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TTraditionsverein Altona 93: Stallgeruch und Stadionneubau

Das neue Stadion wird ein schmuckes Ding und das Gebäude wird mehr als Fußball zu bieten.

Das neue Stadion wird ein schmuckes Ding und das Gebäude wird mehr als Fußball zu bieten. Foto: bmp (nomo)

Mit Altona 93 kehrt große Tradition in die Regionalliga Nord zurück. Der Verein mit dem besonderen Spirit möchte sich etablieren und arbeitet an einer spannenden Zukunft.

Von Sonnleitner Samstag, 26.07.2025, 07:50 Uhr

Hamburg. Es war eine knackige Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord in diesem Mai. Vier Teams aus den Oberligen Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen fochten den Gang in die vierte Liga aus, zwei schafften dies: Altona 93 (AFC) und die FSV Schöningen. Altona recht dramatisch durch einen 2:0-Sieg im finalen Spiel gegen Schöningen - und nur weil die Konkurrenz patzte.

Nun sitzt der 2. Vorsitzende des Traditionsclubs aus dem Hamburger Westen, Ragnar Törber, entspannt da und berichtet von aufregenden Momenten zuvor. Der 50-jährige Architekt ist der Strippenzieher beim AFC.

Es geht um die sportliche Konsolidierung des Vereins eine Liga höher, einen Stadionumzug inklusive -neubau. „Es ist nicht unsere Pflicht gewesen, aufzusteigen, die Welt wäre sonst nicht untergegangen“, versichert Törber. Bereits im Vorjahr war der AFC in der Aufstiegsrunde gewesen, durch ein desaströses Heimspiel gegen Todesfelde am Ende aber gescheitert. Es folgte eine grandiose Spielzeit in der Oberliga, am Ende holte sich Altona erneut die Hamburger Meisterschaft.

Nun geht es auch wieder gegen die SV Drochtersen/Assel

Als D/A und Altona in der Saison 2017/18 erstmals aufeinandertrafen, verbuchten die Drochterser zwei Siege. Die Hamburger beendeten ihr Gastspiel als 18. und stiegen ab. Zuvor war Altona 2008/09 für eine Saison in der Regionalliga gewesen.

Von 2019 bis 2022 hielt sich der Traditionsverein eher wegen der coronabedingten Nichtabstiege in der Liga. In dieser Phase war der heutige D/A-Dribbler Dennis Rosin für Altona aktiv. D/A verlor 2019 zweimal gegen den Underdog. Besonders in Drochterser Erinnerung: Weil D/A als Remiskönig der Liga 2022 nicht über ein 0:0 gegen Altona hinauskam, musste man in der Abstiegsrunde antreten.

Zur kommenden Saison kommt es zu einem Wiedersehen mit Marcell Sobotta. Der 28-Jährige und D/A hatten sich während der Saison 2023/24 getrennt. Nach seinen Gastspielen bei den Kickers Emden und Eintracht Norderstedt versucht es Sobotta nun in Altona.

D/A ist schon da, wo Altona noch hinwill

D/A hat sich in der Regionalliga etabliert, spielt eher oben mit. Das gelang dem Hamburger Traditionsverein mit seinem eigentlich großen Potenzial noch nicht. Mittelfristig soll dies gelingen.

Doch es gibt viel zu tun für Törber und Co. „Unser Ziel ist ein langsames Wachstum, das heißt, in drei bis vier Jahren einen Platz in der Regionalliga zu festigen“, sagt er. Alle Verträge beim AFC hätten sowohl in der Regionalliga als auch in der Oberliga Bestand. Finanziell rechne man mit einer schwarzen Null.

Es wird Gegner geben, die zweimal am Tag trainieren. Der AFC will mit Geschlossenheit und Willen kontern. Törber rechnet eher mit einem Kampf gegen den Abstieg. Beim AFC verabschieden sich auch Spieler, die nicht viermal die Woche auf dem Niveau trainieren können, dennoch will „93“ keine Fahrstuhlmannschaft sein.

Sportlich hauptverantwortlich ist Ex-Proficoach

Andreas Bergmann, einst beim FC St. Pauli, steht an der altehrwürdigen Adolf-Jäger-Kampfbahn bei Wind und Wetter stets in kurzer Hose und lebt den speziellen Spirit vor. „Er macht die Spieler besser und vermittelt ihnen, dass sie hart dafür arbeiten müssen“, lobt Törber.

Sportlich würde sich verändern, dass man nun über die Landesgrenze hinaus Fußball spielen wird und gesehen werde. Gerade die außergewöhnlichen Fans, die meist mit einem Tross von mehreren hundert Leuten mitfahren, sind für Altona das Salz in der Suppe.

Einer von ihnen ist Burkhard Masseida. Die Oberliga-Meisterschaft habe man kürzlich noch nach einem Spiel auf einem Schulsportplatz gefeiert, sagt er, nun ginge es mit Meppen, Oldenburg und Lübeck gegen die Beletage des norddeutschen Amateurfußballs.

Die Fanszene ist eine besondere - Das Stadion ist bald Vergangenheit

Bei AFC-Heimspielen stehen Punker neben Bankangestellten und dem Schiffsreeder, Oma und Enkel, eine bunte Mischung mit viel Stallgeruch des Viertels. Der Zuschauerschnitt betrug in der Hauptsaison 1.500. In der Aufstiegsrunde gegen die SV Hemelingen waren 4.744 Zuschauer zugegen.

Dafür braucht es an anderer Stelle viel Verhandlungsgeschick: Das alte, marode Stadion wurde bereits 2007 weit unter Wert verkauft. Ende 2026 muss der Verein nun die Adolf-Jäger-Kampfbahn verlassen. Dort sollen gut 350 Wohnungen entstehen. Das neue Stadion ist zwar weit in der Planung, die Baugenehmigung soll aber erst 2027 erfolgen, der Großbau frühestens 2029 fertig sein. Man sei mit der zuständigen Baufirma über eine Nutzungsverlängerung des alten Stadions in guten Gesprächen, sagt Törber, eine Zwischennutzung käme nicht in Frage.

Ins neue Stadionareal kauft sich Altona 93 mit knapp zehn Millionen Euro noch vom alten Stadionverkauf als Betreiber der Regionalliga-tauglichen Spielstätte für rund 5000 Zuschauer ein. Das Stadion ist ein Hybrid-Modell, direkt in Nachbarschaft des ebenfalls neu entstehenden Bahnhofs Altona. Im Dachbereich soll die Finanzbehörde Räumlichkeiten kriegen, auch eine Kita, angrenzen sollen ein Sporthaus mit bespielbarer Dachfläche und eine riesige Konzerthalle.

„Wir wollen den Neubau in den Stadtteil einfügen“, sagt Hamburgs Sportstaatsrat Christoph Holstein. Isolierte Fußballstadien in abgewrackten Industriearealen oder Walacheien sind dann passé. Es soll dennoch um gelebten Alltag gehen, nicht um ein meist leeres Eventstadion. „Amateurfußball ist eine super schöne Sache, und die Leute entdecken das auch immer mehr für sich“, freut sich Törber auf den Sprung ins Neue.

Spätestens mit der neuen Spielstätte sollte Altona 93 auch Stammgast in der Regionalliga sein. (jan)

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