TWuchernde Hecken und üble Nachrede: Wie Schiedsleute in Drochtersen Streit schlichten

Schiedsleute-Duo in Drochtersen: Peter-Klaus Rambow und Ute Wilckens. Foto: Knappe
Häufig sind es Grundstücksgrenzen oder krähendes Geflügel, die zum Zankapfel werden. Wenn Nachbarschaftsstreitigkeiten kräftig gären, dann ist der Barnkruger Peter-Klaus Rambow als Schiedsmann gefragt.
Drochtersen. Peter-Klaus Rambow wurde beim Drochterser Neujahrsempfang vor wenigen Wochen für sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. Der 64-Jährige ist geduldig, argumentiert ruhig und sachlich und er kann zuhören.
Als Bürgermeister Mike Eckhoff ihn vor einigen Jahren zum ersten Mal fragte, ob er das Amt einer Schiedsperson bei Nachbarschaftsstreitigkeiten wahrnehmen wolle, sagte der Elektromeister erstmal nein - er war noch in Arbeit und hat und hatte stets diverse Ehrenämter. Bei der zweiten Anfrage ließ Rambow sich erweichen und ist nun seit Juli 2022 offzieller und vom Amtsgericht Stade bestätigter Schiedsmann der Gemeinde. Seit knapp einem Jahr wird er dabei von der Dornbuscherin Ute Wilckens als Stellvertreterin unterstützt.
„Wir sind keine Richter und keine Rechtsberater“
„Dass die Tätigkeit so bürokratisch und so zeitaufwändig ist, hätte ich nicht gedacht“, räumt der 64-Jährige ein. „Man muss Empathie mitbringen und objektiv bleiben. Häufig hat jede Seite ein bisschen recht“, sagt Ute Wilckens. Immer wieder macht das Schiedsleute-Duo die Erfahrung, dass die Erwartungshaltung der „Klienten“ eine falsche ist.
„Wir sind keine Richter und keine Rechtsberater“, stellt Rambow klar. „Aber viele erwarten von uns teilweise, dass wir ihnen nun sagen, welche Partei recht hat“, berichtet Wilckens. Genau darum geht es eben nicht: Beide bemühen sich vor allem darum, die streitenden Parteien an einen Tisch zu bekommen. Meist kommen die Anforderungen über das Ordnungsamt oder die Polizei, mitunter rufen Betroffene aber auch direkt an.
Streits schaukeln sich oft jahrelang still hoch
„Ganz oft geht es um Grenzverlaufs-Streitigkeiten, um rüber wachsende Bäume, um Ruhestörungen, um Hühner, die Lärm machen. Und manchmal auch um üble Nachrede“, erzählt Rambow. „Meist schaukelt sich so etwas über jahre hoch und der Baum oder der krähende Hahn sind dann nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.“ Viele scheuten sich, mit der Gegenseite zu reden.
„Wenn ich frage, habt Ihr denn schon mit dem Nachbarn gesprochen, dann höre ich oft: Nee, mit dem spreche ich nicht, mit dem kann man nicht sprechen“, sagt Rambow. Wer den Antrag auf ein Schlichtungsverfahren stellt, zahlt die Kosten, beide Parteien können sich die aber auch teilen. Die Drochterser Schiedleute verlangen einen Vorschuss von 70 Euro, meist kommt hinterher weniger heraus.
Oft kommt es gar nicht zur Schlichtungsverhandlung: Peter-Klaus Rambow besucht beide Parteien schon im Vorfeld jeweils einzeln. Viele Bürger kennt der ehemalige Asseler Ortsbrandmeister, der sich auch im Bürgerkomitee und in der Hafengemeinschaft Barnkrug engagiert, persönlich. Viele Fälle haben sich nach den Einzelgesprächen schon erledigt, bevor es zur Schiedsverhandlung im Bürgerhaus in Barnkrug kommt.
2022 zählte Rambow 13 Anfragen, davon wurden zwei verhandelt, eine endete vor Gericht. Von den 16 Fällen im Vorjahr seien drei verhandelt worden. In diesen drei Fällen konnten Rambow und Wilckens eine Einigung erzielen.