TZum Schnäppchenpreis: Drochtersen hat Gemeindestraßen saniert

Drochtersen hat zwölf Gemeindestraßen im Dünnbett-Kaltverfahren sanieren lassen. In der Schwagerstraße (oben) ist das Dünnbett zu sehen, im Kreuzungsbereich Am Hochsteige ist der Belag bereits gesplittet. Foto: Knappe
Löcher und Spurrillen ade: Die Gemeinde Drochtersen hat im Sommer ein Dutzend Gemeindestraßen sanieren lassen. Und das fix und billig - in einem neuen Verfahren.
Drochtersen. Seit Jahren ärgern sich die Bürger über Buckelpisten. Doch Straßensanierungen gelten als aufwendig und teuer. Die Gemeinde Drochtersen hat im Sommer im Ort Drochtersen und in Assel ein Dutzend Gemeindestraßen im sogenannten DSK-Verfahren (Dünnschicht im Kalteinbau) sanieren lassen. Die Politik hatte sich im Vorfeld dafür entschieden, weil es schnell und günstig ist.
Für die zwölf im DSK-Verfahren sanierten Straßenzüge seien für die Gemeinde jetzt rund 250.000 Euro an Kosten angefallen - „hätten wir das im konventionellen Verfahren gemacht, wäre das Vier- bis Fünffache der Summe herausgekommen“, sagt Michael Eckardt vom Bauamt der Gemeinde.
Bei der klassischen Straßensanierung werde erst die Deckschicht abgefräst, danach Heißasphalt aufgebracht, der mindestens eine Nacht aushärten müsse, erläutert Eckardt. „Das geht mit Vollsperrungen einher.“
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Beim DSK-Verfahren werden die Straßen erst mit dem Kehrsaugwagen abgesaugt. Dann werden Gullys, Schieber und Regenwasserabläufe abgeklebt. Ein Einbauzug mischt vor Ort eine Materialmischung zusammen, die in einen Einbauschlitten fällt und gleichmäßig dünn auf der Straße verteilt wird und dort Spurrillen und bis zu sechs Zentimeter tiefe Löcher ausgleicht.
Gibt es tiefe Risse im Straßenkörper, müssen diese vor Beginn der Arbeit verfüllt werden. Das sei in Drochtersen nicht nötig gewesen, sagte Ingenieur Jörg Heining von der beauftragten Firma Rolasphalt.
Hamburger Straßenmaterial für Drochtersen
Das Dünnbett besteht zu etwa elf Prozent aus einer Bitumenemulsion, dazu kommt eine sehr kleine Menge Zement. Der Hauptbestandteil der Mischung besteht aus Sandsplitt oder Recyclingmaterial. In Drochtersen sei aufbereitetes schadstoffzertifiziertes Fräsgut aus Hamburger Straßen in kleiner Körnung verwendet worden.
Bereits nach zehn Minuten ist die DSK-Fahrbahn wieder belastbar.
Das Dünnbett wurde in Drochtersen und Assel innerhalb von drei Tagen im Juni aufgebracht. Eigentlich sollte kurz darauf die nötige Deckschicht aus Splitt folgen - Regen, Schützenfeste und wieder Regen verzögerten die Arbeiten bis in den August. Insgesamt sei für die Sanierungsarbeiten eine Woche nötig gewesen, im klassischen Heißasphalt-Verfahren hätten eher zehn Wochen angesetzt werden müssen, so Eckardt.
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Auf das Dünnbett wurde im August Rollsplitt aufgebracht, der überflüssige Splitt wurde jeweils nach rund einer Woche wieder abgesaugt. Anwohner reagierten teils verärgert. „Niemand mag Rollsplitt“, weiß Michael Eckardt. Die gesamte neue Schicht auf den Straßen sei ein bis zwei Zentimeter dick. „Dicker sollte es nicht sein, sonst müssten wir bei Hof- und Grundstückseinfahrten wieder abfräsen“, sagt Heining.
Gute Erfahrungen mit erstem Dünnbett am Deich
Insgesamt seien in Drochtersen 285 Tonnen Material auf rund 13.000 Quadratmetern Fläche aufgebracht worden. Die DSK-Schicht gelte als frostbeständig und haltbar: Drochtersen habe das DSK-Verfahren bereits vor Jahren am Deichverteidigungsweg getestet, berichtet Michael Eckardt vom Bauamt. Damals sei noch keine Rollsplittschicht aufs Dünnbett aufgetragen worden, außerdem gebe es dort durch die Landwirtschaft auch Schwerlastverkehr. Trotzdem „hat die Straße zehn Jahre lang gehalten“.
Die Gemeindestraßen, die jetzt saniert wurden, liegen vornehmlich in Wohngebieten ohne Schwerlastverkehr: Kirchen-, Deich-, Meister- und Schwagerstraße, Von-Brummer-Straße, Am Hochsteige, Brückenweg, Apfelstieg, Alte Schulstraße, Im Ring und Johann-Grodtmann-Straße.
Wichtig sei, dass dann, wenn die Rollsplittschicht abgefahren sei, rechtzeitig neu gesplittet werde, betonte Ingenieur Heining. „Wenn man das rechtzeitig macht, vermeidet man Folgeschäden.“
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