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TWarum Baugebiete in Drochtersen noch nicht bebaut werden können

Hier im Asseler Neubaugebiet Karkhoffpadd sind Bauentwicklungen in allen Stadien zu sehen: von der grünen Wiese über den Rohbau mit Richtkranz bis hin zu den fertigen und bewohnten Häusern.

Hier im Asseler Neubaugebiet Karkhoffpadd sind Bauentwicklungen in allen Stadien zu sehen: von der grünen Wiese über den Rohbau mit Richtkranz bis hin zu den fertigen und bewohnten Häusern. Foto: Knappe

Immer mehr Menschen suchen nach bezahlbaren Eigenheimen. In Drochtersen gäbe es noch Bauplätze - aber vor allem ein zentrales Problem blockiert viele Projekte. Ein Überblick.

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Von Katja Knappe
Dienstag, 15.04.2025, 11:20 Uhr

Drochtersen. Obwohl die Baukosten seit der Corona-Krise und dem Ukraine-Krieg explodiert sind, wurde in den vergangenen fünf Jahren in der Gemeinde Drochtersen durchaus noch gebaut - vielfach seien es junge Leute gewesen, die zugezogen seien, in Hüll seien es fast ausschließlich junge Menschen gewesen, erzählt Bürgermeister Mike Eckhoff. In Assel seien es auch einige Einheimische, die sich im Alter verkleinern wollten.

Kaum noch ernst gemeinte Bauanfragen

Doch inzwischen sei der Markt „fast tot“, sagt Andree Kahl vom Bauamt der Gemeinde. „Bauen ist zu teuer für Normalsterbliche. Wo sollen 600.000 Euro denn herkommen?“ Momentan habe die Gemeinde nicht viele Anfragen, vielleicht drei oder vier Bauanfragen pro Monat - bei den meisten sei fraglich, ob es ernst gemeint sei, so die Einschätzung von Andree Kahl.

Sechs Bauplätze in Kehdinger Heimat noch frei

Im fünf Jahre alten Baugebiet Kehdinger Heimat von Apothekerin Anke Friesen-Schulz, dem ersten in der Gemeinde mit CO2-neutraler Energieversorgung, standen 51 Bauplätze zur Verfügung. Im Vorjahr startete das Marketing des vierten und letzten Bauabschnitts. Vier Grundstücke sind weg, sechs sind noch zu haben.

Wie das Klärwerk Bauplanungen ausbremst

Wer in Drochtersen einen Bauplatz sucht, kommt nicht umhin, auf das alte überlastete Klärwerk zu schauen, das die Abwässer für Großteile der Gemeinde - außer Assel - klärt. Solange das Klärwerk nicht erweitert ist, zieht der Landkreis beim Planungsrecht die Daumenschrauben an. Heißt: Größere neue Baugebiete sind in der Gemeinde nicht realisierbar.

Baugebiet An der Elbmarsch: 60 Prozent reserviert

Betroffen hiervon ist das 5-Hektar-Baugebiet An der Elbmarsch zwischen Sietwender Straße und Fasanenweg mit 34 Einfamilien- und 11 Doppelhäusern. Bereits vor vier Jahren fasste die Drochterser Kommunalpolitik hierfür zwar den Satzungsbeschluss, doch das Klärwerk-Desaster stoppte den Investor. Rund 60 Prozent der Grundstücke seien reserviert - mit einer Reservierungsgebühr von 1000 Euro, sagt Investor Peter von Allwörden, der die Häuser weiterhin realisieren will.

Die Gemeinde hatte damals Quadratmeter-Verkaufspreise fürs Bauland vorgegeben: 165 Euro pro Quadratmeter fürs Einfamilienhaus und 175 Euro fürs Doppelhaus. An diesen Preisen wolle er bei den reservierten Bauplätzen auch weiter festhalten, sagt von Allwörden.

Klärwerk könnte bis Mitte 2027 fertig sein

Wie die Gemeinde hofft auch er auf die baldige Erweiterung des Klärwerks durch die Betreiberin, die EWE Wasser GmbH. Kahl und Eckhoff hoffen, dass die Klärwerk-Baugenehmigung im Mai erfolgt. Dann sei bei planmäßigem Verlauf mit einer Fertigstellung Mitte 2027 zu rechnen. Von Allwörden hofft, dass er dann im Frühjahr 2026 mit der Erschließung seines Baugebietes beginnen kann.

Auch das Wohngebiet Zwischen den Schulen im Herzen Drochtersens wird vom Klärwerk seit rund vier Jahren ausgebremst: Hier wären durch Überplanung rund 20 bis 25 Bauplätze - etwa in zweiter Reihe und als Lückenbebauung - möglich. Es gäbe zwei, drei Interessierte, die bereits hier wohnten und für ihre Familien bauen wollten, sagt Kahl.

Wegerecht-Streit verhindert Kauf des Alten Hofs

Das 1,5 Hektar große Sahnestück Alter Hof, das die Gemeinde 2022 für rund 1,5 Millionen Euro kaufen wollte, liegt aus zweierlei Gründen auf Eis: Zum einen wegen des Klärwerks. Zum anderen trat der Kaufvertrag, obwohl unterschrieben, bis heute nicht in Kraft, weil auf der Fläche ein altes Wegerecht eingetragen ist, das noch nicht gelöscht ist. Zwei Landwirte, einer davon ist der Eigentümer der Fläche, führen aktuell am Landgericht einen Streit um dieses Wegerecht. Auf der Fläche Alter Hof plant die Gemeinde eine Groß-Kita, außerdem wären bis zu 50 Wohneinheiten möglich.

Regenwasser-Abfluss in Dornbusch nicht geklärt

Im Asseler Baugebiet Karkhoffpadd sind noch etwa sechs Baugrundstücke erhältlich. Hier hatte die Gemeinde rund 20 Bauplätze verkauft, rund 15 Häuser wuchsen in den vergangenen zwei, drei Jahren in die Höhe. In der Asseler Straße Wegefährels sind nach einem Hausabriss vier Baugrundstücke möglich.

Im Außenbereich des Alten Wegs in Dornbusch geht es bei der Bauleitplanung für drei Grundstücke seit 2024 nicht voran, weil die Regenwasser-Entwässerung nicht abschließend geklärt ist.

Mehrfamilienhäuser auf Krautsand

Auf einer Krautsander Fläche zwischen Strandweg und Zur Elbaussicht änderte die Kommunalpolitik kürzlich eine seit 2007 bestehende Bebauungsplanung für vier Einfamilienhäuser: Dort sollen nun Mehrfamilienhäuser möglich sein.

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