TVandalismus kostet Samtgemeinde Harsefeld mehr als 20.000 Euro jährlich
Die Treppe zur Fahrradbrücke am Bahnhof Harsefeld wurde illegalerweise in HSV-Farben besprüht. Foto: Pauline Meyer
Öffentliches Eigentum wird in Harsefeld immer häufiger beschmiert und beschädigt. Wie Ortsbild und Gemeindekasse leiden - und was gegen die Zerstörungswut helfen soll.
Harsefeld. Sie gehören schon beinah fest zum Ortsbild dazu, so sehr hat sich das Auge mittlerweile an Graffiti-Tags, Sticker oder Schmierereien gewöhnt. Ein genauerer Blick auf die Umgebung zeigt, wie viel Vandalismus in Harsefeld stattfindet. Und wie teuer das für die Bürger wird.
Eine negative Entwicklung
Informationsstelen oder Stromkästen werden regelmäßig zerkratzt, besprüht oder beschmutzt. Ortsschilder werden entwendet, Mülleimer mit Stickern vollgeklebt. Die Liste ist lang.
Haus & Garten
Schmierereien an der Fassade: Was Eigentümer tun können
Öffentliches Eigentum scheint für manch Vandalen eine leere Leinwand zu sein, die es zu gestalten gilt. Schöner wird es dadurch allerdings nicht. Dass es in den vergangenen Jahren eine Negativ-Entwicklung in Harsefeld gegeben hat, beobachtete man auch in der Verwaltung.

Sticker auf Informationstelen an der St. Marien- und Bartholomäi-Kirche. Foto: Pauline Meyer
„Der Vandalismus hat hier unheimlich zugenommen“, sagt Samtgemeindebürgermeisterin Ute Kück. Das wolle die Kommune so aber nicht einfach hinnehmen, erklärt sie. Mit einem Hinweis will die Verwaltung nun Bürgerinnen und Bürger für das Thema sensibilisieren.
Alle Bürger kommen für Schäden auf
Jedes Jahr muss ein gewisser Anteil öffentlicher Gelder für das Entfernen von Schmierereien und Beschmutzungen sowie das Ersetzen von Zerstörtem und Geklautem eingeplant werden.

Graffiti auf den Stromkästen im Klosterpark. Foto: Pauline Meyer
Mittlerweile sind das rund 20.000 Euro allein im Flecken Harsefeld. Davon wird nur ein kleiner Teil über Versicherungen gedeckt - der Großteil muss durch öffentliche Gelder finanziert werden. „Am Ende zahlen es die Bürger selbst“, so Ute Kück.
In der Gemeinde Beckdorf werden jährlich 5000 Euro für das Beseitigen von Graffiti und Co. aufgewendet. Beckdorf ist deutlich kleiner. Aber die Summe ist auch ein stolzer Wert.
Geld wäre besser in andere Projekte investiert
Das Ganze sei besonders ärgerlich, betont die Verwaltungschefin. Denn mit dem Geld könnte man weitaus Sinnvolleres anstellen. Man könnte das Geld etwa in neue Beete und Bäume oder in neue Spielgeräte auf Spielplätzen stecken, erklärt sie. Es sei schade, dass das Ortsbild und die Aufenthaltsqualität in Parks, Straßen und Plätzen unter der Zerstörungswut einiger weniger leide.

An vielen Mülleimern im Klosterpark kleben Sticker. Foto: Pauline Meyer
Neben hohen Kosten bedeutet das Beseitigen der Schäden und Wiederherstellen des ursprünglichen Zustandes einen großen Verwaltungsaufwand. „Es wird viel Arbeitszeit investiert, damit öffentliche Plätze und Einrichtungen wieder nutzbar und ansprechend sind“, heißt es seitens der Gemeinde.
Treppe verunstaltet
Ein aktuelles Beispiel für den Vandalismus in Harsefeld ist die Fahrradbrücke am Bahnhof. Dort wurden die Treppenstufen in den HSV-Farben - also blau-weiß-schwarz - besprüht. Auch wenn die meisten Fans das wohl nicht so beschreiben würden, sei die Treppe nun verunstaltet, so Ute Kück.

Am Bahnhof finden sich viele Schmierereien. Foto: Pauline Meyer
Die Farbkombination findet man an verschiedenen Stellen im Ort - und im ganzen Landkreis Stade. Neben Laternenmasten, Autobahnbrücken und Stromkästen sind auch S-Bahnen ein beliebtes Ziel von Sprayern. Bundesweit kostet das die Deutsche Bahn jährlich rund 40 Millionen Euro.
In Harsefeld finden sich weitere Schäden an öffentlichen Orten, wie etwa im Klosterpark: An den meisten Informationsstelen, Mülleimern und Schildern sind Kratzer, Graffiti oder Sticker zu sehen.

Häufig wird unerlaubt an Haus- oder Garagenwänden gesprayt. Foto: Pauline Meyer
„Wir sind derzeit im Gespräch darüber, einige der Schmierereien mit Streetart zu verdecken“, sagt Ute Kück. Besonders erfreulich sei auch, dass die langersehnte Graffiti-Wand am Skatepark bald fertiggestellt wird.

Die Graffiti-Wand am Skatepark ist noch nicht eingeweiht, aber schon genutzt worden. Foto: Pauline Meyer
Das Projekt hatte sich in die Länge gezogen, da es aufgrund der Größe eine Baugenehmigung brauchte. An der Wand wird es bald die Möglichkeit geben, sich kreativ auszulassen. Im besten Fall verhindert man so, dass öffentliches Eigentum illegal besprüht wird.
Gemeinsam gegen Vandalismus
Mit ihrem Hinweis ruft die Samtgemeinde Harsefeld zum achtsamen Umgang mit der Umgebung auf. „Sprechen Sie miteinander, bleiben Sie wachsam“, bittet Ute Kück. Wer Beschädigungen oder Schmierereien bemerkt, solle dies zeitnah der Verwaltung melden. Nur so können Schäden schnell behoben und Folgeschäden verhindert werden.

Auch im Klosterpark Harsefeld wurden Schilder beschmiert. Foto: Samtgemeinde Harsefeld
Drastischere Maßnahmen, wie Videoüberwachung, ließen sich aufgrund des Datenschutzes kaum umsetzen. An Altglas- und Papiercontainern überprüfe man die Möglichkeiten noch.
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T Müllberge: Warum Videoüberwachung im Altländer Viertel unmöglich ist
Beispiele im Landkreis gibt es: In Drochtersen wird seit März ein Hotspot für illegale Müllentsorgung mit Live-Übertragung überwacht. Aufgezeichnet wird zwar nichts, doch die Aktion schreckt ab. Ute Kück bleibt skeptisch: „Die, die etwas illegal entsorgen möchten, werden einen Weg finden.“ Sie hofft daher auf eine Sensibilisierung für das Thema.
Ein Kavaliersdelikt ist das Beschädigen fremder Sachen übrigens nicht: Es drohen eine Geldstrafe oder bis zu zwei Jahre Gefängnis.
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