TWie diese Familien den Tannenbaumkauf im Kreis Stade erleben

In der Plantage der Gärtnerei Lühnen tragen Matilda und Rafael aus Buxtehude den schönsten Baum zum Einnetzen. Ausgesucht hat die ganze Familie, absägen durfte Papa. Foto: Anping Richter
Am Wochenende haben viele schon beim Tannenbaumkauf zugeschlagen. Vor allem Familien zog es auf Höfe und Plantagen im Kreis Stade. Dort war zu hören, was im Trend liegt, was Bäume in diesem Jahr kosten und worauf es zu achten gilt.
Landkreis. „Sooo groß ist unser Baum“, sagt Konstantin und streckt die Hände, so hoch er kann. „Auf jeden Fall größer als er“, erklärt sein Papa Jan-Hendrik Albers. 48 Euro hat die mehr als zwei Meter hohe Nordmann-Tanne aus Bio-Anbau gekostet, zwei Becher Punsch gibt es gratis dazu. Eigentlich wollten er und seine Frau Marie-Christin gar keinen Baum kaufen. Das Ehepaar aus Stade-Hagen ist zum Obsthof Lefers in Jork gefahren, um ihn sich als mögliche Location für eine nachträgliche Hochzeitsparty anzusehen. Doch Sandkiste, Spielhäuschen und Baggerfahren waren für Konstantin und seinen kleinen Bruder Jonathan sehr attraktiv.
Tannenbaumschlagen, Pizza, Punsch, Feuerschalen: Der Weihnachtsbaumkauf bei Lefers ist ein Erlebnis für die ganze Familie und liegt damit voll im Trend. Cord Lefers ist Bio-Obstbauer, doch das Tannenbaumgeschäft hat sein Vater schon 1980 als zweites Standbein entdeckt. Acht bis zehn Jahre brauche ein Baum, bis er auf zwei Meter kommt, und seine Bio-Tannenbäume lägen mit 22 Euro pro laufendem Meter an der unteren Preisgrenze. „Es steckt viel Handarbeit drin“, erklärt Lefers und zeigt auf vier vernarbte Schnitte unterhalb der Baumspitze. Das Kambium, die Schicht, die für das sekundäre Dickenwachstum zuständig ist, wurde in der Wachstumsphase eingeritzt, damit die Spitze nicht zu lang wächst. Manche Produzenten erzeugen diesen Effekt lieber mit Wachstumshormonen.

Jan-Hendrik und Marie-Christin Albers haben sich einen Baum ausgesucht. Jonathan ist dabei, Bruder Konstantin genießt lieber den Spielplatz. Die Eltern nutzen das, um sich mit Oliver Leu (links) vom Catering-Service „Kleiner Engel“ über ihre Hochzeitsparty-Planung zu unterhalten. Foto: Anping Richter
BUND warnt vor Pestiziden und empfiehlt regionalen Baumkauf
In Deutschland werden jährlich rund 29.8 Millionen Weihnachtsbäume verkauft, der Großteil aus deutschen Plantagen. Laut Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger bewegt sich der Laufmeter-Preis für Nordmanntannen zwischen 21 und 29 Euro. Der BUND warnt: Herbizide, Insektizide, Fungizide - manche Bäume seien mit einem regelrechten Pestizid-Cocktail belastet. An 23 Verkaufsstellen in Baumärkten, Gartencentern und im Straßenverkauf wurden Stichproben genommen. 13 waren belastet, einige der Wirkstoffe seien nicht einmal zugelassen gewesen.
Ihm könnte das nicht passieren, sagt Marcus Meier. Mit 50 Hektar Plantagen ist er im Kreis Stade einer der großen Produzenten und lässt sich fachlich von einem Hamburger Institut begleiten. Schon sein Vater verkaufte neben der Landwirtschaft Weihnachtsbäume. Heute setzen Marcus und Yvonne Meier neben der Vermietung von Ferienwohnungen ausschließlich darauf. „Die Nordmanntanne ist eine Diva, die lässt sich fast nichts sagen“, weiß Marcus Meier. Inzwischen kenne er sie aber ganz gut. Auch er ritzt das Kambium ein, um das Spitzenwachstum zu stoppen, und knipst Triebe an den Seiten ab, damit der beliebte, schlanke Wuchs entsteht. Fungizide verwende er fast nicht mehr, weil er die untersten Äste im dritten Jahr weghäckselt. So bekommt der Baum mehr Luft und unten keine braunen Äste.
Neu: Sisal-Spirale statt Plastik-Netz
Eine große Tanne ist bereits eingenetzt: Sie kommt in die Wilhadi-Kirche in Stade. Plastiknetze machen Plastikmüll, sagt Meier. Er bietet sie an, hat aber auch eine Alternative: Die Sisal-Spirale. Dabei wird der Baum mit einer kompostierbaren Sisal-Schnur umwickelt. Viele, die sich ihren Baum hier schlagen, entscheiden sich für Sisal. Der Selbstschlage-Preis: 20 Euro pro Meter. Seine Kinder packen beim Verkauf mit an, die Jugendfeuerwehrkameraden auch. Seine Tochter verkauft Punsch und Waffeln zugunsten des Schulfördervereins.

Sisal-Spirale statt Einnetzen mit Plastik: Marcus und Yvonne Meier vom Tannenhof Meier machen es vor. Foto: Anping Richter
„Diesmal ist die Adventszeit kurz“, sagt Viktoria von Gruben auf Gut Kuhla, wo sich viele Familien tummeln. Selbst im Regen bieten die Bäume auf dem Hof und das Gutshaus mit Rondell einen märchenhaften Anblick. Viktoria von Gruben gehört zu einer Generation, in der die Kinder den Baum im Lichterglanz erst an Heiligabend zu Gesicht bekamen. Doch sie merkt, dass viele immer früher zum Tannenbaumkauf kommen: „Sie wollen einfach länger etwas davon haben.“ So ist es auch bei Yannek und Kristina Meyer aus Hammah, die gerade von einer Ferienreise nach Lappland zurück sind, wo die Kinder Henry und Emil ihre Wunschzettel beim Weihnachtsmann abgegeben haben. „Jetzt sind wir richtig in Stimmung, wahrscheinlich schmücke ich den Baum schon heute Nachmittag“, sagt Kristina Meyer. Für das dritte Adventswochenende rechnet Familie von Gruben mit noch mehr Besuchern und wird in der Weihnachtsscheune dann auch Punsch, Bratwurst, Kaffee und Kuchen vorbereiten. Der Baum-Preis ist seit dem letzten Jahr unverändert: 20 Euro pro Meter.

Auf Gut Kuhla in Weihnchtsstimmung: Yannek und Kristina Meyer mit ihren Söhnen Henry und Emil. Foto: Anping Richter