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Alsterschute

TÜbernachten im Stader Hafen: So wohnt es sich auf der Alsterschute

Natalia Pedernera hat sich ein kleines Atelier auf der Alsterschute aufgebaut.

Natalia Pedernera hat sich ein kleines Atelier auf der Alsterschute aufgebaut. Foto: Alexandra Bisping

Eine Woche lang hat Künstlerin Natalia Pedernera auf der Alsterschute im Stader Hansehafen gewohnt. Demnächst kann der Kunstkudder von jedem gemietet werden. So sieht es drinnen aus.

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Von Alexandra Bisping
Freitag, 21.06.2024, 08:50 Uhr

Stade. Die Kette zur Treppe, die zum kleinen Bootssteg führt, ist geöffnet. Ein Zeichen dafür, dass die Künstlerin zu Hause ist - oder vielmehr an Bord. Den Zugang hat Natalia Pedernera bewusst offen gelassen. Seit einer knappen Woche bewohnt sie die Alsterschute im Hansehafen. „Kunstkudder“ sagt Natalia Pedernera und es klingt fast zärtlich.

Irgendwie passt das, denn alles an der jungen Staderin erscheint zart und schmal. 19 Jahre ist sie alt, die 1904 erbaute Schute gut hundert Jahre älter, 18 Meter lang, 4 Meter breit und ohne Eigenantrieb.

Die Stader Künstlerin lädt auf die Alsterschute ein

An diesem Abend hat die Künstlerin ein Pappschild vor der Kajütentür an der Reling befestigt. „Open Atelier - just look or draw something“ ist darauf zu lesen. Tatsächlich kommen Leute an Bord und betreten über eine schmale Treppe die Wohnfläche der Alsterschute.

Kunst direkt am Eingang, gemütliches Licht im Inneren auf der Alsterschute in Stade.

Kunst direkt am Eingang, gemütliches Licht im Inneren auf der Alsterschute in Stade. Foto: Alexandra Bisping

Der Holzboden ist honigfarben, die Holzwände sind weiß gestrichen. Rechts eine kleine Küchenzeile mit bordeauxfarbener Arbeitsfläche. Auf der gegenüberliegenden Seite ein großes Fass als Stehtisch. Eine beleuchtete Wandtafel und ein großer Kühlschrank runden das Bild ab. So liebevoll eingerichtet verströmt das Innere eine warme und einladende Atmosphäre.

Die Küchenzeile.

Die Küchenzeile. Foto: Alexandra Bisping

Der Durchgang verjüngt sich, bis weiter im Inneren linkerhand eine lange Sitzbank folgt. Die breite Fensterfront darüber lässt viel Tageslicht herein. Rechts steht ein Tisch mit vier Stühlen. Noch mehr skandinavisches Flair, einfach Hygge.

Auch den Esstisch hat die junge Künstlerin in ihre kreativen Prozesse eingebunden.

Auch den Esstisch hat die junge Künstlerin in ihre kreativen Prozesse eingebunden. Foto: Alexandra Bisping

Hinter einer zweiten Verjüngung des Gangs befindet sich rechts das kleine Bad. Die Toilette funktioniert erst ab kommender Woche, die junge Frau benutzt daher die Sanitäranlage in der Werkstatt des Schwedenspeichers. Dafür hat sie einen Schlüssel bekommen. „Ist ein bisschen wie Camping“, sagt Natalia Pedernera grinsend.

Platz zum Träumen für zwei bietet die Koje mit Oberlicht.

Platz zum Träumen für zwei bietet die Koje mit Oberlicht. Foto: Alexandra Bisping

Der Gang endet in einem kleinen Schlafparadies. Zur Koje führt eine winzige Treppe und wer sich dort hineinlegt, kann zum Einschlafen die Sterne durch das Deckenfenster beobachten. Zwei Personen haben dort Platz.

Von außen ist die Alsterschute ein bunter Blickfang, der anlockt und neugierig macht. Dafür hatte das Berliner Künstlerduo 44flavours gesorgt. Es hatte den Kunstkudder von außen bewusst als einen Kontrapunkt zur historischen Altstadt gestaltet. Von der Stade Marketing und Tourismus GmbH initiiert, bietet der Kunstkudder dem Artist-in-Residence-Programm ein neues Quartier.

Das hat der Kunstkudder bisher gekostet

Stand Februar wurden knapp 70.000 Euro bisher in den Kutter investiert, weiß Jens Driessen. Er ist Sachbearbeiter Umwelt- und Freiraumplanung der Hansestadt Stade. Die Schute selbst kostete 8500 Euro, der Ausbau circa 10.000 Euro. Kranen und Vorbereitung ist der teuerste Posten mit 30.000 Euro - der Kutter wurde Anfang März aus dem Stadthafen in den historischen Hafen gehoben.

Das bunte Äußere hat das Künstlerduo 44flavours gestaltet.

Das bunte Äußere hat das Künstlerduo 44flavours gestaltet. Foto: Alexandra Bisping

Im Inneren hat sich Natalia Pedernera eine kleine Atelierwelt aufgebaut. Mit verschiedenen Materialien, Sprühdosen, Farben, Pinseln. Auf dem Esstisch steht eine Nähmaschine. Hier zu wohnen sei „richtig cool“, sagt die Staderin. Wenn sie ihr Atelier öffnet, kommen Leute herein und schauen sich alles an. „Sie sind total interessiert.“

Bilder und Skulpturen von Natalia Pedernera gibt es an Bord der Alsterschute zu entdecken.

Bilder und Skulpturen von Natalia Pedernera gibt es an Bord der Alsterschute zu entdecken. Foto: Alexandra Bisping

Besucher sehen hier Werke der Künstlerin. Sie habe „1000 Sachen am Laufen“, sagt Natalia Pedernera. An Bord hat sie viel mit Ton gearbeitet. Auf den zweiten Blick sind kleine Skulpturen aus diesem Material zu entdecken. Direkt ins Auge springen die großflächigen Bilder, die sie aufgestellt hat.

Was die Künstlerin zur Alsterschute sagt

Künstlerisch zu wirken hat für die junge Frau eine fast therapeutische Wirkung, erzählt Natalia Pedernera. Inspirierend seien dabei ihr Umfeld und Gespräche, „aber es kommt auch ganz viel aus mir“. Ob sie es einsam findet auf dem Boot? Mitnichten. „Ich liebe es, alleine zu sein“, sagt Natalia Pedernera. „Das war hier eine voll schöne Zeit.“ Das Projekt Alsterschute findet sie toll: „Es bringt Neues nach Stade.“

Ihre Kunstwerke will Natalia in dieser Woche vor der Alsterschute ausstellen und verkaufen. Bald zieht es sie nach Italien, wo sie ein Jahr kellnern und danach studieren möchte - natürlich Kunst.

Übrigens: Der Kunstkudder kann gemietet werden, nicht nur von Künstlern. Kosten pro Übernachtung liegen bei circa 200 Euro. Weitere Infos: https://stade-tourismus.de/alsterschute.

Wunderschön: der Blick aus der Eingangsluke.

Wunderschön: der Blick aus der Eingangsluke. Foto: Alexandra Bisping

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