Glücklich auch ohne Vater: So geht es den Eisbären im Zoo Bremerhaven
Der Eisbär Lloyd ist umgezogen. In den Zoo Karlsruhe. Die jungen Eisbären Anna und Elsa im Zoo am Meer sind nun „Halbwaisen“. Aber sie haben auch mehr Platz. Wie geht es den beiden Jungtieren nach zwei Wochen ohne Lloyd?
Von Jens Gehrke
Das morgendliche Schwimmen steht an: Zuerst kommt die schwarze Nase von Eisbärmutter Valeska zum Vorschein. Dann folgen die Jungtiere Anna und Elsa ins große Gehege des Zoos am Meer. Auf schnellen Tatzen geht‘s zum Becken und dann wird getaucht und geschwommen. Den drei Eisbären geht es sichtlich gut – auch ohne Lloyd. Der männliche Eisbär hatte am 11. April den Zoo verlassen. Er ist nun in Karlsruhe beheimatet.
Zoodirektorin Dr. Heike Kück macht noch einmal deutlich, dass die Eisbären ihren „Mann“ und „Vater“ Lloyd nicht vermissen – es sind ja keine Menschen. „Eisbären treffen sich nur zwei Wochen zur Paarung, dann zieht die Eisbärin die Jungen allein groß“, erklärt Kück, wie es in der Natur abläuft.
Eisbär-Männchen sind Gefahr für ihre Nachkommen
Männliche Tiere sind eher eine Gefahr – daher lebte Lloyd auch strikt getrennt von Valeska und den Jungen. Dabei beanspruchte Lloyd täglich von 9 bis 14 Uhr das große Gehege für sich, dann wechselten die anderen Eisbären dort hinein. Seitdem Lloyd in Karlsruhe ist, „gehört“ nun alles Valeska und den jungen Eisbären Anna und Elsa. Das kleine Gehege, das große Gehege – den ganzen Tag lang. „Wenn ich den Schieber jetzt schließen muss, etwa für Arbeiten im Gehege, muss ich ganz schön mit den Tieren diskutieren“, sagt Tierpfleger Thomas Grunert und schmunzelt.
Anna und Elsa verstehen sich laut Kück noch prächtig mit Mutter Valeska. Sie seien komplett entspannt. Diese mache bislang keine Anstalten, die jungen Tiere zu verstoßen, wie es in der Wildbahn üblich ist. Dabei seien sie nun schon 28 Monate zusammen.
Europaweiter Zuchtstopp in Zoos für Eisbären
Anna und Elsa spielten viel, berichtet Kück von ihren Beobachtungen. Immer wieder würden sie einen Ball ins Becken werfen, hinterherspringen, den Ball holen und wieder von vorne starten. Elsa sei mutiger als Anna, mache auch gerne mal ihr Ding – erstaunlicherweise zeigen sich da auch charakterliche Parallelen zur Namensgeberin, der Disney-Eiskönigin Elsa. „Die sind alle fit und fidel“, freut sich Tierpfleger Grunert.
Die jungen Eisbären haben noch eine rund zehn Zentimeter tiefere Schulterhöhe als das Muttertier. „Solange das gut geht, behalten wir alle drei“, kündigt Direktorin Kück an. Irgendwann müsse man sich aber wohl entscheiden, ob Valeska oder Anna und Elsa den Zoo verlassen müssen – die Geschwister sollen nicht getrennt werden. Irgendwann soll auch ein neuer männlicher Eisbär nach Bremerhaven kommen. Aktuell gebe es aber einen Zuchtstopp in Europa.
Zoo am Meer: Auch ohne Eisbär Llyod sehr gut Besucherzahlen
Das mit Lloyd ein Publikumsliebling gegangen ist, ist für den Zoo offenbar zu verkraften. Wie Direktorin Kück berichtet, seien derzeit, wo Nordrhein-Westfalen noch Ferien habe, rekordverdächtig viele Besucher da. Unter ihnen auch ein Mädchen, das sich die Nase am Fenster vor dem Eisbären-Becken platt drückt – fasziniert von den drei verbliebenen Tieren. (axt)
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