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Gastronomie

TWieder schließt ein Traditions-Gasthaus: Bei Meier in Gräpel ist Schluss

Die Entscheidung ist gefallen: Am 31. Dezember ist Schluss für Wirtin Karin Mundt im Gasthaus Meier in Gräpel.

Die Entscheidung ist gefallen: Am 31. Dezember ist Schluss für Wirtin Karin Mundt im Gasthaus Meier in Gräpel. Foto: Mundt/Meier

Ihr Gasthaus in Gräpel war über Generationen Familiensache. Schon als Kind lugte Karin Mundt nachts auf die Feiern im Saal. Jetzt zieht die Wirtin einen Schlussstrich.

Von Regina Schomacker Samstag, 14.12.2024, 11:45 Uhr

Gräpel. Es war Kommunikationszentrum, Nebenerwerb und schließlich gesellschaftlicher Mittelpunkt: Seit sechs Generationen bewirtet Familie Meier ihre Gäste in Gräpel, die dort zum Feiern einkehren, Versammlungen abhalten, Urlaub machen, gemeinsam lachen oder auch weinen, sich kulinarisch verwöhnen lassen oder nur das Feierabendbier genießen möchten – aber nur noch bis zum 31. Dezember.

Auf eine Tabakpfeife in die Schänke

Diese für sie schwere Entscheidung hat Wirtin Karin Mundt, geborene Meier, vor einem Jahr getroffen. Denn schon ihre Eltern, Gisela und Jakob-Hinrich Meier, taten alles, damit sich ihre Gäste bei ihnen rundherum wohlfühlten. Dennoch kämpften auch sie mit der Nachfolgefrage für den Gastronomiebetrieb, der seit 1800 im Familienbesitz ist.

Damals betrieben Dietrich Meier und später sein Sohn Jakob einen stattlichen Bauernhof. In der angegliederten Schankwirtschaft kam man nur nach Feierabend oder sonntags nach dem Kirchgang zum Umtrunk und einer Tabakpfeife zusammen.

Hinrich Meier baut das Gasthaus

Erst als Hinrich Meier sein Erbe antrat, schenkte dieser der Gastronomie mehr Interesse. Gemeinsam mit Ehefrau Maria entstand ein separat stehendes Gasthaus mit Saal inklusive Bühne. Da die Ehe kinderlos blieb, übernahmen 1958 sein Neffe Jakob-Hinrich Meier und Ehefrau Gisela den Betrieb, der schon damals über Gästezimmer verfügte.

1972 errichtete das Wirtsehepaar daneben ein separat stehendes Gästehaus. Acht Jahre zuvor hatten sie an das Hauptgebäude einen Clubraum mit 60 Plätzen angebaut, 1979 folgte die Bundesdoppelkegelbahn.

Nachts lugen die Kinder in den Saal

Das Gasthaus war für Gisela und Jakob-Hinrich Meier auch ihr Zuhause, in dem sie eine Etage über dem Schankraum ihre drei Töchter groß zogen. „Manchmal sind wir Kinder nachts aufgestanden und haben durch die Lüftungsöffnungen das Treiben auf dem Saal beobachtet“, erinnert sich Karin Mundt, die ebenso wie ihre Geschwister schon früh im elterlichen Betrieb mit anpackte.

In der Gaststube kümmerte sich Jakob-Hinrich Meier um das Gästewohl, in der Küche war es Gisela Meier. Heute wird Karin Mundt unterstützt von einem tollen Team sowie von ihrem Ehemann Günter und ihren Söhnen.

Eigentlich aber habe sie ihre Eltern nur „vorübergehend entlasten“ wollen. Damals, als Sohn Andree sich nach mehreren Jahren als Küchenchef gegen die Übernahme des Familienbetriebs entschieden hatte, machte sie mit Unterstützung ihres Teams weiter.

Von Kegelbahn bis Wahllokal

Im Gasthaus Meier feierte man Hochzeiten und Geburtstage, tanzte auf Bällen und um den Pfingstbaum, traf sich zu Versammlungen und Seminaren, genoss Konzerte und Theateraufführungen, wetteiferte beim Kegeln um alle Neune oder gab die Stimme im Wahllokal ab. Frühstück, Torten und Kuchen, deutsche und auch internationale Küche servierten Karin Mundt und ihr Team den Gästen. Die Jägerschaft half beim Bestücken des Wildbüfetts, der Schifferverein lud jährlich zum Ball und Grünkohlessen ein. Als Vereinslokal aller Fußballer wurden dort Siege und Niederlagen gefeiert.

Schwierige Suche nach Nachfolgern

„Ich habe das immer gerne gemacht“, betont die engagierte, bei ihren Gästen beliebte Wirtin. Aber der Job fordere auch viel, ergänzt die heute 68-Jährige mit Blick auf ihr Privatleben. Deshalb ist die endgültige Entscheidung gefallen: Am 31. Dezember 2024 ist Schluss. Alle Vereine und Kegelclubs wurden von Karin Mundt bereits persönlich informiert, die Dorfbewohner wissen ebenfalls Bescheid.

Wie es mit dem Gast- und Pensionshaus Meier weitergeht, steht bis dato nicht fest. Immerhin gehören zu dem Gastronomiebetrieb das Haupthaus mit Schankbereich, einem großen und zwei kleineren Clubzimmern, einem Saal mit Bühne, einer Groß- und einer kleineren Küche sowie einer Bundesdoppelkegelbahn und gleich daneben das Gästehaus. Dafür eine Nachfolge zu finden, ist derzeit eher schwierig, weiß Karin Mundt.

Viele Gäste und auch die Dorfbewohner haben Verständnis für ihre Entscheidung, auch wenn dadurch ein beliebter gesellschaftlicher Mittelpunkt verloren geht. Karin Mundt dankt ihren Gästen für deren Treue und Vertrauen. Besonders dankbar und stolz ist sie aber auf ihr Team; auch dafür, dass alle bis zum Schluss dabei sind. „Ohne euch und eure fleißigen Hände hätte ich es nicht wuppen können“, sagt die scheidende Wirtin.

Das Gasthaus Meier im Herzen von Gräpel war über viele Jahrzehnte Mittelpunkt des Dorflebens.

Das Gasthaus Meier im Herzen von Gräpel war über viele Jahrzehnte Mittelpunkt des Dorflebens. Foto: Schomaker

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