TWie ein Austausch zwischen Stade und Denver weltweiten Krisen standhielt

Die Schülerinnen und Schüler der Vincents Bigband freuen sich schon auf den Besuch aus Denver. Foto: Vincents Bigband
Seit 20 Jahren besuchen sich musikbegeisterte Schüler aus Stade und Denver und spielen gemeinsam Konzerte. So auch in dieser Woche. Der Austausch ist eine Erfolgsgeschichte, auch weil er weltweiten Krisen standhält. Wie es zu dieser Freundschaft kam.
Stade. Am Mittwochabend werden die Schülerinnen und Schüler der Wheat Ridge Highschool aus Denver auf dem Parkplatz des Vincent-Lübeck-Gymnasiums von den Gastfamilien in Empfang genommen. Eine Woche bleiben sie und werden gemeinsam mit den VLG-Schülern ein Chor- und Klassikkonzert in der Cosmae-Kirche (Sonnabend, 20. April, 17 Uhr) und im Stadeum (Dienstag, 23. April, 19.45 Uhr) spielen. Für alle Beteiligten eine aufregende Zeit.
Ex-VLGler Otto Trab, der Jüngste von drei Brüdern, alle ehemalige Mitglieder der Vincents Bigband, erinnert sich gerne an den deutsch-amerikanischen Austausch. Über die Brüder Karl und Fritz gab es mehrfach Gastschüler im Hause Trapp. Er selbst war einmal Gastgeber und zweimal als Gast in Denver.
„Das war eine tolle Sache, auf die wir uns alle gefreut haben“, erzählt er. Es sei ja auch ein kultureller Austausch und ein Stück Völkerverständigung gewesen, und manches Vorurteil habe revidiert werden müssen. „Letztlich war auch gemeinsam Musik zu machen sehr verbindend.“ Bis heute sei er mit seinem amerikanischen Gastgeber in Kontakt.
Sisters Cities legte Grundstein für Jugendaustausch
Zustande kam der Schüleraustausch über den Verein Sisters Cities Komitee Stade. Kurz nach dessen Gründung engagierte der Verein die Bigband des Vincent Lübeck Gymnasiums als musikalischen Lockvogel während der Stader Messe. Sisters Cities war so von den jungen Musikern angetan, dass er einen Jugendaustausch zwischen dem Stader Gymnasium und einer Schule in Lakewood anregte. Lakewood wurde es dann nicht, sondern die Wheat Ridge Highschool im angrenzenden Denver, an der damals Deutsch als Fremdsprache angeboten wurde.
15-mal reisten seither entweder die Stader nach Denver oder die Amerikaner nach Stade. Dabei drohte die Partnerschaft ganz zu Anfang zu scheitern: 2003 wollte Musiklehrer und Bigbandleiter Frank Münter mit seinen Musikern erstmals nach Denver reisen. Alles war vorbereitet, die Flugtickets gebucht, die Gastgeber gefunden, ein Programm vor Ort vorbereitet, doch dann marschierten im März die USA in den Irak ein, um Saddam Hussein und sein Regime zu stürzen. „Aus Angst wegen der Terrorgefahr zogen immer mehr Eltern die Anmeldung ihrer Kinder zurück“, erinnert sich Münter, „schließlich mussten wir absagen.“ Zum Glück hätten die Amerikaner „cool und verständnisvoll reagiert“.
2010 Abflug trotz Eyjafjallajökull-Ausbruch
Ein Jahr später wurde die Reise nachgeholt, und seither fast jedes Jahr in die eine oder andere Richtung wiederholt. Spannend blieb es bis zuletzt 2010, als der isländische Vulkan Eyjafjallajökull ausbrach und den Himmel verdunkelte. Doch der Flieger nach Denver hob ab. Nur die Corona-Pandemie unterbrach den Austausch für zwei Jahre. Schon 2022 flogen die Stader Schüler wieder nach Denver und freuen sich jetzt auf den Gegenbesuch.
Von der Corona-Delle ist auch der Verein Sisters Cities Stade betroffen, der beim Schüleraustausch stets die Busfahrten vom und zum Flughafen Fuhlsbüttel bezahlt. Kai-Uwe Klinge, Vorsitzender des Stader Komitees, bedauert, dass die Partnerschaft des Vereins fast zum Erliegen gekommen sei. Frank Münter: „Ohne Sisters Cities wäre dieser Kontakt nie entstanden“, sagt er. Und die beteiligten Schüler wären und Erfahrungen ärmer. „Wenn man sieht, wie die jungen Menschen miteinander umgehen, sich durch diesen Austausch in ihrer Persönlichkeit entwickeln, dann lohnt sich die Mühe.“