TWie man Bernstein im Neuwerker Watt findet

Afra Griebel ist fast täglich im Watt, um vor Neuwerk nach Bernstein zu forschen. Immer mit dabei: Ihr Sulky und Hengst Glenny.
Neuw. Bernsteinsammeln – das verbinden viele Menschen mit der Ostsee. Doch auch in der Nordsee ist das fossile Harz zu finden. Eine, die nicht nur erfolgreich, sondern auch auf ungewöhnliche Art und Weise sucht, ist Afra Griebel. Die 68-Jährige fährt fast täglich mit einem Sulky ins Watt, gezogen von Hengst Glenny.
Im Stall steht Glenny, bereits eingespannt in sein Geschirr und hat den Sulky in Wattwagen-gelb hinter sich. Dort steigt gleich seine Besitzerin ein und dann geht es über die Insel bis ins Watt.
Hohes Bernstein-Aufkommen in Neuwerk
Ein Sulky ist ein einachsiges Pferdefuhrwerk, das im Pferderennsport bei Trabrennen eingesetzt wird. Die Streben von Afra Griebels Sulkys sind aus Edelstahl, damit sie in der salzigen Nordseeluft nicht rosten.Hengst Glenny ist 18 Jahre alt und mit ihm ist sie im Sommer und im Winter unterwegs.
Immer mit an Bord: eine Greifzange und ein kleiner Beutel, der am Sulky hängt. „Bernstein sammele ich, ohne den Sulky zu verlassen“, sagt Afra Griebel, die gebürtig aus Schleswig-Holstein stammt. Meist ist sie allein unterwegs und genießt die Ruhe und die Zeit mit dem schönen Tier, das sie mit eleganten und kraftvollen Bewegungen durch Schlick und Priele fährt.
Mit dem Pferd in der Natur
„Wasser mag er, da muss man ihn ein wenig anspornen weiterzufahren“, sagt sie. Überhaupt ist eine Fahrt eine ständige Kommunikation zwischen der Fahrerin und dem Vierbeiner.
Afra Griebel führt auch Urlaubsreiter, die ihr Pferd mit auf die Insel bringen, durchs Watt. „Einmal habe ich mit 20 Frauen eine Tour gemacht und jeder hat ein Stück Bernstein gefunden. Doch das Watt ist eine Wundertüte, „manchmal finde ich tagelang nichts“.
Griebel lebt seit 50 Jahren auf Neuwerk
Das mag man nicht glauben, wenn man die Ausbeute sieht. Mehrere Eimer voller Harz, und auch der größte je bei Neuwerk gefundene Klumpen gehen auf ihr Konto. Er wiegt 1,45 Kilo. Doch sie sammele ja schon jahrzehntelang. Afra Griebel findet auf Neuwerk sogar körbeweise Pilze, die andere nicht einmal sehen.
Seit 50 Jahren lebt sie auf der Insel. Die Liebe hat sie hergebracht. Wie viele Insulaner haben auch die Griebels ein Domizil in Cuxhaven. Volker Griebel arbeitete auf einem Hof in Schleswig-Holstein und freundete sich dort mit Afras Bruder an. So lernte die junge Frau den Insulaner kennen und zog, kaum 18 Jahre alt, auf das kleine Eiland im Wattenmeer.
Neuwerker Bernstein im Natureum Balje ausgestellt
In der Pferdesport-Szene ist ihr Mann nicht unbekannt, er hat sich früher als Rennreiter einen Namen gemacht. Die Griebels führen nicht nur ein Hotel für Menschen, sie nehmen auch seit 40 Jahren Pferde auf.
Afra Griebel lebt seit 50 Jahren auf Neuwerk und sammelt Bernstein. Anders als andere ist sie nicht zu Fuß unterwegs. Sie fährt mit dem Sulky, gezogen von Hengst Glenny. Ihre Sammlung ist groß. Manche Steine kann sie an eine Schmuckdesignerin verkaufen. Auch im Natureum Balje kann man ihre Steine finden.Zur Hochphase der Trab- oder Galopp-Rennbahnen in Deutschland, kamen renommierte Pferde zu den Griebels. Pferde, die später Preise gewannen, haben es sich zuvor auf Neuwerk gut gehen lassen.
Wie der Bernstein-Test funktioniert
Steinreich wird man mit Bernstein nicht, aber ein Schmuckdesigner aus Hamburg hat bei Afra Griebel schon kleinere Stücke gekauft. Wer im Natureum in Balje Bernstein schleift, der hat vermutlich ein Stück in der Hand, das Afra Griebel im Watt rund um Neuwerk gefunden hat.
Bernstein treibt im salzhaltigen Meereswasser oben. Wer prüfen will, ob er Bernstein gefunden hat, kann 170 Gramm Salz in einen Topf mit einem Liter Wasser geben. Bernstein einlegen. Sofern dieser nicht untergeht, kann man sich sicher sein, dass es sich um Bernstein handelt.