TWarum der Spielmannszug Oldendorf ein einmaliges Comeback feiert

Ein Bild aus vergangenen Tagen, als der Spielmannszug noch Sparte der Schützengilde Oldendorf war. Nach mehr als 20 Jahren Pause spielen sie jetzt einmalig wieder zusammen. Foto: Archiv Spielmannszug
Zurück mit Pauken und Flöten: Der Spielmannszug Oldendorf tritt zum 100-Jährigen der Schützengilde wieder an. Den ersten Gänsehaut-Moment gab es schon.
Oldendorf. Kann das klappen? Nach mehr als 20 Jahren alle wieder zusammenzutrommeln, um gemeinsam zu musizieren - und zu marschieren? Es klappt, und zwar so gut, dass die Ehemaligen aus dem Spielmannszug Oldendorf dem Sternmarsch am kommenden Sonnabend, 7. September, mit einer beeindruckenden Personalstärke entgegenfiebern.
Den Spielmannszug gibt es schon seit 2003 nicht mehr. Jetzt feiert die Schützengilde ihr 100-Jähriges und die ehemalige Sparte Spielmannszug sollte dabei sein. Eine Anfrage vom Verein, für die sich Uwe Uhlendorf begeistern konnte. Er nahm es in die Hand, die Ehemaligen wieder nach Oldendorf zu dirigieren und fragte bei einigen an - die ihrerseits andere dazuholten.
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Vor dem ersten Treffen standen 50 Namen auf der Liste. „Jetzt sind es ein paar weniger, durch Urlaub oder anderweitige Termine“, sagt Uwe Uhlendorf. Dennoch: 30 Musikerinnen und Musiker sind dabei. „Spitzenmäßig“, sagt Uhlendorf. Knapp 20 von ihnen gehören zum damaligen Oldendorfer Spielmannszug, Unterstützung kommt auch aus Stade, aus Elm oder von der Oldendorfer Gugge-Musik. Einige haben sich seit 30, 40 Jahren nicht gesehen - geschweige denn, zusammen Musik gemacht.

Das erste Treffen der Ehemaligen - und Einmaligen im November 2023. Foto: Spielmannszug
Das Repertoire sitzt - nach nur fünf Proben. Die erste sorgte bei allen für einen Gänsehautmoment. Trommeln und zweistimmig die Flöten, alle spielen vom Blatt - und es klingt, als hätten sie diese Pause von 20 Jahren nie gemacht. „Mir ist es kalt den Rücken runtergelaufen, im positivsten Sinn. Das war unbeschreiblich, alle haben sich nach dem ersten Stück angeguckt und gestrahlt“, sagt Uhlendorf.
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Und dennoch hatte die lange Pause Auswirkungen: Trommeln und Querflöten fehlten und mussten neu angeschafft werden, ebenso die einheitliche Kleidung. Mit den Zuschüssen aus dem TAGEBLATT-Glücksschweinchen-Verkauf und von der Stiftung des Windparks Oldendorf-Kuhla war das möglich.
Aber auch der ehemalige Stader Spielmannszug konnte aushelfen. Die neuen, einheitlichen Shirts für den reaktivierten Spielmannszug tragen mit schöner Doppeldeutigkeit die Aufschrift „Einmalig“.
Zusammenhalt mit Musik
Uwe Uhlendorf selbst spielt Pauke, als Elfjähriger hatte er mit der Trommel im Spielmannszug angefangen. Fast 20 Jahre lang spielte er mit, weil er sich in der Gemeinschaft trotz der vielen Auftritte so wohlfühlte. „Es war der Zusammenhalt, es waren viele Gleichaltrige dabei.“ Sie seien natürlich viel unterwegs gewesen, im Sommer fast jedes Wochenende.
„Wir waren schon eine eingeschworene Gemeinschaft.“ Seine Frau Anette Uhlendorf war Tambourmajorin - die Stabführerin am Kopf des Zuges. „Also eigentlich die Dirigentin.“ Mit der Querflöte ist sie nun am Sonnabend dabei, Tambourmajorin ist Susanne Tiedemann.

Die Tambourmajorin Susanne Tiedemann gibt den Takt vor. Foto: Spielmannszug
Sie gibt den Takt vor, beim Musizieren - aber eben auch beim Marschieren. Die Lieder müssen deshalb auswendig sitzen. Das tun sie auch. Sechs Stücke gehören zum neu aufgelegten Repertoire. Welche das sind, will Uhlendorf im Detail noch nicht verraten. Klassische Märsche sind darunter, wie „Preußens Gloria“ und natürlich dieses eine Stück, das jeder Spielmannszug-Akteur auch aus dem Tiefschlaf gerissen spielen könnte: Die Locke.
Die erklingt immer dann, wenn der nächste Musikzug übernehmen soll. Die klingende Botschaft: Gleich sind die nächsten dran. Die haben dann für die Dauer der Locke Zeit, sich auf das nächste Stück vorzubereiten. Dass das geübte Repertoire für den Sternenmarsch und den Zug nach Oldendorf ausreicht, ist fraglich, macht aber nichts: „Wir gehen auf Dauerschleife“, sagt Uhlendorf.
Die Stimmung könnte nicht besser sein. „Alle freuen sich wie Bolle auf nächsten Sonnabend“, sagt Uhlendorf. Sogar aus Griechenland reist eine Musikerin an, um bei den Einmaligen Flöte zu spielen. Beim Sternmarsch laufen die Oldendorfer von der DRK-Halle aus Richtung Bürgerhaus. Getoppt werden könnte die musikalisch-einmalige Wiedervereinigung nur von der Nachricht, dass die Spielleute wieder regelmäßig musizieren. „Aber das“, sagt Uhlendorf, „müssten Jüngere in die Hand nehmen.“

Das Musizieren klappte nach 20 Jahren ohne Misstöne - aber auch das Marschieren und das Spielen ohne Noten übten die Musiker. Foto: Spielmannszug

Anja Helmke zeigte das neue Shirt mit der Aufschrift „Einmalig“ auch im Bingo-Fernsehstudio bei Michael Thürnau. Foto: Spielmannszug
Musikalisches Programm am 6. September
Zum 100-Jährigen der Schützengilde gibt es am Freitag, 6. September ab 20 Uhr zunächst ein Platzkonzert am Brunkhorst’schen Haus, im Anschluss marschieren die Holsteiner Hornmusik und der Spielmannszug Altkloster gegen 21 Uhr zur Kirche. Dort erklingt der Zapfenstreich.
Am Sonnabend, 7. September, werden etwa 400 Menschen zum Sternmarsch in Oldendorf erwartet. Von drei Punkten in Oldendorf setzen sich ab 14 Uhr die Oldendorfer Schützinnen und Schützen und die Abordnungen der Vereine in Bewegung.
Sie marschieren sternförmig auf das Bürgerhaus zu. Startpunkte sind die Firma Blanken an der Hauptstraße, die Firma Müller in der Straße Auf der Kuhlen und in der Straße Am Steinacker. Vor jeder Rotte wird ein Spielmannszug Ton und Tempo vorgeben.
Vom Bürgerhaus marschiert der gesamte Zug nach Kaken zum Festplatz an der Schützenhalle. Dort klingt der Jubiläumsreigen der Schützengilde mit Festreden und einem lockeren Oktoberfest aus.