start-, EVB- und S-Bahn-Verbindungen ein. Zudem brauchen wir mehr Park-and-Ride-Plätze sowie Busanbindungen in die kleineren Ortschaften. Der ÖPNV muss attraktiver und günstiger werden, z. B. durch eine bessere Nutzung des Deutschlandtickets. Wir brauchen einen Ausbau des Busverkehrs, insbesondere durch On-Demand-Angebote, die flexibel genutzt werden können. Zudem müssen Bahnstrecken reaktiviert und neue Verbindungen geschaffen werden, z. B. von Bremervörde nach Stade oder von Zeven nach Tostedt. Ich setze mich dafür ein, dass Mobilität im ländlichen Raum nicht länger ein Nachteil ist.

Vanessa Zobel (CDU) aus Bremervörde.

Vanessa Zobel (CDU) aus Bremervörde. Foto: Martin Elsen www.nord-luftbilder


Vanessa Zobel, CDU, Wahlkreis Stade I - Rotenburg II, sagt:
Eine gute Anbindung an Hamburg ist für unsere Region entscheidend. Der schnelle Ausbau der Bahnstrecke Hamburg-Bremen, zusätzliche Verbindungen im Regionalverkehr sowie die Elektrifizierung und der zweigleisige Ausbau bestehender Strecken sind dabei unverzichtbar. Parallel setzen wir auf intelligente Verkehrssteuerung, um Staus zu vermeiden. Straßen und Radwege müssen modernisiert werden, damit Pendler mehr Optionen haben. Gleichzeitig wissen wir, dass nicht jeder auf Bus und Bahn umsteigen kann. Deshalb unterstützen wir den Ausbau der bereits geplanten Autobahnen – insbesondere der A20.

Nicht jedes Dorf kann eine eigene Bahntrasse bekommen – das ist klar. Deshalb brauchen wir flexiblere und bedarfsgerechte Lösungen. Der ländliche Raum wird nur dann attraktiv bleiben, wenn man ihn auch gut erreichen kann. Digitale Mobilitätsplattformen und ein flexibler ÖPNV sind entscheidend. Besonders in ländlichen Regionen helfen Rufbusse und Mitfahrmodelle, um die Anbindung zu sichern. Gleichzeitig muss der Schienenausbau an Mittelzentren deutlich schneller vorankommen. Bestehende Bus- und Bahnverbindungen müssen ausgebaut und Infrastrukturmaßnahmen beschleunigt werden.
Joachim Fuchs (Bündnis 90/Die Grünen) aus Sauensiek.

Joachim Fuchs (Bündnis 90/Die Grünen) aus Sauensiek. Foto: Martin Elsen www.nord-luftbilder


Joachim Fuchs, Grüne, Wahlkreis Stade I - Rotenburg II, sagt:
Wir müssen deutlich mehr in den Ausbau von Schiene und öffentlicher Infrastruktur investieren. Ideen, wie eine zusätzliche Elbquerung für S-Bahn und Züge, müssten aus meiner Sicht deutlich mehr priorisiert werden und Mittel bereitgestellt werden. Die Reaktivierung der Bahnstrecken in den Landkreisen Rotenburg und Stade müssen schnell kommen.

Unser Ziel ist eine Mobilitätsgarantie, die alle Dörfer vom frühen Morgen bis in die späten Abendstunden mindestens einmal pro Stunde anbindet. Wann das wie erreicht wird, hängt auch maßgeblich von den Prioritäten der zukünftigen Regierung ab. An Bündnis 90/Die Grünen wird dieses Ziel nicht scheitern. Wir wollen Konzepte unterstützen, die gerade ländliche Regionen anbinden wollen. Rufbusse, Anrufsammeltaxen, On-Demand-Verkehr sind hier vielversprechende Möglichkeiten. Außerdem sind auch hier die Bahnstrecken Bremervörde-Stade, Bremervörde-Rotenburg, Zeven-Tostedt gute Möglichkeiten den Anschluss an den ÖPNV zu sichern.

Benjamin Koch-Böhnke (Linkspartei) aus Buxtehude.

Benjamin Koch-Böhnke (Linkspartei) aus Buxtehude. Foto: Martin Elsen www.nord-luftbilder


Benjamin Koch-Böhnke, Die Linke, Wahlkreis Stade I- Rotenburg II, sagt:
Ich würde mich einsetzen für:

- Einen schnellen und flächendeckenden Ausbau von Bus und Bahn für einen zuverlässigen ÖPNV.

- Kurzfristige Preissenkung des Deutschlandticket, inklusive eines vergünstigten Sozialtickets.

- Mittelfristig einen kostenfreien ÖPNV für alle Bürgerinnen und Bürger.

- Die schnelle Zweigleisigkeit der Bahnstrecke zwischen Cuxhaven und Hamburg.

- Die Elektrifizierung der Bahn bis nach Cuxhaven.

- Eine bessere Taktung – insbesondere zu Hauptverkehrszeiten.

- Die Fährverbindungen über die Elbe stärken.

- Eine U-Bahnlinie ab Neugraben, die bis Finkenwerder und dort unter der Elbe weiterverläuft bis nach Hamburg-West, statt dem Bau weiterer Autobahnen.

- Behebung von Straßenschäden zur Vermeidung von Unfällen und Verkehrsbehinderungen.

Es müssen vonseiten des Bundes, der Länder und der Kommunen schnellstmöglich große Investitionen vorgenommen werden, um zügig einen flächendeckenden Ausbau des ÖPNV zu erreichen. Dazu gehören u. a.:

- Die Instandsetzung von Gleisen.

- Die Wiederinstandsetzung von stillgelegten Gleisen, wo diese vorhanden sind und Bedarf besteht.

- Eine bessere Taktung von Zügen und Bussen.

- Der Anschluss an den ÖPNV von Orten, in denen bisher weder Bus noch Bahn verkehren.

- Die Einstellung von sehr viel mehr Personal.

- Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

- Bessere Löhne.

Malte Hermsteiner (Volt) aus Rotenburg.

Malte Hermsteiner (Volt) aus Rotenburg. Foto: Martin Elsen


Malte Hermsteiner, Volt, Wahlkreis Stade I- Rotenburg II, sagt:
Wir müssen den ÖPNV noch viel stärker ausbauen und fördern. Der öffentliche Nahverkehr ist die effizienteste Lösung für die Anbindung der Region an einen so großen Ballungsraum wie Hamburg. Ländliche Regionen sollen auch Schienen und Busfahrpläne bekommen. Für sehr dünn besiedelte Orte sollten Rufbusse zur Verfügung stehen.

Jan Koepke (FDP) aus Wilstedt.

Jan Koepke (FDP) aus Wilstedt. Foto: FDP


Jan Koepke, FDP, Wahlkreis Stade I - Rotenburg II, sagt:

Ich weiß, wie nervig es ist, wenn man morgens und abends im Stau steht oder auf verspätete Züge wartet. Wir brauchen bessere Straßen, eine zuverlässige Bahn und mehr Park&Ride-Angebote. Planung und Bau müssen viel schneller gehen – aktuell dauert das alles viel zu lange.

Der ländliche Raum darf nicht abgehängt werden. Wir brauchen mehr flexible Lösungen wie Rufbusse oder On-Demand-Angebote. Der ÖPNV muss sich an die Menschen anpassen, nicht umgekehrt. Ich setze mich dafür ein, dass hier endlich mehr passiert.
Der SPD-Bundestagskandidat Daniel Schneider.

Der SPD-Bundestagskandidat Daniel Schneider. Foto: Martin Elsen


Daniel Schneider, SPD, Wahlkreis Cuxhaven - Stade II, sagt:
Die wichtigste Pendelstrecke von Cuxhaven über Stade nach Hamburg ist die Bahn. In diesem Sinne gilt es mit absoluter Priorität für eine durchgängige Zweigleisigkeit und Elektrifizierung zu sorgen.

Alle weiteren Konzepte liegen auf dem Tisch, wobei ich gerne den streckenweisen dreispurigen Ausbau der B73 und die Ertüchtigung der Fähre Glücksstadt-Wischhafen mehr in den Fokus rücken würde. Diese Maßnahmen sind relativ schnell und kostengünstig zu realisieren - unabhängig vom langwierigen Prozess zum Bau der A20 und der festen Elbquerung.

Unter den derzeitigen politischen Gegebenheiten dauern die Entscheidungsprozesse zur Anbindung an den ÖPNV viel zu lange. Auch in den absehbaren politischen Konstellationen einer neuen Regierung werden solche Infrastrukturprojekte sogar noch unwahrscheinlicher, da in der konservativen Verkehrspolitik der ÖPNV für nachrangig gehalten wird. Wir hingegen erachten Mobilität im ländlichen Raum als wichtigen Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge und wollen, dass jeder Mensch in Zukunft verlässlich, günstig und klimaneutral von A nach B kommen kann. Damit das bei uns in der Region nicht länger Utopie bleibt, würde ich unsere Heimat gerne zur Modellregion ausrufen. Alle öffentlichen und privaten Mobilitätsangebote Bus, Bahn, Bürgerbus, Anrufsammeltaxi bis hin zum autonomen Fahren müssen neu gedacht werden, um wirtschaftliche Interessen und die öffentliche Daseinsvorsorge zusammenzubringen.

CDU-Bundestagskandidat Christoph Frauenpreiß aus Cuxhaven-Altenbruch.

CDU-Bundestagskandidat Christoph Frauenpreiß aus Cuxhaven-Altenbruch. Foto: Martin Elsen


Christoph Frauenpreiß, CDU, Wahlkreis Cuxhaven - Stade II, sagt:

Mit unserer Agenda 2030 gehen wir die strukturellen Schwächen (Steuerbelastung, Bürokratie, Fachkräftemangel, hohe Energiekosten) des Standorts Deutschland an. Die Energiekosten werden zum einen durch den Ausbau der erneuerbaren Energien inklusive der Investition in Speicherung und Flexibilisierung reduziert (Erhöhung des Angebots) und Reduzierung der Stromsteuer und Netzentgelte. In unserem Vorschlag reduziert sich der Strompreis um 5 Cent/kWh.

Wir werden eine Unternehmenssteuerreform auf den Weg bringen. Die letzte ist von 2008: hohe Steuerlast der Unternehmen reduzieren, um Investitionen freizusetzen. Auch die geringen und mittleren Einkommen werden durch die Erhöhung der Einkommensgrenzen für den Spitzensteuersatz entlastet. Eine starke Wirtschaft bedeutet Sicherung von Arbeitsplätzen und bringt Menschen in Arbeit, das ist die beste Sozialpolitik. Unseren Sozialstaat werden wir so stärken, um den Menschen zu helfen, die Hilfe benötigen.

Der Grünen-Direktkandidat Christopher Jesse.

Der Grünen-Direktkandidat Christopher Jesse. Foto: Martin Elsen


Christopher Jesse, Grüne, Wahlkreis Cuxhaven-Stade II, sagt:
Um den Industriestandort Deutschland zu stärken, setzen wir auf Innovation und Nachhaltigkeit. Wir fördern Investitionen in Forschung und Entwicklung, besonders in den Bereichen erneuerbare Energien und grüne Technologien. Durch den Ausbau von Solar- und Windenergie sowie die Verbesserung der Energieeffizienz können wir die Energiekosten langfristig senken und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern reduzieren. Ein ambitionierter Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität und die Förderung von Wasserstofftechnologien sind zentrale Bausteine unserer Strategie. So schaffen wir neue Arbeitsplätze und sichern die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in einer klimaneutralen Zukunft.
Wir von Bündnis 90/ Die Grünen streben eine gerechtere Steuerpolitik an, die hohe Einkommen und große Vermögen stärker in die Verantwortung nimmt. Daher befürworten wir eine moderate Erhöhung des Spitzensteuersatzes und die Wiedereinführung einer Vermögenssteuer. Gleichzeitig möchten wir kleine und mittlere Einkommen entlasten, um die Kaufkraft zu stärken und soziale Gerechtigkeit zu fördern. Familien und Alleinerziehende sollen durch gezielte Steuererleichterungen unterstützt werden. Auch Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften und in Klimaschutz investieren, sollen von steuerlichen Vorteilen profitieren. So schaffen wir ein gerechteres Steuersystem, das Innovation fördert und soziale Ungleichheit abbaut.
Hilke Hochheiden von der Partei Die Linke.

Hilke Hochheiden von der Partei Die Linke. Foto: Martin Elsen


Hilke Hochheiden, Linke, Wahlkreis Cuxhaven-Stade II, sagt:
Gerade in Zeiten zunehmender internationaler Spannungen zeigt sich: Eine zu starke Exportabhängigkeit ist ein wirtschaftliches Risiko. Es braucht eine Stärkung des Binnenmarktes. Dafür gibt es drei Säulen:

Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen, die einen besonders großen Teil ihres Einkommens für Konsum ausgeben, brauchen mehr Geld, um die Endnachfrage zu steigern.

Die marode öffentliche Infrastruktur (z.B. Schulen, Straßen, Schwimmbäder, Krankenhäuser, das Schienennetz) muss dringend saniert werden und Strom-, Breitband- und Schienennetze ausgebaut werden. Kurzfristig schafft das Nachfrage, mittelfristig eine Grundlage für ein gutes Leben.

Zudem muss die deutsche Wirtschaft stärker klimafreundlich umgebaut werden. Gerade die Küstenregion kann davon besonders profitieren. Den Umbau der Industrie und die Energiewende will die Linke fördern. Langfristig sind Energiewende und Effizienzmaßnahmen die besten Methoden gegen hohe Strompreise, akut braucht es den Energiestrompreis.
Deutschland hat eine der stärksten Vermögenskonzentrationen innerhalb der EU. Das ist ein Problem für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Es ist auch ein Problem für die Wirtschaft, da Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen einen größeren Anteil ihres Geldes direkt wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeben. Die Linke will die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel und Hygieneartikel streichen. Bei der Einkommensteuer will die Linke alle Menschen mit einem Einkommen bis 7000 Euro brutto im Monat entlasten und im Gegenzug den Spitzensteuersatz erhöhen. Kapitalerträge sollen, statt weiterhin pauschal mit 25 Prozent besteuert zu werden, ebenfalls unter die Einkommensteuer fallen. Die Vermögensteuer soll wieder erhoben werden, mit ausreichend Freibeträgen und progressivem Anstieg. Große Vermögen werden vererbt, entsprechend müssen Lücken in der Erbschafts- und Schenkungssteuer geschlossen und die Sätze bei besonders großen Erbschaften und Schenkungen erhöht werden.

Der FDP-Kandidat Günter Wichert.

Der FDP-Kandidat Günter Wichert. Foto: Martin Elsen


Günter Wichert, FDP, Wahlkreis Cuxhaven-Stade II, sagt:
Wir setzen auf wettbewerbsfähige Energiepreise durch Bürokratieabbau, Technologieoffenheit und den Ausbau von Kernfusion und Wasserstoff. Industriepolitik muss Innovation fördern, nicht durch Subventionen lenken. Wir brauchen mehr Tempo bei Genehmigungen und mehr Investitionen in Forschung. Steuern müssen gesenkt werden – insbesondere für Unternehmen und die Mittelschicht. Leistung muss sich wieder lohnen. Gleichzeitig müssen wir den Staat effizienter machen. Steuererhöhungen lehnen wir ab, weil sie Wachstum bremsen.

*Die Kandidaten der AfD wurden gefragt, haben aber trotz wiederholter Nachfrage keine Statements eingeschickt.Die Antworten des FDP-Kandidaten Jan Koepke (Wahlkreis Stade I - Rotenburg II) gingen verspätet ein und würden nachträglich eingefügt.


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