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Natur

TVon wegen harmlos: Diese Pflanze kann für Pferde tödlich sein

Das Jakobskreuzkraut blüht aktuell leuchtend gelb an Straßen und Wegen. Für Pferde und Rinder kann es lebensbedrohend sein.

Das Jakobskreuzkraut blüht aktuell leuchtend gelb an Straßen und Wegen. Für Pferde und Rinder kann es lebensbedrohend sein. Foto: Klingenhagen

Eigentlich sieht es ja ganz harmlos aus, das Jakobskreuzkraut. Die gelben Blüten sind überall an Straßen und Wegrändern zu sehen. Aber Pferde- und Rinderhalter sollten es im Blick behalten, denn es kann für ihre Tiere lebensbedrohlich sein.

Von Sabine Hennings Montag, 15.07.2024, 07:50 Uhr

Landkreis. Das Jakobskreuzkraut fällt durch die leuchtend gelben Blütendolden auf. Gerade jetzt im Juli besiedelt es Weg- und Straßenränder, Wiesen und Brachflächen. Und das ist ein Problem, denn für Pferde und Rinder ist das Kraut giftig.

Die Pflanze enthält Pyrrolizidin-Alkaloide und die werden im Körper zu Schadstoffen verstoffwechselt, die zu akuten und chronischen Vergiftungen führen, informiert die Zevener Apothekerin Frauke Söchtig.

Und weil diese Stoffe nicht wieder ausgeschieden werden, sammeln sie sich vor allem in der Leber an. So kann auch aus kleinen Dosen in der Gesamtmenge eine tödliche Vergiftung für Pferde und Rinder werden, denn eine Heilung ist nicht möglich.

Pferde reagieren auf das Kraut besonders empfindlich

Die Vergiftungsgefahr besteht übrigens auch, wenn das Kraut gemäht und zu Heu verarbeitet wurde. Dabei reagieren Nutztiere unterschiedlich auf das Alkaloid des Jakobskreuzkrauts. Während Pferde besonders gefährdet sind, reagieren Rinder und vor allem Schafe und Ziegen deutlich unempfindlicher.

Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen hat veröffentlicht, welche Menge Jakobskreuzkraut für ein Pferd gefährlich ist: 40 bis 80 Gramm der frischen Pflanze pro Kilogramm Körpergewicht. Das wären zum Beispiel bei einem 350 Kilogramm schweren Islandpferd 14 bis 20 Kilogramm frisches Jakobskreuzkraut oder 2,4 Kilogramm getrocknet im Heu.

Nur im frühen Stadium ist Behandlung noch möglich

Aber wie können zum Beispiel Pferdebesitzer feststellen, ob bei ihrem Tier eine Schädigung der Leber vorliegt, wenn sie festgestellt haben, dass auf ihrer Weide Jakobskreuzkraut wächst, das ihr Vierbeiner womöglich gefressen hat? Sie verlieren Gewicht, fressen weniger, können blutigen oder wässrigen Durchfall haben, machen eventuell einen benommenen Eindruck oder haben Koliken, informiert Frauke Söchtig.

Ist ein Pferd akut vergiftet, ist eine Behandlung in der Regel aussichtslos, stellt die Apothekerin klar. Höchstens im frühen Stadium einer chronischen Vergiftung gibt es Möglichkeiten, die Leber zu behandeln.

Es ist also wichtig, das Jakobskreuzkraut von der Wiese zu verbannen.

Aber dafür muss man es auch von anderen gelb blühenden Pflanzen genau unterscheiden können, und das ist für Laien gar nicht so einfach.

Das Johanniskraut zum Beispiel sieht auf den ersten Blick ähnlich aus. Unterscheiden lässt es sich aber gut dadurch, dass es im Vergleich zum Jakobskreuzkraut nur fünf Blütenblätter hat.

Wer bei der Bestimmung einer Pflanze unsicher ist, dem rät Frauke Söchtig auf die Hilfe einer App – PlantNet, Flora Incognita oder iNaturalist – zurückzugreifen oder im Internet unter www.pflanzen-bestimmung.de nachzusehen.

Die Sämereien bleiben jahrelang keimfähig

Wer auf seiner Wiese Jakobskreuzkraut findet, sollte es entfernen. Und entfernen meint in diesem Fall mit der Wurzel, denn nur abschneiden reicht nicht, hat die Zevener Apothekerin festgestellt. Sie ist selber Pferdebesitzerin und kennt den Kampf gegen das Kraut aus eigener Erfahrung.

Dabei rät sie dazu, beim Entfernen unbedingt Handschuhe zu tragen, denn das Alkaloid wird auch über die Haut aufgenommen.

Dabei hat sich aber in vielen Fällen gezeigt, dass die herkömmlichen Methoden zur Bekämpfung des Jakobskreuzkrauts langfristig erfolglos sind, weil die Samen der Pflanze, die im Boden ruhen, bis zu 30 Jahre keimfähig bleiben.

Die lange Keimfähigkeit ist auch der Grund, warum kleine Grünschnittplätze das Jakobskreuzkraut häufig nicht annehmen, sondern dazu raten, es im Hausmüll zu entsorgen.

Die Entsorgungsanlage des Landkreises Rotenburg in Helvesiek teilt dazu mit, dass die Pflanze bei ihnen problemlos abgegeben werden kann, weil die Samen des Jakobskreuzkrauts durch die große Hitze in der dortigen Kompostieranlage unschädlich gemacht werden.

Mit Insekten gegen die weitere Ausbreitung

Bei allem Schaden, den das Kraut bei Pferden und Rindern anrichten kann, gehört es aber auch zur biologischen Vielfalt, denn das Jakobskreuzkraut dient rund 200 verschiedenen Insektenarten als Futterpflanze.

Die gelb-schwarzen Raupen des Jakobskrautbären fressen besonders gerne die giftigen Blätter der Pflanze und das Weibchen des Flohkäfers legt seine Eier so in die Erde, dass die Larven die Wurzel fressen können. Einzelne Landwirte haben es geschafft, durch das gezielte Aussetzen beider Tiere gezielt gegen das Kraut vorzugehen.

Die niedersächsische Landwirtschaftskammer rät Pferde- und Rinderhaltern auf jeden Fall dazu, ihre Weiden zu pflegen. Meiden die Tiere die zweijährige Pflanze, hat sie optimale Bedingungen, sich ungehindert weiter auszusamen.

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