TVom Dressurviereck vor die Rinderherde und zur Deutschen Meisterschaft

In der Masterclass halten die Reiter die Zügel in einer Hand und dürfen nur kurz mit der zweiten nachfassen. Carolin Böhmke aus Belum mit ihrer Hannoveraner-Stute im Dressurviereck. Foto: Klempow
Diese Pferde und Reiter sind vielseitige Spezialisten: Sie zeigen einhändig gerittene Galoppwechsel, rasante Slaloms oder sehen sich Rindern gegenüber. Das traditionsreiche Dobrock-Turnier zeigt eine neue Disziplin: Working Equitation.
Wingst. Carolin Böhmke reitet mit ihrer Hannoveraner-Stute Candira ins Viereck. Die Zügel hält sie in nur einer Hand. Das gehört in der schweren Klasse, der Masterclass, zu den Regeln.
Es sind ungewohnte und ausgesprochen schöne Bilder auf dem Dobrock-Turnier, die das etablierte Programm aus Spring- und Dressurprüfungen ergänzen. Working Equitation heißt die neue Disziplin - und an diesem Wochenende treffen sich die Besten auf dem Dobrock. Es geht um die Deutschen Meisterschaften.
Die Harmonie zählt
Carolin Böhmke reitet konzentriert die Aufgaben. Galopppirouetten und Galoppwechsel gehören dazu - einhändig geritten. Beurteilt wird nicht, ob das Pferd spektakuläre Grundgangarten zeigt. Wichtiger ist, die Lektionen sauber zu reiten. Die Harmonie zwischen Pferd und Reiter zählt. Deshalb haben auch Pferde unterschiedlicher Rassen im Grunde gleiche Chancen, egal ob Lusitano, PRE, Carmargue-Pferd oder Haflinger.
Das liegt auch daran, dass nicht nur die Dressur zählt. Weitere drei Prüfungen gehören für jedes Pferd dazu: Der Stiltrail mit Hindernissen wie Toren, Slaloms, Traversstange, Ringstechen, Sprung, Brücke oder Pferch hat Dressuranteile und fordert mutige Pferde, die trotzdem gut zuhören und mit ihrem Reiter zusammenarbeiten.
Masterclass reitet mit nur einer Hand am Zügel
Im rasanten Speedtrail zählt die Zeit - und bei der Rinderarbeit werden dem Reiter Rinder zugelost, die er von der Herde trennen muss. Alle Masterclass-Prüfungen werden einhändig geritten - so wie es auch früher bei der Arbeit mit den Rinderherden eine freie Hand brauchte. Um die Tradition der Arbeitsreitweise zu bewahren, hat sich Working Equitation entwickelt.
Vertrauen, Durchlässigkeit, Ruhe und auch Schnelligkeit sind die Voraussetzungen. Die junge Sparte wächst, Kaderreiter zeigen auf dem Dobrock ihr Können. Am Sonntag soll verkündet werden, wer von ihnen zur EM in vier Wochen nach Prag fährt und Deutschland vertritt.
Lob vom Turnierchef
Am Rand des Vierecks begrüßen sich Dobrock-Turnierchef Dr. Martin Lübbecke und Waltraut Böhmke. Lübbecke nickt anerkennend. „Gut ausgebildete Pferde“, sagt er mit Blick auf die Gemeinschaft der Working-Reiter, die sich sonst eher im Süden Deutschlands trifft. Dass sie mit ihren Meisterschaften das Geschehen auf dem Dobrock bereichern, hat Waltraud Böhmke eingefädelt, die schon seit Jahren als Richterin in der Szene dabei ist.
Ihre Tochter Carolin ist mit ihrer Masterclass-Dressur zufrieden. Ihr große Candira (Stockmaß 1,79 Meter) hat es in den anderen Disziplinen mit ihrem Körperbau schwerer und steht sich „manchmal selbst im Weg“, sagt Carolin Böhmke - aber mentale Stärke zählt ja auch, und Candira geht auch an unbekannte Hindernisse unerschrocken heran.
Stute hat Spaß an der Rinderarbeit
Am meisten Spaß hat die elfjährige Hannoveraner-Stute aus eigener Zucht bei der Rinderarbeit. „Unsere Pferde wachsen mit Kühen auf und sie stehen manchmal auch gemeinsam auf der Weide“, erzählt Carolin Böhmke. Auch in dieser Disziplin zählt die Harmonie zwischen Pferd und Reiter. „Die Pferde sollen nichts vorwegnehmen, müssen sich aber fokussieren und sofort reagieren“ - je nachdem, wohin das Rind sich wendet.
Für Carolin Böhmke sind es besondere Tage auf dem Dobrock. „Ich bin hier praktisch aufgewachsen“, sagt sie. Dobrock - das heißt von jeher Ausnahmesituation. Dass nun die „Worker“, mit dabei sind, ist für sie „die Verbindung zweier Welten“. Meisterschaftsambitionen hat sie nicht. Dennoch wird sie dieses Dobrock-Turnier ganz besonders genießen.

Carolin Böhmke und ihre Hannoveraner-Stute Candira treten in der Masterclass der Working Equitation an. Das Dobrock-Turnier ist Carolin Böhmke seit ihrer Kindheit vertraut. Foto: Klempow

Freuen sich über die Ergänzung des Dobrock-Turniers: Turnierchef Dr. Martin Lübbeke und Waltraud Böhmke, die die Deutschen Meisterschaften der Working Equitation auf den Dobrock geholt hat. Foto: Klempow
Das Turnierprogramm ist auf www.dobrock-turnier.de abrufbar. Working-Equitation ist am Sonnabend auf Springplatz II ab 9 Uhr zu sehen (Masterclass Trail) und ab 14 Uhr in der Reithalle (Rinderarbeit). Am Sonntag beginnen die Speedtrail-Prüfungen um 12 Uhr auf Springplatz II (Masterclass ab 15.30 Uhr).