TWas die Besucher der Kulturfestwoche in Kehdingen noch erleben können

Rainer Hatecke holt für das Abschlussfest historische Segelboote und traditionelle Börteboote in den Freiburger Hafen. Foto: Helfferich
Zehn Tage Kultur: Das wird seit vergangenem Freitag in Kehdingen geboten. Am Wochenende endet die Kulturfestwoche mit einem Hafenfest in Freiburg. Was geplant ist und wie die Organisatorin Karen Hertlein die Reihe bis jetzt bewertet.
Kehdingen. Kehdingen hat nicht nur viel Natur zu bieten, sondern auch jede Menge Kultur. Die soll entdeckt werden - von Auswärtigen, aber auch von den Einheimischen. Die Kulturfestwoche bietet dafür sehr unterschiedliche Möglichkeiten. Und manchmal treffen Kultur und Natur aufeinander und ergeben gemeinsam ein ganz besonderes Erlebnis, wie bei dem Klavierkonzert mit Be-Flügelt auf dem Freiburger Elbdeich.
Wer derzeit durch Kehdingen fährt, sieht viele gelbe Staffeleien. Sie weisen den Weg zu den unterschiedlichsten Veranstaltungen. Etwa 160 Angebote gibt es während der Kulturfestwoche, von einer Fotoausstellung in Assel bis zum Jazzkonzert mit The Turn Arrounds in Balje-Hörne. Kulturmanagerin Karen Hertlein hat hier quasi ihr Gesellenstück abgeliefert; vielleicht sogar ihr Meisterstück. In jedem Fall ist sie zur Halbzeit ziemlich zufrieden.
Kulturmanagerin hatte den Vater im Schlepptau
„Überall waren Veranstalter und Besucher gut drauf“, berichtet Hertlein nach den ersten fünf Tagen. Sie hatte einen guten Indikator bei sich: „Ich hatte am Wochenende meinen Vater im Schlepptau. Der war total begeistert und musste zugeben, ohne die Kulturfestwoche hätte er keine der Veranstaltungen besucht.“ Besonders beeindruckend sei die Vielseitigkeit, die in Kehdingen geboten wird.
So geht es auch bis Sonntag weiter.
Live erleben, wie ein Kunstwerk entsteht
Am Sonnabend ist eine mobile Töpferei unterwegs. In der Bücherei Freiburg wird eine lange Nacht der Bücher gefeiert. Und ein doppeltes Jazz-Konzert der Big Band Langen und der Gruppe PaperMoon wird in der Scheune auf dem Hof Mühlenwisch geboten.
Als „sehr stimmig“ hat Karen Hertlein die Kunst- und Fotoausstellung erlebt, die noch am Sonnabend und Sonntag im Aschhorner Moor zu sehen ist. Wer will, kann erleben, wie Kunst entsteht. Elisabeth Holzhausen lädt am Sonntagnachmittag zur Live-Painting Performance beim Atelier Augenweide in Hüll.
Den offiziellen Abschluss macht am Sonnabend und Sonntag das Hafenfest im Freiburger Hafen. Holzbootbauer Rainer Hatecke hat es organisiert und will damit gleich zwei Institutionen feiern: den Pfahlewer Oderik von Oederquart und den Verein zum Erhalt Helgoländer Börteboote. Beide gibt es seit zehn Jahren und sie halten damit eine Tradition aufrecht.
Hafenfest feiert Oderik und die Börteboote
20 Jahre lag der Rumpf eines Pfahlewer-Nachbaus auf der Hatecke-Werft in Freiburg im Dornröschenschlaf, bis ihn 2010 Otto Wachs, ein Freund Hateckes, entdeckte. Er gab 10.000 Euro, damit das Boot fertig gebaut wird. Schließlich kaufte die solvente Gemeinde Oederquart, die einzige Nordkehdinger Gemeinde ohne Elbzugang, das Boot und machte den Pfahlewer zum Sinnbild ihrer Dorferneuerung.
„Alle in einem Boot“ symbolisiert deren Leitbild, gestaltet von dem Krautsander Künstler Jonas Kötz. Seit zehn Jahren schippert nun der Oderik über die Elbe. Heimathafen ist Freiburg, und Oederquarter dürfen ihn kostenlos nutzen.
Ebenfalls zehn Jahre ist die Gründung des Vereins zum Erhalt Helgoländer Börteboote her. Rainer Hatecke ist der Vorsitzende und er hat einen besonderen Bezug zu den Booten: Die meisten erhaltenen Börteboote sind ab 1950 auf der Werft seiner Familie entstanden.
In Norddeutschland gebe es nur noch 40 Stück, sagt er. Ungefähr 300 Mitglieder zählt der Verein, der im Oktober 2018 mit zehn Booten auf dem Wasserweg nach Berlin schipperte und erreichte, als deutsches Kulturerbe auf der Liste als Anwärter für das immaterielle Weltkulturerbe zu stehen.
Traditionsschiffe laufen Freitag im Freiburger Hafen ein
Am Freitagabend laufen nun Traditionsschiffe in den Freiburger Hafen ein. Eingetroffen sind bereits die Wilhelmine aus Stade und die Helen aus Hamburg. Erwartet wird noch die Frieda aus Stade. Zehn Börteboote sind angekündigt und ein zweiter Pfahlewer aus Husum. Außerdem einige historische Segelboote.
„Der Hafen wird voll“, sagt Hatecke. Am Sonnabend wird ab 14 Uhr neben Landrat Kai Seefried auch Herr Mommsen erwartet. Vereine und Institutionen haben Info-Stände. Und Wischhafener Grundschulkinder bieten Führungen für Erwachsene durch den Ort, die Werft und den Kornspeicher an. Am Abend spielt Mense und Band. Am Sonntag wird Neu-Freiburger Rüdiger Möllenberg, Pastor im Ruhestand, um 10 Uhr einen Gottesdienst von seinem Balkon direkt am Hafen halten.