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Gründerstar

TVon der Aushilfe zur Chefin: Sie ist die starke Frau hinter dem Ankerplatz

Kai und Steffi Eberhardt haben in ihrem Restaurant ihren Ankerplatz gefunden.

Kai und Steffi Eberhardt haben in ihrem Restaurant ihren Ankerplatz gefunden. Foto: Susanne Helfferich

Was früher eine Bretterbude war, ist heute ein schmuckes kleines Restaurant: Der Ankerplatz am Fähranleger Wischhafen. Das ist die Erfolgsgeschichte von Inhaberin Stefanie Eberhardt.

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Von Susanne Helfferich
Sonntag, 22.12.2024, 11:15 Uhr

Wischhafen. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich den Gründerstar gewinnen werde“, erzählt Stefanie Eberhardt, „ich wollte nur auf die Bewerberliste kommen und ein wenig Aufmerksamkeit erzielen.“ Auch ihr Mann Kai war wenig optimistisch: „Wenn man sich ansieht, wer sich sonst beworben hat, da waren viele mit guten Ideen dabei“, sagt er. Außerdem sei ja im vergangenen Jahr mit dem Gut Schöneworth schon ein Gastronomiebetrieb aus Kehdingen ausgezeichnet worden, wenngleich in der Kategorie „Tradition trifft Kreativität“.

Doch Stefanie Eberhardt hat es geschafft: Sie ist Preisträgerin des Gründerstars 2024. „Für uns ist das Bestätigung und ein Dankeschön für das, was wir geleistet haben“, sagt Steffi, wie sie alle nennen. Schon als Schülerin hatte sie im Lands End Imbiss am Fähranleger in Wischhafen ausgeholfen. 17 Jahre arbeitete sie als Angestellte. Dann übernahm sie 2023 den Imbiss und machte mit ihrem Mann Kai daraus ein stilvolles, kleines Restaurant. Heute ist sie trotz Fachkräftemangels Chefin von 26 Mitarbeitern.

Heute Arbeitgeberin von 26 Mitarbeitern

Für die 41-Jährige ist der Fähranleger nicht das Ende der Welt, wie der frühere Name vermuten lässt, sondern ihr ganz persönlicher Ankerplatz. Er verbindet sie mit ihrem 2022 verstorbenen Sohn Nick, der als gelernter Elektriker beim Umbau des Imbisses die Strippen ziehen wollte und überzeugter HSV-Fan war. Und so heißt das Restaurant am Fähranleger „Der Ankerplatz in meinem Leben“ - ein Zitat aus dem Fan-Song „Wir sind der HSV“ von der Band Abschlach.

Steffi Eberhardt knüpfte an Altem an: So musste es unbedingt weiterhin das Fischbrötchen auf die Hand geben. Auch nutzte sie das Potenzial der Lage: Ihr Mann, Bauingenieur, legte ihr eine Terrasse mit Platz für 70 Gäste an. Mit einem Zuschuss der Gemeinde Wischhafen wurden Sanitäranlagen und der Weg dorthin barrierefrei erneuert, die auch den Fährgästen zur Verfügung stehen. Und schließlich ersetzte die Gastronomin mit Unterstützung ihres Mannes den zugigen Wintergarten, der ursprünglich aus Brettern und Festzelt bestand, durch einen ordentlichen Gastraum.

Gründerin kämpfte eine Straßensanierung durch

Kaum war der Ankerplatz Ende März 2023 eröffnet, kamen die ersten Leute, darunter viele Stammgäste des Vorgängers, aber auch Neugierige, Menschen aus der Umgebung zum Feierabendbier oder Dämmerschoppen und immer wieder Urlauber und Ausflügler, die auf die nächste Fährte warteten und die Zeit mit einem Besuch im Ankerplatz überbrückten.

Doch dann begannen die Sanierungsarbeiten am Fährzubringer, der B 495, und die Kundschaft, die nicht unbedingt über die Elbe musste, blieb weg. Baustellenverkehr, Absperrungen, der abgetragene Grünstreifen und eine Baustellenampel machten die Situation unübersichtlich und überforderten die Gäste, die eigentlich hätten vorbeifahren dürfen. „Da hat man gerade aufgemacht, der Laden läuft, und dann kommt diese blöde Baustelle“, sagte Stefanie Eberhardt im September; täglich fehlten ihr 1000 Euro in der Kasse.

Zweites Standbein mit zwei Verkaufswagen

Doch auch hier fand sie Lösungen: Mit Bannern, Flyern und per Social Media versuchten Kai und Steffi Eberhardt, ihre Gäste zu erreichen und davon zu überzeugen, dass sie zum Ankerplatz durchfahren können. Außerdem kommunizierten sie über das Banner ihre Telefonnummer. „So konnten wir durchgeben, wenn das letzte Fahrzeug die Fähre verließ.“ Alles in allem hielt das Team durch und schrieb am Ende doch noch schwarze Zahlen.

Inzwischen hat sich das Paar mit zwei Verkaufswagen ein zweites Standbein geschaffen. So können die Gastronomen bei besonderen Events auf der Fähre oder zu anderen Gelegenheiten Fischbrötchen und andere Leckereien, von knusprigem Backfisch über saftige Fischbrötchen bis hin zu herzhaften Fischfrikadellen, anbieten.

„Fischbrötchen gibt es seit 100 Jahren, aber bei uns sind sie immer frisch gebacken und belegt“, sagt Kai Eberhardt, der sich für ein halbes Jahr aus seinem Hauptjob verabschiedet hat, um seine Frau zu unterstützen. Auch werden sie immer häufiger für Großveranstaltungen gebucht, eventuell geht es im kommenden Jahr nach Wacken.

Stefanie Eberhardt wirkt, als habe sie wirklich ihren Ankerplatz gefunden. „Wenn ich hier aus dem Fenster schaue, sehe ich immer was Neues“, sagt sie und schaut in die Ferne, „hier kann man die ganze Welt erleben.“

Der Verkaufstresen bietet weit mehr als Fischbrötchen und Backfisch.

Der Verkaufstresen bietet weit mehr als Fischbrötchen und Backfisch. Foto: Susanne Helfferich

Steffi und Kai Eberhardt präsentieren einen ihrer Verkaufswagen.

Steffi und Kai Eberhardt präsentieren einen ihrer Verkaufswagen. Foto: Susanne Helfferich

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