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Wesermarsch

TWohin mit der Gülle? Für die Bauern wird es eng

Ein Landwirt bringt auf einem Feld Gülle aus. Weil es dafür im Herbst in der Wesermarsch zu nass war, haben die Bauern jetzt ein Problem.

Ein Landwirt bringt auf einem Feld Gülle aus. Weil es dafür im Herbst in der Wesermarsch zu nass war, haben die Bauern jetzt ein Problem. Foto: Patrick Pleul

Die Lagerkapazitäten sind vielfach erschöpft. Die Gründe sind der nasse Herbst des vergangenen Jahres und die vielen Niederschläge in den Monaten danach. Was können die Landwirte jetzt tun, um Havarien zu verhindern?

Von Detlef Glückselig Freitag, 19.01.2024, 06:00 Uhr

Butjadingen. Die Bauern in der Wesermarsch steuern auf ein Problem zu. Ihre Lagerkapazitäten für Gülle sind kurz davor, erschöpft zu sein. Die bei der Kreisverwaltung in Brake angesiedelte untere Wasserbehörde schlägt bereits Alarm und bittet Landwirte, sich dringend zu melden, wenn sich ein Engpass abzeichnet.

Manfred Ostendorf, Geschäftsführer des Kreislandvolkverbands Wesermarsch, kann erklären, warum die Landwirte in Sachen Gülle aktuell in Schwierigkeiten geraten. Pro Kuh fallen laut Manfred Ostendorf in einem landwirtschaftlichen Betrieb im Jahr bis zu 30 Kubikmeter Gülle an. 25 Kubikmeter davon sind die Ausscheidungen des Tieres. Die restlichen fünf Kubikmeter kommen durch sogenanntes Prozesswasser zustande - Wasser, mit denen die Laufställe und Melkstände oder die Kühe selbst gereinigt werden und das entsprechend verunreinigt ist.

Pflanzen werden durch die Gülle mit Stickstoff versorgt

Die Bauern bringen einen Teil der Gülle auf den Feldern aus, um diese zu düngen. Die Pflanzen werden dadurch mit Stickstoff versorgt. Sie müssen aber auch Lagerkapazitäten vorhalten. Das können Betonsilos sein, wie man sie vielfach auf den Höfen in der Wesermarsch sieht. Andere Bauern lagern die Gülle in entsprechend ausgestatteten Kellern, die sich direkt unter den Ställen befinden.

Das Problem, das sich nun abzeichnet, ist eine Folge des nassen Herbstes 2023. Weil die Felder aufgeweicht waren, konnten die Bauern sie erst sehr spät oder teils auch gar nicht abernten. Und sie konnten den matschigen Untergrund auch nicht befahren. Beide Effekte führten laut Manfred Ostendorf dazu, dass die Landwirte nicht so viel Gülle ausbringen konnten, wie sie eigentlich hätten ausbringen müssen. Nun sind die Lager voll - und es droht ein Havarie-Szenario, das es zuletzt 2017 gegeben hatte.

Von einer Havarie sprechen Fachleute, wenn die Silos oder Keller überlaufen und die Gülle ungehindert in die Gräben fließt. Eine solche Gewässerverunreinigung wollen die Landwirte und die untere Wasserbehörde unbedingt verhindern.

Nachbarschaftshilfe in Anspruch genommen

Nach Auskunft von Ostendorf haben Landwirte aktuell schon Nachbarschaftshilfe in Anspruch genommen und ihre Gülle bei Kollegen untergebracht, die noch Kapazitäten haben. In anderen Fällen nutzen Bauern mit Hilfe des Kreislandvolksverbands die Kapazitäten stillgelegter Betriebe. Doch auch diese Möglichkeiten sind endlich. Und das Problem verschärft sich mit jedem Tag, den der Frost anhält oder es neue Niederschläge gibt.

Zum einen fallen Regen und Schnee auch in die nach oben offenen Silos - und kosten dort Platz, der dringend für die Gülle gebraucht wird; das hatte bereits im November und Dezember zur Verschärfung der Lage geführt. Zum anderen wird es den Landwirten wenig nützen, wenn am 1. Februar die seit Anfang November geltende alljährliche Sperrfrist für das Ausbringen von Gülle endet. Wenn nämlich dann immer noch Schnee auf den Feldern liegt oder der Boden durch den abgetauten Schnee oder erneuten Regen so aufgeweicht ist, dass man ihn nicht befahren kann, wird es mit dem Ausbringen der Gülle wieder nichts.

Untere Wasserbehörde beantwortet alle Fragen

Die untere Wasserbehörde informiert auf der Webseite darüber, was Landwirte tun können, wenn ihnen ein Notstand bei der Gülle-Lagerung droht. Pauschale Regelungen gibt es laut unterer Wasserbehörde nicht; über das weitere Vorgehen bei der Gefahr eine Havarie werde immer im Einzelfall entschieden.

Eine Möglichkeit, die Bauern in Absprache mit dem Landkreis und der Landwirtschaftskammer nutzen und sich genehmigen lassen können, kann laut Manfred Ostendorf der Bau von Notbecken sein. Dabei handelt es sich in aller Regel um in den Boden gebaggerte große Löcher, die die Landwirte mit dreifacher Silofolie abdichten und in die sie die Gülle dann einleiten können. Solche provisorischen Becken müssen allerdings später wieder zurückgebaut werden.

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