TWarum Barbershops besser als ihr Ruf sind

Abdurrahman Cihad Güney, genannt Ciyo, ist seit sieben Jahren Barbershop-Betreiber mit Meisterbrief. Foto: Kramp
Abdurrahman Cihad Güney, genannt Ciyo, wehrt sich gegen ein falsches öffentliches Bild von Barbershops. Der Cuxhavener Meister-Barbier betreibt selbst so einen Salon.
Cuxhaven. Schade findet er es, dass Barbershop zu einem Schimpfwort geworden sei. „Weil man dort Herren mit dunklen Haaren sieht, denken viele, das sei Teil der orientalischen Kultur. Aber das stimme einfach nicht. Ein Barbershop ist international.“ Ihn stört, dass durch manche Äußerungen eine Distanz geschaffen werde und ein negativer Touch entstehe.
Und es erfordere durchaus Expertise, sich Bart und Haaren zu widmen. „Wenn ich einen Barbershop sehe, gehe ich davon aus, dass da ein Friseurmeister in irgendeiner Form tätig ist“, sagt Ciyo. Das gelte bei der Handwerkskammer schließlich als Friseursalon - und wenn kein Meister dahinterstehe, würde doch der Laden geschlossen werden.
Früher ging der Mann zum Herrensalon, heute zum Barbershop
Bei Friseuren gebe es eben Spezialisten, der eine macht nur Kolorationen, aber auch Spezialisierung zum Maskenbilder zähle zum Friseurhandwerk. Ein Barbershop sei schließlich nichts anderes als ein Herrensalon, in dem sich um Haare und Bärte von Männern gekümmert werde. „Das ist kein Extrakonzept, sondern es handelt sich um spezialisierte Herrenfriseure.“
Nur vom Bart alleine könnte keiner existieren, es funktioniere nur in Verbindung mit Haarschnitten. Die Zeiten hätten sich gewandelt. „Der Herr will heute nicht mehr so abgefrühstückt werden“, weiß Ciyo. Viele Männer gingen heute häufiger in den Barbershop und hätten sehr genaue Vorstellungen davon, was sie wollen.
Erster Haarschnitt im Kinderzimmer
Ciyo hat türkische Wurzeln, sein Opa ist als Gastarbeiter hergekommen. Er ist in Cuxhaven aufgewachsen und zur Schule gegangen. Gelernt hat Ciyo das Friseurhandwerk im Salon Inez in Cuxhavens Fußgängerzone. Aber seine Leidenschaft zum Stylen besteht schon viel länger. Er komme aus der Hip-Hop-Bewegung, bei der neben der Musik Sneaker und spezielle Frisuren wichtig gewesen seien.
„2007 habe ich meinen ersten Haarschnitt im Kinderzimmer gemacht. Danach Familie und Freunden als Hobby die Haare geschnitten.“ 2015 schloss er seine Ausbildung ab, 2016 machte er seinen Meister und 2017 eröffnete er seinen Shop. Auf der Meisterschule lernte er seine Frau kennen.
„Meisterpflicht steht für Qualität“
Das Publikum ist stark gemischt, von bis alt, von klassischen Schnitten bis hin zu modernen werde alles gewünscht und es kommen auch Kunden, die gern experimentieren. Ciyo und sein Cousin, der als Geselle beschäftigt ist, kümmern sich ausschließlich um die Herrenköpfe, seine Frau und eine angestellte Gesellin nur um die Damen. Der Lehrling lernt im Ciyos sowohl Damen- als auch Herrenschnitte. „Die Meisterpflicht in Deutschland steht für Qualität“, findet der Friseurmeister.
Demnächst möchte Abdurrahman Cihad Güney seinen Salon wieder auffrischen. „Ich kann das Mintgrün mittlerweile nicht mehr sehen“, lacht er. Und noch eine größere, schöne Veränderung steht an. Die Familie wächst, seine Frau erwartet ihr zweites Kind.