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Feuerwehr

TVeteran mit Charme und Blaulicht: Festtag für Helmut und seine Freunde

Hans-Dieter Braack, genannt H-D (links), Helmut und Wilfried Weinert. Zur Oldie-Gruppe, die sich um die historischen Fahrzeuge kümmert, gehören 23 Feuerwehrleute mit Herz für alte Technik.

Hans-Dieter Braack, genannt H-D (links), Helmut und Wilfried Weinert. Zur Oldie-Gruppe, die sich um die historischen Fahrzeuge kümmert, gehören 23 Feuerwehrleute mit Herz für alte Technik. Foto: Klempow

Auf Helmut ist Verlass. Auch deshalb lieben ihn die Oldtimer-Freunde in Himmelpforten - und feiern ihren 75 Jahre alten, rot lackierten Blaulicht-Kumpel auf besondere Art.

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Von Grit Klempow
Sonntag, 07.09.2025, 15:40 Uhr

Himmelpforten. Helmut ist da, wenn er gebraucht wird. Helmut hat noch nie abgesagt. So einer ist Helmut. Einer, auf den Verlass ist. Helmut steht vor dem Feuerwehrhaus Himmelpforten, drei seiner engsten Freunde an seiner Seite.

Sein „Freundeskreis“ ist groß. Die Oldie-Gruppe der Feuerwehr Himmelpforten hat fast zwei Dutzend Mitglieder und hält die Oldtimer wie Helmut, die 75 Jahre alte Magirus Drehleiter, in Schuss. „In der Gemeinschaft ist das einfach immer schöner“, sagt Oldtimer-Freund Wilfried Weinert.

Fester Griff an der Schaltung

Er schraubt sich hinters Lenkrad, dreht den Zündschlüssel, knallt mit festem Griff um den Schaltknüppel den Gang rein. Helmut ist robust. Wilfried Weinert braucht am Lenkrad Kraft. Servolenkung hat Helmut nicht. „Und man muss den Wendekreis kennen“, sagt Wilfried Weinert.

Armaturenbrett von 1950 - Softwareprobleme ausgeschlossen.

Armaturenbrett von 1950 - Softwareprobleme ausgeschlossen. Foto: Klempow

Helmuts Armaturenbrett ist übersichtlich, die Fahrerkabine mit Holz verkleidet - alles original Baujahr 1950. Helmut ist ein Schmuckstück. Der Motor röhrt, das Feuerwehrauto rumpelt eine kleine Tour durch Himmelpforten. Wilfried Weinert tritt immer zwei Mal die Kupplung. Mit Zwischengas zu fahren, hat er noch bei der Bundeswehr gelernt. „Da muss man nach Gehör und Gefühl fahren“, sagt er. Das traut sich nicht mehr jeder zu. Aber H-D ganz bestimmt.

Schweißtreibende Fahrten mit Helmut

„Helmut hat Persönlichkeit“, sagt H-D, als Helmut wieder vor dem Feuerwehrhaus parkt. H-D wird Himmelpfortens ehemaliger Ortsbrandmeister Hans-Dieter Braack genannt. Er hat die Oldie-Gruppe gegründet und ist einer der wenigen, die sich auch hinter Helmuts Lenkrad trauen. „Junge, Junge, was hab ich da schon geschwitzt“, sagt er. Nicht aus Nervosität.

Alles original: Nicht nur die Innenverkleidung des Fahrerhäuschens - auch Gangschaltung und Lenkung.

Alles original: Nicht nur die Innenverkleidung des Fahrerhäuschens - auch Gangschaltung und Lenkung. Foto: Klempow

„Bei 29 Grad im Sommer nach Quickborn, zum Motor ist nur ne Blechwand, der Motor luftgekühlt, da kriegst du die ganze Hitze ab. Ich war völlig fertig.“ Aber trotzdem sind die Fahrten mit Helmut zu Oldtimer-Treffen immer schön.

70 Stundenkilometer schafft er noch. Der TÜV war nie ein Problem. Helmut ist noch einsatzbereit. Überhaupt: „Da drin ist ne Deutz-Maschine, die kriegst du nicht kaputt. Das Fahrgestell hält ewig.“

Da schwingt Wertschätzung mit. Die Bewunderer bei Umzügen am Straßenrand, die Experten bei Oldtimer-Treffen - Helmut kann sich ihrer Freundschaft sicher sein. Sein Charme verfängt. Seine freundliche, geschwungene Front, die Blaulichter rechts und links der Drehleiter und die Holzbank an Bord hinter der Fahrerkabine - das ist Feuerwehr-Nostalgie.

Als Gefährt von Weihnachtsmann und Engeln im Einsatz

Kein Wunder, dass Helmut gefragt ist. Mit Lichterketten bestückt hat er schon den Weihnachtsmann samt Engeln durch Himmelpforten kutschiert. Oder Brautpaare zur Trauung. Im Einsatz ist er bei der Rettung von verirrten Katzen in Baumkronen. Helmut macht alles mit. 17 Meter hat die Drehleiter - und wird immer noch per Hand in die Höhe gekurbelt.

Helmut im Einsatz, 1986 bei einem Brand in Engelschoff.

Helmut im Einsatz, 1986 bei einem Brand in Engelschoff. Foto: Klempow

Der älteste Freund von Helmut bei der Feuerwehr Himmelpforten ist Jacob, auch ein Oldie. Ein Mercedes Löschgruppenfahrzeug, seit 1968 in Himmelpforten im Dienst und mit bewegter Geschichte, weil es zwölf Jahre in der brandenburgischen Partnergemeinde Himmelpfort verbrachte.

Als es dort an einem Domizil für rüstige Rentner mangelte, kehrte es nach Himmelpforten zurück. Benannt ist Jacob schon seit den 70ern nach dem damaligen Maschinisten Jacob Wilkens. Und Helmut?

Helmut ist ein Geschenk aus Stade

Der ist benannt nach Helmut Burfeindt, seinerzeit Ortsbrandmeister. Es soll seinem Verhandlungsgeschick zu verdanken sein, dass die Drehleiter 1974 in Himmelpforten in Dienst gestellt wurde. 1950 war sie nagelneu für die Freiwillige Feuerwehr Stade angeschafft worden, später diente sie in Campe, bis sie den Ansprüchen nicht mehr genügte. Stades Bürgermeister Kurt Stahnke und Stadtdirektor Dr. Jürgen Schneider übergaben 1975 offiziell die Magirus Drehleiter DL17 als Geschenk an Himmelpfortens Bürgermeister Karl Kaufeld.

Auch das TAGEBLATT berichtete 1984 über die Taufe der Drehleiter auf den Namen Helmut.

Auch das TAGEBLATT berichtete 1984 über die Taufe der Drehleiter auf den Namen Helmut. Foto: Klempow

Seit 1984 und der offiziellen Taufe heißt die Drehleiter Helmut, nach ihrer Komplett-Restaurierung. In 500 Arbeitsstunden wurde das Fahrgestell gesandstrahlt, Helmut entrostet und lackiert. Seither bedurfte es nur noch kleinerer Verschönerungsarbeiten. Wobei Helmut selbst einen uneitlen und handfesten Eindruck macht.

Oldtimer-Tag auf dem Marktplatz

Ihm zu Ehren gibt es aber ein großes Fest: Beim Oldtimer-Tag am Sonntag, 14. September, von 10.30 Uhr bis 17 Uhr sind fast alle Feuerwehr-Oldtimer aus dem Landkreis und weitere Gäste vertreten.

Das Magirus-Fahrzeug der Feuerwehr Barchel (rechts) ist ebenfalls 75 Jahre alt und noch immer im Einsatz.

Das Magirus-Fahrzeug der Feuerwehr Barchel (rechts) ist ebenfalls 75 Jahre alt und noch immer im Einsatz. Foto: Rolf Hillyer-Funke

Besonderer Besuch kommt aus Barchel: ein ebenfalls 75 Jahre altes Magirus-Tanklöschfahrzeug, das noch immer im Einsatz ist. Einsatzvorführungen, Kaffee und Kuchen, Hüpfburg, Kinderschminken und Dudelsack-Klänge mit den Caledonian Pipes and Drums aus Hamburg wird es geben. Jacob ist zu sehen und auch die historische Handdruckspritze Himmelpfortens.

Hans-Dieter Braack und Wilfried Weinert mit Drehleiter Helmut.

Hans-Dieter Braack und Wilfried Weinert mit Drehleiter Helmut. Foto: Klempow

„Wir haben einen engen Draht zu unseren Fahrzeugen“, sagt H-D und meint damit auch die neuen Einsatzwagen. Am nächsten Wochenende aber geht es nur um die roten Oldies - und vor allem um Helmut.

Drehleiter Helmut diente mehr als 20 Jahre in Stade - hier bei einer Übung in der Holzstraße.

Drehleiter Helmut diente mehr als 20 Jahre in Stade - hier bei einer Übung in der Holzstraße. Foto: Archiv FW Himmelpforten

Die Oldie-Gruppe legt Wert aufs Detail - auch bei der Kleidung.

Die Oldie-Gruppe legt Wert aufs Detail - auch bei der Kleidung. Foto: Klempow

Die Oldtimer-Freunde in der Feuerwehr Himmelpforten halten Helmut in Schuss.

Die Oldtimer-Freunde in der Feuerwehr Himmelpforten halten Helmut in Schuss. Foto: R.C. HILLYER-FUNKE

Die Magirus Drehleiter vor dem Stader Gerätehaus.

Die Magirus Drehleiter vor dem Stader Gerätehaus. Foto: Archiv FFW Himmelpforten

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