Hamburg

Heftige Kritik am geplanten Synagogen-Bau

Der Präsident des Zentralrats der Juden ist über Kritik am geplanten Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge im Hamburger Grindelviertel erschrocken. 

Donnerstag, 04.03.2021, 17:16 Uhr
Philipp Stricharz, 1. Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Hamburg, zeigt auf ein historisches Foto der Bornplatzsynagoge. Foto: Bosch/dpa

Philipp Stricharz, 1. Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Hamburg, zeigt auf ein historisches Foto der Bornplatzsynagoge. Foto: Bosch/dpa

Josef Schuster findet stattdessen, der Aufbau sei richtig, wichtig und vergleichbar mit dem der Dresdner Frauenkirche.

„Etwas verwundert hat mich allerdings die jüngste Kritik von 45 Personen aus Israel: Diese Kritik kann ich in ihrer Heftigkeit nicht nachvollziehen“, sagte Josef Schuster im Interview mit dem „Hamburger Abendblatt“ (Donnerstag). Ihn habe erschreckt, dass Historiker aus Israel den Wiederaufbau „in einen Zusammenhang mit einer „erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad“ stellen und damit die AfD zitieren“. Eine solche Kritik diskreditiere sich selbst.

Die Gegner des Projekts hatten unter anderem gesagt, die Rekonstruktion der Synagoge erzeuge die Illusion, dass nie etwas geschehen sei. Dem widersprach Schuster deutlich: „Ganz im Gegenteil: Ein wiedererrichtetes Gotteshaus an diesem Ort weist zugleich darauf hin, was dort geschehen ist.“

Die ehemals größte Synagoge Norddeutschlands soll in den kommenden Jahren im Grindelviertel neu entstehen. Für den Wiederaufbau der 1938 beschädigten und 1939 zwangsweise abgerissenen Synagoge hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages Ende November 65 Millionen Euro freigegeben.

Schuster betonte die Tragweite des geplanten Wiederaufbaus. „Durch die internationalen Reaktionen hat das Projekt eine Dimension erreicht, die deutlich über Hamburg hinausgeht. Das gilt aber auch für die Bedeutung des Wiederaufbaus und für das Bauvolumen.“

In der Rekonstruktion – statt einer modernen Synagoge – liege ein besonderer Reiz, betonte der Zentralrats-Präsident. Zum einen zeige er den besonderen Stellenwert, den die jüdische Gemeinde in der Hansestadt einst besaß. „In diesem Jahr feiern wir 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland – da passt dieses Signal besonders gut.“ Zum anderen würden gerade die alten Sakralbauten, die nach der Zerstörung im Krieg im ursprünglichen Stil wiederaufgebaut wurden, von vielen sehr geschätzt. So könne das Hamburger Projekt durchaus mit dem Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche verglichen werden. „Der Gedankengang geht jedenfalls in dieselbe Richtung.“

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