Pulitzerpreis

Hip-Hop-Musical „Hamilton“ kommt im Herbst nach Hamburg

Vom Waisenkind aus der Karibik zum ersten Finanzminister der USA: Das Musical «Hamilton» läuft seit Jahren erfolgreich am Broadway. Jetzt kommt es nach Hamburg - auf Deutsch.

Dienstag, 14.06.2022, 17:41 Uhr
Die beiden Musical-Darsteller Ivy Quainoo und Benet Monteiro stehen im Operettenhaus auf der Bühne. Foto: Georg Wendt/dpa

Die beiden Musical-Darsteller Ivy Quainoo und Benet Monteiro stehen im Operettenhaus auf der Bühne. Foto: Georg Wendt/dpa

Von Carola Große-Wilde

Bei einer Gala im Weißen Haus präsentierte Rapper Lin-Manuel Miranda US-Präsident Barack Obama und seinen Gästen einen Rap über Alexander Hamilton - und legte damit den Grundstein für eine der beeindruckendsten musikalischen Sensationen in den USA. „Das ist das größte Kunstwerk, das ich je gesehen habe“, sagte Michelle Obama, die sich das Musical mit ihrem Mann gleich mehrfach angesehen hat. Auch Hillary Clinton, Joe Biden, Beyoncé Knowles und Paul McCartney zählten zu den Besuchern des Musicals, das 2015 Premiere am New Yorker Broadway feierte. Am 4. Oktober steht nun die Deutschland-Premiere des Stücks über den ersten Finanzminister der USA in Hamburg an.

„"Hamilton" hat das Genre Musical revolutioniert. Es passt in keine Schublade und bricht alle Grenzen auf“, sagte Stage-Chefin Uschi Neuss, am Dienstag in Hamburg. Die Hauptrolle von Alexander Hamilton wird Musicalstar Benét Monteiro („Die Eiskönigin“, „Mamma Mia!“) übernehmen. Seinen Freund und späteren Rivalen Aaron Burr spielt Gino Emnes („Kinky Boots“, „Tina - Das Musical“). Die Rolle von Hamiltons Ehefrau Eliza Schuyler übernimmt Popsängerin Ivy Quainoo, die mit 19 Jahren die erste Staffel der Castingshow „The Voice of Germany“ gewann und in New York eine Schauspielausbildung absolvierte.

Pulitzerpreis und weiter Auszeichnungen erhalten

Das Hip-Hop-Musical über die Gründungsväter der USA löste in Amerika einen Hype aus. Es gewann elf Tony Awards, einen Grammy sowie den Pulitzerpreis. Erzählt wird die Geschichte von Alexander Hamilton mit moderner Rap- und Hip-Hop-Musik. Als karibischer Einwanderer arbeitete er sich im 18. Jahrhundert ganz nach oben, wurde Adjutant George Washingtons, kämpfte im Unabhängigkeitskrieg gegen die Engländer, entwarf die neue Verfassung und wurde erster Finanzminister der USA. Er starb 1804 an den schweren Verletzungen nach einem Duell mit seinem Rivalen Aaron Burr. Sein Gesicht ziert noch heute die 10-Dollar-Note.

„Was ich so großartig finde an dem Stück, ist die Art und Weise, wie die politischen Umbrüche der Zeit dargestellt werden“, sagte Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD). „Wir erleben dort einen Menschen als Protagonisten, der ein Getriebener ist. Ein Getriebener von der Idee, dass man sich einsetzen kann für eine Gesellschaft, die man verändern kann.“ In den USA wurde Mirandas Entscheidung, nahezu alle Rollen mit Migranten zu besetzen, bejubelt. Auch die Darsteller in der Hamburger Aufführung sind sehr divers und stammen aus 13 Nationen. „Diversität muss hier nicht gepredigt werden, sondern ist eine Selbstverständlichkeit“, meinte Brosda.

Warum das Musical doppelt so viele Worte wie normal hat

Die deutsche Inszenierung des Musicals ist seit Jahren in Arbeit. Allein an der Übersetzung haben der Rapper Sera Finale und der Musicalautor Kevin Schroeder drei Jahre lang gefeilt. „Das englische Skript hat 25 000 Wörter - doppelt so viele wie normale Musicals, weil darin so viel gerappt wird und rappen schneller geht als singen“, sagte Sera Finale. „Das war ein ganz schöner Schinken! Aber die deutsche Sprache kann die Originaltexte mit ganz eigener Wortkraft zum Fliegen bringen“, ist der Rapper überzeugt. Er hofft, dass das Musical auch viele junge Leute und Hip-Hop-Fans anziehen wird.

Nach New York und London ist Hamburg die drittgrößte Musicalmetropole der Welt. Zur Zeit laufen in der Hansestadt die Musicals „Tina Turner“ im Operettenhaus, das im Herbst von „Hamilton“ abgelöst wird, „König der Löwen“ und „Die Eiskönigin“ im Hafen und „Wicked“ im Theater Neue Flora, auf das im Herbst das Abba-Musical „Mamma Mia!“ folgt. Außerdem wird im Mehr!-Theater am Großmarkt das Theaterstück „Harry Potter und das verwunschene Kind“ gezeigt. (dpa)

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