TWohnmobil-Service: Tobias Kuch macht Hobby zum Beruf

Bei Elchcamper werden auch Wohnwagen und Wohnmobile von Eigentümern repariert und aufgerüstet. Foto: Vockenroth/Kreiszeitung
Es ist ihm quasi in die Wiege gelegt worden: Mit neun Monaten ging es erstmals auf Campingtour. Heute ermöglicht der Ex-ITler anderen rollende Ferien. Das bietet Elchcamper.
Sottrum. Im Sonnenuntergang an den Straßenrand fahren, Markise ausfahren und Dosenravioli vom Gasherd. Keine anderen Menschen und kein Großstadtlärm. Das Campen hat seinen eigenen Zauber, der spätestens seit der Corona-Pandemie immer mehr Deutsche fesselt.
Doch wer sich keinen Wohnwagen oder kein Wohnmobil leisten kann, für den gibt es immer noch die Möglichkeit, sich Freiheit zu leihen.
Tobias Kuch besitzt in Höperhöfen mit seiner Firma einen der größten Anbieter im Camperverleih in der Region. 120 Fahrzeuge umfasst seine Flotte aktuell. Mit knapp 25 bis 40 unterschiedlichen Modellen in allen Größen. Mit seinem Team aus 10 bis 15 Mitarbeitenden bietet er auch Werkstattservice an. Die beiden Geschäftszweige halten sich mit jeweils circa 50 Prozent die Waage. „Wir haben dieses Jahr in der Werkstatt ganz stark zugelegt“, sagt Kuch. Drei Vollzeit-Monteure arbeiten dort an Reparaturen, Aufrüstungen und der Ausstattung von Campingmobilen. „Unsere eigenen Fahrzeuge machen nur zehn bis fünfzehn Prozent der Werkstattarbeit aus.“ Sein Einzugsgebiet erstreckt sich auf alle Ecken Deutschlands: Mecklenburg, Düsseldorf, Ruhrpott. „Aus dem Umkreis kommen 30 bis 40 Prozent der Kunden, der Rest kommt von weiter her“, so der 33-Jährige.

Tobias Kuch brennt für seine Leidenschaft: Wohnmobile und Wohnwagen. Foto: Vockenroth/Kreiszeitung
Seine Leidenschaft ist Kuch quasi in die Wiege gelegt worden. „Mit neun Monaten habe ich meinen ersten Campingurlaub mit meinen Eltern gemacht“, erzählt er mit einem Lachen. Darauf folgten unzählige Campingreisen und Kurzurlaube. „Ich hatte meinen ersten Wohnwagen mit 18, noch bevor ich mein erstes Auto hatte“, erinnert er sich. Für etwa 6000 Euro hatte er sich den Wohnwagen damals gekauft und wieder fit gemacht, bevor er sich „das passende Auto“ dazu anschaffte.
Aus dem Hobby neuen Beruf gemacht
2018 gründete er schließlich Elchcamper. Damals noch als Nebengeschäft zu seinem Job in der IT. Nach einer langen Auszeit in Skandinavien fasste er 2020 den Entschluss, in die Vollselbstständigkeit zu gehen. „Mein Chef war natürlich nicht begeistert, dass ich nach dem Urlaub gekündigt habe“, schmunzelt er. Doch der Gedanke, sich mit seinem Hobby selbstständig zu machen, war schon immer da.
Kuch, der gebürtig aus Richtung Oldenburg kommt, zog ursprünglich wegen seiner Ex-Freundin in die Gegend zwischen Bremen und Hamburg. Jetzt will er von hier nicht mehr weg. „Die Region hier ist einfach viel geiler. Sie ist viel schöner.“ Für seine Firma bietet sie auch viele Vorteile. Es gibt eine sehr gute Autobahnanbindung, und sowohl Bremen als auch Hamburg sind nur 30 bis 40 Minuten entfernt. Dazu kommt die „perfekte Durchreiseroute“ für die Weiterfahrt nach Norden. Das Ziel vieler, die bei Elchcamper mieten: „Unsere Kunden fokussieren sich auf Skandinavien.“ Viele kommen mit dem Auto über die A1 oder A7. „Sie lassen ihr Auto bei uns stehen und fahren dann mit dem Camper weiter Richtung Norden.“ Kuch selbst ist auch Skandinavien-Fan: „Der Name der Firma kommt ja eigentlich auch von dort.“
Dabei weiß er, dass Deutschland auch wunderschöne Ecken zum Campen bietet. „Du musst im Grunde nicht mal weit fahren: die sächsische Schweiz, der Harz, der Ruhrpott oder einfach mal die Küste abfahren.“ Die Wohnmobile und -wagen bei Elchcamper sind alle so ausgestattet, dass ein Campingplatz nicht notwendig ist. Sie haben Duschen, Toiletten und Gas zum Kochen - die Ausstattung variiert je nach Modell.
„Wir bieten auch Mieten im Winter an“
Die Hauptsaison geht von April bis Oktober, dann ist besonders viel los. Aber auch außerhalb der Saison kann man sich ein Fahrzeug bei seiner Firma leihen: „Wir sind einer der ganz, ganz wenigen, die Wintermieten anbieten.“ Dann gibt es zusätzlich zur Ausstattung noch Winterreifen, Schneeketten und Scheibenabdeckungen. Da Elchcamper Betriebsferien macht, werden die Camper Mitte Dezember abgeholt und Anfang Januar wieder zurückgebracht. Dafür gibt es dann einen Sonderpreis. „Es hat sich in den vergangenen Jahren bewahrheitet, dass immer mehr Leute über den Winter in den Urlaub fahren“, beobachtet er.
Pläne fürs nächste Jahr gibt es auch schon: Aktuell werden ungefähr 60 der 120 Fahrzeuge zum Verkauf angeboten. Die Angst, dass das Geschäft schließt, ist aber unbegründet. Der Verleih soll etwas verschlankt und die Werkstatt ausgebaut werden. „Dann nehmen wir in der Miete weniger ein, sind aber im Umkreis immer noch einer der größten. Wir sagen, dass wir jetzt erst mal lieber die Qualität wieder etwas verstärken.“ Und für die 60 verkauften Fahrzeuge sollen 40 neue angeschafft werden. Die Regel für Kuch ist, dass die Camper nach 12 bis 24 Monaten wieder verkauft werden. Das Design, die Polster etc. müssten modern gehalten werden.
Aus der Region wegziehen möchte Tobias Kuch auf keinen Fall mehr. Hier habe er die perfekten Voraussetzungen für seine Firma gefunden. „Die Leute können mit dem Flieger nach Hamburg kommen, fahren dann mit dem Metronom nach Sottrum und wir holen sie dort ab.“ (rk)