TVierfach-Mord: Polizisten erinnern sich an erste Begegnung mit Soldat G.

Ein Bundeswehrsoldat steht im Verdacht, vier Menschen im niedersächsischen Landkreis Rotenburg (Wümme) erschossen zu haben. Foto: Sina Schuldt
Vier Tage vor der Mordnacht hatte der dabei erschossene 30-Jährige aus Westervesede Anzeige gegen Florian G. erstattet. Er fühlte sich von dem Ehemann seiner neuen Freundin bedroht.
Scheeßel. Am 17. Verhandlungstag des Mordprozesses ließen sich die Verfahrensbeteiligten schildern, was bei der Anzeigeerstattung gesagt worden war und wie die Gefährderansprache ablief.
Am Morgen des 26. Februars waren laut einem Polizeihauptkommissar der später getötete Mann und die damalige Ehefrau des Angeklagten gemeinsam auf der Wache erschienen. Vorher seien sie in Scheeßel gewesen, warum sie dann nach Rotenburg gekommen sind, wurde bei der Verhandlung nicht hinterfragt.
Getrenntes Ehepaar lebt unter einem Dach
Es gehe um den Ehemann, man befinde sich im Trennungsjahr, die Trennung sei einige Monate her, habe ihm das Paar geschildert. Grund sei der neue Lebensgefährte. Noch lebe sie mit dem Ehemann unter einem Dach, aber räumlich sei dort die Trennung vollzogen. Die Ehefrau war im siebten Monat schwanger.
Als Grund für die Anzeige seien zwei Vorfälle genannt worden. Am 22. Februar sei Florian G. früher als geplant nach Hause gekommen und habe den 30-Jährigen dort angetroffen. Der Soldat sei in Richtung seines Waffenschrankes gegangen, seine Ehefrau hinterher. Zur Waffe habe der Angeklagte nicht gegriffen, aber gesagt, dass sich der neue Freund schnellstmöglich entfernen solle, sonst werde etwas passieren.
Am 24. Februar habe der Angeklagte den 30-Jährigen in Westervesede aufgesucht, diesem ein schriftliches Hausverbot übergeben und dazu gesagt, wenn er sich nicht daran halte, werde etwas passieren.
Der später getötete Mann fühlte sich bedroht
„Es wurde keine konkrete Bedrohung geschildert. Das ganze Verhalten war sehr konkludent. Er hat deutlich gemacht, dass er sich bedroht fühlt“, sagte der Zeuge über den vier Tage später getöteten Anzeigeerstatter. Berichtet worden sei ihm von dem Paar, dass der Ehemann Soldat und Sportschütze ist. Dass dieser, offenbar schon im Dezember, einen hohen Geldbetrag abgehoben und sich in der Nachbarschaft umgeschaut habe.
Der Beamte verfasste einen Vermerk. Außerdem habe er das Fachkommissariat, die Polizeistationen in Bothel und Scheeßel informiert, die Folgeschicht beauftragt, das nationale Waffenregister zu prüfen sowie eine Gefährderansprache durch die Kollegen der Nachtschicht veranlasst, weil der Soldat immer erst abends zu Hause sei.
Keine Grundlage gesehen, die Waffen zu beschlagnahmen
Eine Grundlage für ein Beschlagnahmen der Waffen sah keiner der drei Beamten. „In keinster Weise“, betonte einer der Zeugen. Vor der Gefährderansprache hätten sie den Hinweis bekommen, dass Florian G. Berufssoldat und Sportschütze ist und Zugriff auf Waffen hat. Ein Kollege sagte, er habe konkret von einem Waffenschrank nichts gewusst.
Die Ehefrau habe ihnen lächelnd die Tür geöffnet und sie hoch geschickt zu ihrem Mann. „Es war eine lockere Stimmung“, sagte ein Polizeibeamter. Ihr Mann habe auch „ganz ruhig und gelassen“ gewirkt, aber überrascht. Nicht unfreundlich oder aggressiv. Die Schilderungen von Florian G. passten laut den Zeugenaussagen zu denen des Paares morgens auf der Wache.
„Weitere Racheoptionen plane er nicht. Er wolle sich einen Anwalt nehmen“, wurde später vermerkt. „Sein Verhalten war unauffällig?“, fragte der Vorsitzende Richter einen Zeugen. „Absolut“, antwortete dieser.