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Nachbarkreise

TNeue Tiny-House-Siedlung für Dauermieter am Nordseedeich

Wohnen, wo andere Urlaub machen: Die gerade 45 Quadratmeter großen Miethäuser von Christina Bleier liegen direkt hinter dem Nordseedeich in Cappel-Neufeld.

Wohnen, wo andere Urlaub machen: Die gerade 45 Quadratmeter großen Miethäuser von Christina Bleier liegen direkt hinter dem Nordseedeich in Cappel-Neufeld. Foto: Leuschner

Kleine Wohn-Revolution hinterm Nordseedeich? Hier trifft minimalistischer Lebensstil auf maritimen Charme – und das in einer Region, die für solche Innovationen bislang nicht gerade bekannt ist.

Von Heike Leuschner Samstag, 26.04.2025, 08:00 Uhr

Wurster Nordseeküste. Christina Bleiers Traum von einer eigenen Tiny-House-Siedlung nimmt mehr und mehr Gestalt an. Ein paar Wochen noch, dann sollen in drei ihrer Kleinsthäuser am Rande des Nordsee-Dorfes Cappel-Neufeld ihre ersten Mieter einziehen können.

Blick in die offene Wohnküche eines der drei 45 Quadratmeter großen Häuser in Cappel-Neufeld, die Christina Bleier dauerhaft vermieten möchte.

Blick in die offene Wohnküche eines der drei 45 Quadratmeter großen Häuser in Cappel-Neufeld, die Christina Bleier dauerhaft vermieten möchte. Foto: Leuschner

Im vergangenen Jahr hatte Christina Bleier das kleine Wohngebiet gleich hinter dem Nordseedeich in der Gemeinde Wurster Nordseeküste für ihr Investitionsvorhaben entdeckt. Die Fläche hinter dem Nordseedeich passte genau zu ihren Vorlieben für die Nordsee und dem Traum vom reduzierten Leben auf kleinem Raum. Und die Bauvorgaben für das Gebiet standen ihren Ideen nicht entgegen.

Bleier bewohnt ein 45 Quadratmeter großes Tiny House

Die Augsburgerin kaufte einen Teil des Wohngebiets, ließ sich darauf ein energieautarkes 45 Quadratmeter großes Fertighaus im Kleinsthaus-Stil errichten, das sie vorerst als Feriendomizil und später dauerhaft nutzen möchte. Parallel plante sie eine winzige Wohnsiedlung mit drei weiteren Tiny Houses und der Option auf ein viertes Minihaus.

Dieses teilautarke Minihaus im Wohnwaggon-Stil in Cappel-Neufeld bewohnt Christina Bleier mit ihrer Familie selbst.

Dieses teilautarke Minihaus im Wohnwaggon-Stil in Cappel-Neufeld bewohnt Christina Bleier mit ihrer Familie selbst. Foto: Leuschner

Anders als beim eigenen, äußerlich wie ein Eisenbahnwaggon anmutenden Mini-Domizil entschied sie sich bei den Mietshäusern für eine Stein-auf-Stein-Bauweise. „Aus Kostengründen“, erklärt die 51-Jährige, die die Osterferien für eine Stippvisite in Cappel-Neufeld nutzte.

Kleinsthäuser mit Grundstück, Terrasse und Stellplatz zur Miete

Die Steinhäuser sind 45 Quadratmeter groß und stehen jeweils auf einem rund 350 Quadratmeter großen Grundstück, das auch einmal eine Terrasse sowie bis zu zwei Autostellplätze umfassen wird. Es gibt ein Schlafzimmer, ein Duschbad, einen Technikraum und eine Wohn-Küche, die die Hälfte des gesamten Häuschens einnimmt.

Investorin Christina Bleier ist glücklich mit ihrem Kleinsthaus-Bauprojekt in Cappel-Neufeld.

Investorin Christina Bleier ist glücklich mit ihrem Kleinsthaus-Bauprojekt in Cappel-Neufeld. Foto: Photographer:Heike Leuschner

Als Heizung ist eine spezielle Klimaanlage vorgesehen, die eine Wand- oder Fußbodenheizung entbehrlich macht. Für Gäste und Stauraum hat sie in ihren Miethäusern eine kleine (Schlaf-)Empore eingeplant, die bei Bedarf über eine Klappleiter erreichbar ist.

Passend zur eigenen Nordseevorliebe und zum nahen Meer haben die Steinhäuser eine hellblaue, holzartig anmutende Verkleidung und weiße Fensterrahmen erhalten. Für noch mehr maritimen Flair sorgen Bullaugen-Fenster. Der Strandhausstil könnte jeder dänischen oder schwedischen Feriensiedlung Konkurrenz machen.

Sanitär und Fußböden: Innenausbau soll in Kürze vollendet werden

„In den nächsten Tagen werden Fliesen, Sanitäranlagen und Fußbodenbeläge eingebaut, dann sind die Häuser von innen fast fertig“, erzählt Bleier. Den Einbau einer Küche überlässt sie den künftigen Bewohnern. Mieter hätten oft ihre eigenen Vorstellungen. 750 Euro Kaltmiete hat sie pro Haus mit Grundstück kalkuliert.

Die hellblaue Fassadenverkleidung der Miet-Minihäuser von Christina Bleier in Cappel-Neufeld passt zur nahen Nordseeküste.

Die hellblaue Fassadenverkleidung der Miet-Minihäuser von Christina Bleier in Cappel-Neufeld passt zur nahen Nordseeküste. Foto: Leuschner

Mit ihrem eigenen Faible für kleines Wohnen, das gleichermaßen komfortabel und nachhaltig ist, liegt Bleier im Trend. Immer mehr Menschen können sich vorstellen, minimalistisch auf wenigen Quadratmetern zu leben. Bauplätze für sogenannte Tiny-, Kleinst- oder Mikrohäuser mit einer Baufläche von circa 15 bis 50 Quadratmetern sind aber immer noch rar.

Manche suchen Inspirationen fürs eigene Tiny-House-Projekt

Dieser Umstand beschert Bleier bei Wohnungssuchenden aus nah und fern ein reges Interesse. Etwa 20 Frauen, Männer und Paare hätten sich bislang bei ihr gemeldet. Einigen hat sie die Mietobjekte während der zurückliegenden Osterfeiertage gezeigt. Eine Dame, erzählt die Augsburgerin, habe zwar keines ihrer Häuschen in Cappel-Neufeld mieten wollen. „Sie wollte sich aber Inspirationen in Sachen Tiny House holen.“

Manche Haussuchenden hätten auch Kaufinteresse bekundet. Aber verkaufen will Bleier ihre Häuser nicht. Eines Tages, so ihr Plan, möchte sie ihren Lebensmittelpunkt von Bayern in ihr eigenes Tiny House nach Cappel-Neufeld verlegen, sagt die freiberufliche Fotografin. Die Mieteinnahmen sind Teil der Altersvorsorge.

Bleier: Es lohnt sich, in Kleinsthäuser zu investieren

Aus ihrer Sicht ist der deutsche Bau- und Wohnmarkt reif für Kleinsthaus-Siedlungen. „Ich denke, dass es sich lohnt, in ein Stück Land zu investieren, Minihäuser zu bauen und diese zu verkaufen.“

Diesen Bedarf haben inzwischen auch andere Investoren erkannt. So vermarktet die IDB (Immobilien Development- und Beteiligungsgesellschaft Cuxhaven) in Cuxhaven-Altenbruch gerade ein Neubaugebiet, das verschiedene Wohnformen und dabei auch mehrere Kleinsthaus-Grundstücke vorsieht.

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