TWas den Kunsthandwerkermarkt in Drochtersen so besonders macht

Hartmut Nordhausen aus Fredenbeck arbeitet mit Kupfer. Dabei entstehen dann schon mal lebensgroße Figuren wie dieser Mann in Latzhose, der seinem Schöpfer ganz schön ähnlich sieht. Foto: Silvia Dammer
Figuren aus Kupfer, Schmuck mit Edelsteinen und Stickereien: Mehr als 100 Aussteller präsentierten am Wochenende in Drochtersen ihre Handwerkskunst. Rund 3000 Menschen waren an den zwei Tagen in die Halle gekommen - und einige fanden ungewöhnliche Geschenke.
Drochtersen. Die Dreifachhalle in Drochtersen bot am Wochenende eine breite Palette an Kunsthandwerk. Von A wie Aquarellmalerei bis Z wie Ziselieren reichte das Angebot. Ein Hingucker war der Stand von Hartmut Nordhausen aus Fredenbeck, der aus Kupferblech Tiere, Pflanzen und sogar lebensgroße Figuren fertigt.
Seine Werke, darunter eine große Kupfereule mit einer Maus in der Kralle, ein Kolibri und ein Drache, fanden Interessenten. Nordhausen entdeckte seine Vorliebe für Kupferblech während seiner Tätigkeit als Gas- und Wasser-Installateur. Heute widmet er sich dem Kunstschmieden als Hobby und lässt seiner Fantasie freien Lauf. Der Verkauf seiner Figuren stehe für ihn nicht im Vordergrund.
Seit 46 Jahren gibt es den Kunsthandwerkermarkt in Drochtersen
Da befindet sich Nordhausen in guter Gesellschaft mit vielen anderen Ausstellern des Kunsthandwerkermarktes. „Wir sprechen vor allem die Hobbykünstler an“, sagt Organisator Dirk Ludewig. Der Markt ist eines der erfolgreichen Projekte des umtriebigen, ehemaligen Lehrers. Die Idee entstand aus einem Kontakt mit einer Kunsthandwerkerin aus Drochtersen.
Die Arbeiten der Aussteller seien hochwertig, liebevoll gefertigt und dennoch im Wesentlichen bezahlbar für die Besucher. „Ein außergewöhnliches Weihnachtsgeschenk wird hier sicher jeder finden“, sagt Ludewig. Er freut sich, dass sich der Markt in den vergangenen 46 Jahren als einer der laut Ludewig bedeutendsten Kunsthandwerkermärkte in Norddeutschland etablieren konnte.
Der Erfolg des Marktes ist sicher auch dem Mix aus Kunstpräsentation, Unterhaltung und Bewirtung geschuldet, die ihn zu einem beliebten Familienausflugsort machen. Nach dem Motto „früh übt sich“ gibt es auch in diesem Jahr wieder ein Mitmachangebot für Kinder, auf dass die nächste Generation Kunsthandwerker schon einmal in den Startlöchern steht.

Am Stand von Jörg und Andrea Müller gibt es Schmuck und Miniaturen aus Fimo-Modelliermasse mit Halbedelsteinen. Die beiden Kunsthandwerker aus Wedel sind seit 33 Jahren auf dem Kunsthandwerkermarkt Drochtersen anzutreffen und haben ihre Stammkunden. Foto: Silvia Dammer
Jörg und Andrea Müller aus Wedel nehmen die Einladung von Ludewig schon seit 33 Jahren gerne an. Die beiden Kunsthandwerker präsentieren an ihrem Stand kunstvollen Fimo-Schmuck mit Halbedelsteinen, kleine Figuren sowie kreative Arbeiten aus ganz ungewöhnlichen Materialien. Gefäße und Uhren aus alten Schellack-Platten beispielsweise findet man nicht überall.
„Ich bin begeisterter Sammler von alten Grammophonen und habe eine Menge Platten dafür. Viele lassen sich aber nicht mehr abspielen, aber zum Wegwerfen waren sie einfach zu schade“, erzählt Jörg Müller wie er zu seiner Idee kam. Was er am Drochtersener Markt besonders findet? „Er ist sehr vielfältig und die Besucher sind treu. Wir haben eine Menge Stammkunden hier“, sagt der Künstler und reicht einer Käuferin ein Schmuckstück aus einer Koralle über den Tisch. „Die haben wir selbst gefunden“, erklärt er ihr.
84-jährige Otterndorferin zieht die Besucherinnen in den Bann
Gabriele Behrens ist begeistert. Von der kleinen roten Koralle und von dem großen Markt. Sie und ihre Freundin haben auch schon ein paar ungewöhnliche Geschenke gefunden: ein „Monsterbuch“ und eine magische Feder. Beide waren am Stand der Erzählerin und Buchautorin Dagmar Grüner aus Hemmoor zu finden.
Ein anderer Stand begeisterte die beiden Frauen mindestens eben so sehr: Die Weißstickereien und Decken mit Brügger Häkelspitzen der 84-jährigen Otterndorferin Ilse Krappa zieht die Besucherinnen in den Bann. Sticktechniken auf Leinen, die schon vor 400 Jahren so ausgeführt wurden, wie Ilse Krappa sie präsentiert und die sehr aufwendig gearbeitet sind. An so einer Tischdecke stickte die Künstlerin lange. Wie lange? „Das kann ich gar nicht mehr sagen.“
Viele der Weißstickereimotive haben eine metaphorische Bedeutung und sind auch auf Altartüchern zu finden, die Ilse Krappa ebenfalls gestickt hat. Natürlich haben solche Arbeiten ihren Preis. Aber Ilse Krappa stört nicht, dass sie weniger verkauft, als die Strickerin nebenan mit ihren Wollsocken. „Ich freue mich, wenn ich mit den Besuchern ins Gespräch komme und ihnen meine Kunst näher bringen kann.“ Auch das, so Organisator Dirk Ludewig, ist der Wert seines Marktes.