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TWarum ein Ehepaar aus Drochtersen jetzt Hörbücher produziert

Jenny und Jens Laskowski macht das Einsprechen von Hörbüchern viel Spaß.

Jenny und Jens Laskowski macht das Einsprechen von Hörbüchern viel Spaß. Foto: Knappe

In Assel produzieren die Eheleute Jenny und Jens Laskowski Hörbücher, so auch die beliebten Historienromane von Dietrich Alsdorf. Wie der 59-Jährige Hobby-Imker seine Mikrofonleidenschaft entdeckte - und bald sogar im Radio zu hören ist.

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Von Katja Knappe
Mittwoch, 01.05.2024, 17:00 Uhr

Drochtersen. 2018 zogen die Eheleute Jenny und Jens Laskowski von Hamburg aufs Land nach Assel - sie stammt aus Drochtersen. Das Faible für die Hörbuchproduktion wurde bei Jens Laskowski durch Bienen geweckt: Der 59-Jährige, gelernter Flugzeugmechaniker und bei Lufthansa in der Produktionsleitung tätig, ist Hobby-Imker.

Ein schleswig-holsteinischer Imkerverband habe sich seine Imkerschule in Papierform auch als Hörbuch gewünscht. Jens Laskowski, der im Vorjahr krankheitsbedingt viel Zeit hatte, machte sich ans Werk, vertonte die Imker-Fibel und sprach die Texte ein.

Zungengymnastik für die markante Bassstimme

Es sei die Idee seiner Frau gewesen, ein weiteres Hörbuch aus einem Roman zu machen. Bei einer Lesung kam Laskowski mit Dietrich Alsdorf, in der Region bekannter Autor historischer Romane, ins Gespräch. Der sei Feuer und Flamme gewesen für die Idee, seine Bücher zu vertonen. Nachdem die Hörbuchproduktion rechtlich mit den Buchverlagen abgeklärt war, legte Laskowski 2023 los.

„Das technische Equipment habe ich ja. Auch alles, was man zum Musikmachen mit Gitarre und Gesang braucht.“ Der 59-Jährige, der eine markante Bassstimme hat, hat schon immer gern vorgelesen und gesungen - etwa für die Kinder, als diese noch klein waren.

Gelesen wird vom Bildschirm, nicht vom Buch

Im Eigenheim am Deich sprach Laskowski „Abels Blut“ ins Mikro, einen Alsdorf-Roman um eine Bauernfamilie aus Bützflethermoor. „Man muss ein bisschen üben und das Buch kennen, um flüssig zu lesen - und schauen, wie der Autor die Charaktere angelegt hat.“ Acht Stunden und 15 Minuten lang ist die Hörzeit bei „Abels Blut“. „Man braucht etwa dreimal so lange, um so ein Buch einzusprechen“, haben die Laskowskis festgestellt.

Gelesen wird vom Bildschirm, nicht vom Buch, da beim Umblättern die Seiten rascheln. Alsdorfs „Rote Lena“, die Frau, deren abgeschlagener Kopf neben ihr im Sarg lag, bringt es auf 17 Stunden Hörzeit. Husten oder Räusper-Geräusche werden hinterher digital aus der Aufnahme geschnitten. Vor der Aufnahme macht Laskowski gezielt „ein bisschen Stimmtraining und Zungengymnastik, um die Stimmbänder aufzulockern“. Trotzdem gibt es mitunter Sätze oder Wörter, die mehrfach wiederholt werden müssen. Jens Laskowski erinnert sich an die „schlotternden Knie“ - die brachten aus unerfindlichen Gründen seine Zunge mehrfach zum Schlottern.

2023 wird das Voicekontor in Assel gegründet

Auch Jenny Laskowski spricht Bücher ein - sie übernimmt Frauenstimmen und vertont Kinderbücher mit der Hexe „Rucella Wurzelbein“ von Gisela Schießl. „Ich mach das nebenberuflich und freue mich immer, wenn ich sprechen und schneiden kann. Es macht total Spaß, mit der Stimme zu arbeiten“, hat die Social-Media-Managerin festgestellt, die als kaufmännische Angestellte arbeitet.

Im November 2023 gründete sie das Voicekontor als Nebenerwerb. Mehrere Bücher haben die Laskowskis inzwischen als Hörbücher produziert, einige sollen noch bis zum Sommer fertig werden: Bücher von Alsdorf und Schießl sowie die beiden „Wissensdurstler“-Unterhaltungsromane von Roman Lachlust. Die Audiodaten der fertigen Hörbücher gehen an einen Distributor, der sie in diversen digitalen Verkaufsplattformen einstellt: etwa bei Google Play, Thalia, Spotify oder Audible.

Spannung: Anfang Mai kommt die erste Abrechnung

„Den Erlös teilen wir uns mit den Autoren“, sagt Jens Laskowski. Beide sind gespannt auf die Verkaufszahlen. „Wir kriegen erst Anfang Mai die erste Abrechnung.“ Natürlich hoffen die Eheleute, dass sich der Nebenerwerb ausbauen lässt. Er nehme gerade mit einem Freund eine Comedy-Serie für einen kleinen Radiosender auf, erzählt Jens Laskowski.

„Wir sind positiv überrascht, wie sich das Ganze innerhalb der Kürze der Zeit schon entwickelt hat“, sagt Jenny Laskowski. Einmal eigene Lieblings- und Bestseller-Autoren sprechen zu können, etwa die Thriller-Autoren Sebastian Fitzek oder Jussi Adler-Olsen, „das wäre das ganz große Kino“, sinniert Jens Laskowski.

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