TWarum Bakterien im Harsefelder Klärwerk jetzt Hochleistung bringen
Das neue Belebungsbecken ist 47 Meter lang, 16 Meter breit und 9 Meter tief. Foto: Markus Meyer
Es ist ein bedeutender Schritt für die Samtgemeinde Harsefeld: Dank eines neuen Beckens kann das Abwasser der Bürger noch effizienter geklärt werden. Wie funktioniert das genau?
Harsefeld. Mit 47 Metern Länge, 16 Metern Breite und 9 Metern Tiefe könnte dieses zweistraßige Becken vielen Freibädern Konkurrenz machen. Schwimmen sollte man allerdings besser nicht darin: Es handelt sich nämlich um das neue sogenannte Belebungsbecken des Harsefelder Klärwerks, das kürzlich fertiggestellt wurde. Samtgemeindebürgermeisterin Ute Kück gab den symbolischen Startschuss und versetzte das Schraubengebläse des neuen Beckens per Knopfdruck erstmals in den regulären Betrieb.
Ute Kück schaltet das Schraubengebläse bei der Einweihung des Beckens per Knopfdruck ein. Foto: P. Meyer
Warum ist das neue Becken wichtig? Und was passiert überhaupt, wenn in Harsefeld eine Toilettenspülung betätigt wird? Zunächst wird das Abwasser aus dem Gebiet der Samtgemeinde über Pumpwerke in die Kläranlage befördert. Dort wird es zuerst mechanisch ausgesiebt und von Grobstoffen sowie von Fett und Öl befreit.
Klärwerk-Erweiterung
T Mit diesem Becken kann Harsefeld auf 30.000 Einwohner wachsen
Nach dieser Vorreinigung folgt die entscheidende biologische Stufe: In Belebungs- und Nachklärbecken bauen Mikroorganismen organische Schmutzstoffe ab. Hierbei wandeln sie diese in mineralische Stoffe und Gase um. Erst dann darf das gereinigte Wasser in die Aue geleitet werden. Für diesen Prozess brauchen die Bakterien ausreichend Sauerstoff. Der wird mit Hilfe der Technik im neuen Belebungsbecken noch effizienter zugeführt.
Die Belüftung gilt als größter Energieverbraucher einer Kläranlage. Bislang wurde der Sauerstoff, den die Mikroorganismen zur Reinigung des Abwassers benötigen, hauptsächlich über oberflächliche Belüftung und Rohrbelüfter zugeführt. Das bedeutet nicht nur einen hohen Energiebedarf, sondern ist auch weniger effektiv.
Mit der Inbetriebnahme der neuen Becken 3 und 4 kommt nun moderne Klärwerktechnik zum Einsatz. Bei dieser wird der Sauerstoff mit Hilfe feinblasiger Streifen-Membranbelüfter von unten in das Abwasser eingebracht. Die neue Technik reduziert den Energieverbrauch erheblich.
Belebungsvolumen wird fast verdoppelt
Durch die Zweispurigkeit des Belebungsbeckens wurde nicht nur die Betriebssicherheit erhöht, es können nun Wartungsarbeiten einfacher durchgeführt werden. Und mit der Erweiterung wächst auch das mögliche Belebungsvolumen beträchtlich: Statt bislang rund 3200 Kubikmeter stehen der Kläranlage nun 6000 Kubikmeter zur Verfügung. Die Anlage ist damit auf bis zu 30.000 Einwohnergleichwerte ausgelegt und bietet der Samtgemeinde ausreichend Kapazitäten, um ein Bevölkerungswachstum zu stemmen.

Fototermin vor dem neuen Belebungsbecken (von links): Markus Meyer und Andreas Müller vom Klärwerk, Harsefelds Samtgemeindebürgermeisterin Ute Kück, Holger Bohling vom Bauamt sowie Kai Schlüter und Eduard Mai vom Ingenieurbüro Born Ermel. Foto: P. Meyer
Die Kläranlage Harsefeld ist 1977 an den Start gegangen. Seitdem ist sie mehrfach ausgebaut worden. Ende 2019 lief die Einlauferlaubnis aus, 2020 gab es dann die Verlängerung - allerdings unter der Auflage, die Phosphor- und Stickstoffwerte zu reduzieren.
Ein Jahr Verzögerung beim Baustart
Nach einer umfangreichen Vorplanung erfolgte 2023 der Baustart für das neue Belebungsbecken. Die Verzögerung von rund einem Jahr entstand aufgrund von Baugrundverhältnissen und Baumängeln, die erst behoben werden mussten. Nun ist die Maßnahme erfolgreich abgeschlossen worden.

Während der Bauphase im Sommer: links das alte Becken, rechts das neue Belebungsbecken. Foto: Markus Meyer
Mit Kosten in Höhe von rund 8,8 Millionen Euro sei das Projekt eine große Investition, betont Kück. Doch das habe sich mehr als gelohnt: „Wir sind jetzt zukunftsfähig und nachhaltig aufgestellt.“ Neben dem Belebungsbecken mit feinblasiger Belüftung und Rezirkulationspumpwerk wurden auch ein Maschinengebäude sowie eine Messeinrichtung errichtet.
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Das zweistraßige Belebungsbecken zeigt den Unterschied: Links wird Sauerstoff zugefügt, rechts nicht. Das kann je nach Bedarf gesteuert werden. Foto: P. Meyer